Im ersten Teil “Science-Blogs, die wissenschaftlichen Institutionen angeschlossen sind” ging es um typische Merkmale von Science-Blogs,  Instituts-Blogs mit Reporting-Funktion und Expeditions-Blogs.
Jetzt geht es an die exemplarische Betrachtung und Analyse der Blogs ausgewählter Institutionen im deutsch-sprachigen Raum aus den Bereichen der Meeresforschung, Bio-Wissenschaften und Raumfahrt.

https://www.dlr.de/blogs/Portaldata/66/Resources/philae/esa_rosetta_zeichnung_630_355.jpg

Rosetta und Philae sind unterwegs und guter Dinge

Raumfahrt:
Raumfahrt und Astronomie sind „heiße“ Themen, zu denen es eine Vielzahl von privaten und institutionalisierten Science-Blogs gibt. So betreiben auch die Raumfahrt-Institutionen verschiedene Online-Medien-Angebote.

European Space Agency (ESA)

Die professionell geschrieben institutionellen Blogs zu den einzelnen Missionen mit stetigen Updates werden flankiert von einigen ausgezeichneten Science-Blogs einzelner Mitarbeiter mit wertvollen weiteren Informationen. Insgesamt ein hervorragender Online-Auftritt, der sowohl Raumfahrt-Experten wie auch die breite Öffentlichkeit anspricht.
Besonders erfolgreich war der

https://blogs.esa.int/alexander-gerst/files/2014/02/Blue-Dot-Mission-Patch.pngSolche Astronauten-Blogs sind zwar zeitlich begrenzte Expeditions-Blogs, sie haben aber aufgrund des sehr speziellen Berufs, seines einzigartigen Images sowie des ungewöhnlichen Arbeitsplatzes eine Sonderstellung und eine gewaltige Außenwirkung. Alexander Gerst hat zwar sachlich über seine Arbeit berichtet, die Leidenschaft für seine Mission war aber deutlich spürbar bzw. lesbar. Zusätzlich hat er einige persönliche Sichtweisen formuliert, die auf die Fragilität des blauen Planeten abzielen – ein sehr eindringlicher Appell für einen behutsameren Umgang mit der Erde und ihren begrenzten Ressourcen.
Auch die Rosetta-Mission war auch medial besonders erfolgreich. Der Rosetta-Blog ist aufwändig gestaltet und erfüllt mit seinen gut aufbereiteten wissenschaftlichen Updates mit phantastischen Bildern und Filmen alle Anforderungen eines exquisiten Science-Blogs. Die Dokumentation der ersten Kometen-Mission hat mit vielen Original-Zitaten und viel Leidenschaft viele Menschen an dieser Pionier-Forschung teilhaben lassen. Der große Erfolg von Rosetta lag uch nicht zuletzt sicherlich an der professionellen Graphik-Gestaltung, die den Satelliten „Rosetta“ und seinen Trabanten „Philae“ auf ihrem einsamen Flug zum unwirtlichen Kometen 67P/Tschuriumov-Gerasimenko als himmelblaue, sympathische Charaktere personifiziert hat. Die Cartoons und Cartoon-Filme haben eine noch wesentlich größere Öffentlichkeit angesprochen als die wissenschaftliche Mission an sich und hatten einen hohen, emotional sehr positiv besetzten Wiedererkennungswert.

  • Daniel Scuka, Emily Baldwin et al: “Rosetta-Blog”
    https://blogs.esa.int/rosetta/

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Das DLR hat eine Vielzahl von Instituts-, Expeditions- und Science-Blogs mit unterschiedlicher Ausrichtung zu einzelnen Expeditionen, Missionen und Projekten.
Gut gefällt mir daran, dass die Blogs in einem kleinen Kasten auf der ersten Seite aufgeführt sind! Weniger gut ist, dass viele Blogs Eintagsfliegen sind, einige haben insgesamt weniger als fünf Einträge, viele schweigen seit mehr als einem Jahr.
Trotz guter Inhalte scheint es so zu keiner Bindung zwischen Bloggern und Leserschaft zu kommen, es gibt nur wenige Kommentare und kaum Diskussionen.

