Roy Chapman Andrews posierte auf vielen Bildern heroisch mit seiner Flinte, die Ähnlichkeit mit Dr. Henry Walton Jones Jr. ist gegeben. RCA war ein hervorragender PR-Mann und konnte umfangreiche finanzielle Ressourcen beschaffen, ein guter Wissenschaftler war er wohl eher nicht. Allerdings hatte er auch die Unterstützung der US-Regierung für seine Mongolei-Expeditionen, er war wohl ebenfalls als Spion aktiv.
“Andrews war ein perfekter Selbstdarsteller. Er entwarf sein Image und lebte es unfehlbar – es gab keine Flecken auf seiner weißen Weste. Roy Chapman Andrews: berühmter Forscher, Dinosaurierjäger, ein Beispiel angelsächsischer Tugenden, Meisterschütze, Kämpfer gegen mongolische Räuber, der Mann der den Begriff „Äußere Mongolei“ prägte“ schreibt Douglas Preston vom American Museum of Natural History.
Indiana Jones gehört zwar zur grabenden Zunft und macht sowohl im Hörsaal als auch im Feld eine gute Figur. Allerdings ist dieser Charakter kein Paläontologe sondern ein Archäologe. Für diese inhaltliche Ausrichtung hat „Indie“ noch eine Prise Charakter eines anderen Mannes erhalten: Der deutsche Schriftsteller, Mediävist, SS-Obersturmführer und Ariosoph Otto Rahn. Ich nenne ihn bewusst nicht Wissenschaftler, denn ein Gralsmythos-Experte und Okkultismus-Gläubiger ist bestenfalls Esoteriker. Diese rassistischen Vergangenheits-Mystifizierungen der nationalsozialistischen Ära entbehren jeder rationalen Grundlage, ebenso wie die Ariosophie. Aber die Nähe zu Mythen hat die Indiana Jones-Filme auf jeden Fall stark beeinflusst, wie ja auch einige Nationalsozialisten auf der Jagd nach der Bundeslade perfekte Feindbilder abgeben.
Der Gelehrte mit Verstand und Peitsche ist jedenfalls ein schillernder und charismatischer Charakter, eine ideale Besetzung für einen aufregenden Film. Wenn auch die gelehrte Seite von Indiana Jones eher durch die obligatorische Brille das Tweed-Jacket und die gebannte Zuhörerschaft im Hörsaal symbolisiert wird als durch intelligente Inhalte des Films.
Bis in die 70-er Jahre hinein blieb es dann erst einmal still um die großen ausgestorbenen Echsen.
Nur wenige Wissenschaftler trieben die Dino-Forschung in dieser Zeit so arbeitsam und innovativ voran wie John Ostrom. Der US-amerikanische Wirbeltierpaläontologe hatte 1964 einen Dinosaurier entdeckt und 1965 wissenschaftlich publiziert, der unser Bild dieser Echsen grundlegend verändern sollte: Deinonychus. Ostrom beschrieb diese Echse als schnellen Jäger und begründete damit die moderne Dinosaurierforschung. Die Raptoren wie Deinonychus, Velociraptor & Co als schnelle, soziale und intelligente Jäger übten auch auf Ostroms Studenten eine große Faszination aus. Bald kam auch die Diskussion über die Warmblütigkeit der längst ausgestorbenen Tiere auf, die Dinosaurier-Forschung erlebte eine Renaissance. 1975 veröffentlichte Robert Bakker ein Buch namens „Dinosaur Renaissance“ und stellte den neuen Blick auf die alten Echsen einem breiten Publikum vor. Bakker arbeitet sehr populär orientiert, seine Thesen stehen nicht immer vollständig auf dem Boden der Tatsachen, aber er erreicht so eine breite Öffentlichkeit für eine längst ausgestorbene Tiergruppe. Dadurch besteht auch mehr Aufmerksamkeit an soliden Forschungsergebnissen, wie sie etwa der Ostrom-Schüler und geniale Dino-Experte Jack Horner bietet. Er ist heute Paläontologe des „Museum of the Rockies“ – er hatte mit seiner Forschung über die sanfte Seite der schrecklichen Echsen die Dino-Debatte neu entfacht. Durch seine spektakulären Funde von Dino-Nestern mit Embryonen und in situ hatte er ganz neue Erkenntnisse über das Brutpflege-Verhalten und das Wachstum dieser Reptilien ermöglicht.
Da er seine Forschung auch exzellent erklären kann, war er Scientific Advisor für den Film „Jurassic Park“. Und natürlich flossen seine Gestalt und seine Dino-Begeisterung auch in die Figur des „Jurassic Park“-Chef-Dino-Forschers Dr. Alan Grant in Gestalt von Sam Neill ein. Der Park-Erfinder John Hammond wird übrigens von dem genialen Natur-Doku-Filmer Richard Attenborough gespielt.
“Jurassic Park“ war der Film, von dem ich als Kind immer geträumt hatte, er hat mich 1993 beim ersten Gucken auf der Kino-Leinwand vollständig in seinen Bann geschlagen. Vor allem der erste Teil des Films, in dem es um die friedlich dahin ziehenden Reptilien-Herden geht und zwei Paläontologen Doktorspiele um den erkrankten Triceratops veranstalten hat mich absolut hingerissen. Am liebsten wäre ich in den Film gesprungen, um sofort mitzumachen. Diese Vorstellung des Sozialverhaltens und des ereignisarmen Alltags der schrecklichen Echsen war etwas ganz Besonderes, es hat den neuen Blick auf soziale Dinosaurier auch im Kino eingeläutet. Die zweite Hälfte des Films gleitet dann natürlich nur in das übliche Action-Kino ab, die fand ich deutlich weniger aufregend. Es hat mich eher gelangweilt.
Die Erklärung mit dem Extrahieren von Dino-DNA, dem Auffüllen mit Frosch-DNA und dem darauf folgenden Klonen war etwas an den Haaren bzw. Schuppen/Federn herbeigezogen. Jeder Biologe im 2. Semester hätte gewusst, dass Frösche ihr Geschlecht wechseln können. Und der ewig klug schwätzende Chaos-Forscher war auch eher entbehrlich, aber so hatte Chrichton nun mal seine Story, auf der das Drehbuch beruht, gestrickt.
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