  • Verschiedene Autoren: DLR-Blogs
    https://www.dlr.de/blogs/desktopdefault.aspx
https://www.uni-marburg.de/fb17/admin/infrastruktur/sammlungen/zoologische_sammlung/zoolbild/zsbilds/dte/dtecoel

Hohltiere (Coelenterata)

Forschungsmuseen
Durch meinen Museums-Background bin ich immer neugierig auf neue Entwicklungen in Museen. Sind neue Ausstellungen in Planung oder gibt es besonders interessante neue Objekte? Und welche Projekte finden hinter den Kulissen statt?
Blog-Beiträge könnten als virtuelle Vitrinen mit einer großen Reichweite eingesetzt werden. Damit wären sie für jedes Museum mit Besucherbetrieb eine wertvolle Ergänzung der Ausstellung und der üblichen Print-Publikationen. Eine besonders einfache und preiswerte Methode, wissenswerte Hintergrundinformationen und –Geschichten, die im Zuge der täglichen Museumsarbeit anfallen, zu „verwerten“ und zu teilen. Es fallen keine Druck- und Verteilungskosten an, sondern „nur“ die Kosten für den Blog-Betrieb und das Schreiben.
Ob und wie deutsche Museen diese Möglichkeit des Web 2.0 nutzen, habe ich exemplarisch an drei großen Forschungsmuseen mit Ausstellungsbetrieb sowie dem Deutschen Museum betrachtet.

Senckenberg Naturmuseum:
Ein Instituts-Blog informiert über aktuelle Termine für besondere Veranstaltungen – für ein Museum mit Besucherbetrieb essentiell notwendig. Dazu gibt es eine Instituts-Twitter-Timeline als Mikro-Blog, die durch Interaktionen Besucher informiert und aktiviert. Mehrere Expeditions-Blogs berichten über Forschungsreisen von Senckenberg-Mitarbeiterm zu Wasser und zu Lande.
Dazu kommen noch zwei echte Science-Blogs: der „Arachno-Blog“ und der „Der Newcomer-Blog Neu entdeckt“.

  • Peter Jäger: „Arachno-Blog“
    https://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5208&PHPSESSID=0faqra0skeddsuqcg0f6vrhe62&id=29
    Der ausgewiesene Spinnen-Experte gibt einen tiefen Einblick in seine Forschung und seine Lieblingstiere. Ein echter Science-Blog von einem Spinnen-begeisterten Wissenschaftler mit Geschichten aus dem Feld und dem arachnologischen Alltag, über einen langen Zeitraum hinweg.
    Absolut lesenswert!
    Zusätzlich gibt es hier auch noch Expeditions-Geschichten von terrestrischen Missionen.
  • Ilona Bröhl: „Der Newcomer-Blog Neu entdeckt“
    https://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5208&id=24
    Der Science-Blog stellt neu entdeckte und beschriebene Arten vor.Alle Senckenberg-Blogs sind hier zu finden:
    https://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=13196

Das Senckenberg-Naturmuseum nutzt bereits unterschiedliche Kanäle und Tools des Web 2.0 Kanälen für verschiedene Zielgruppen. Über die Ausstellungen und Ausstellungsplanungen ist wenig Hintergrund zu erfahren. Hinter den Objekten, zwischen den Vitrinen und aus den Sammlungen gäbe es noch wesentlich mehr Informations-Schätze zu heben, die sicherlich beim Publikum auf großes Interesse stoßen würden. Ein Science-Blog zur Ausstellung könnte hier noch mehr wissenswerte Informationen kommunizieren, die sicherlich viele Leser finden würden.

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Kommentare (1)

  1. […] hatte ich verschiedene Blog-Typen an wissenschaftlichen Institutionen und eine umfangreiche Sammlung von Beispielen […]