https://www.nwf.org/~/media/Content/NWM/Photozone/2012-Photo-Contest-winners-print/M1st-gentoo-peguins-leopard-seal-Amos-Nachoum.jpgIm Juni des vergangenen Jahres besuchte ein Seeleopard (Hydrurga leptonyx) den Hauraki-Golf in Neuseeland.
Seeleoparden leben in antarktischen Gewässern, nach Orcas sind sie dort die zweitgrößten Meeresjäger: Männchen werden bis zu 3 Meter lang und 270 Kilogramm schwer, Weibchen bis zu 3,60 Meter lang und über 300 Kilogramm schwer. Sie jagen vor allem Pinguine und Robben. Dazu haben sie ein sehr starkes Gebiss und sehr starke Kiefer, die die Kopfform so markant machen. Normalerweise bleiben sie auch in der Antarktis und treffen so höchstens auf ein paar Antarktis-Reisende, meistens halten beide Seiten einen gesunden Abstand voneinander. Nur selten wandern einzelne Tiere nordwärts bis Neuseeland, Australien, Südafrika oder Feuerland.

https://static2.stuff.co.nz/1320720965/815/5928815.jpg

Lounging around: Isaac, left, and Craig Davis enjoy an encounter with an adult leopard seal (Timaru Herald)

Ein junger Seeleopard hatte anderes im Sinn und lebt jetzt seit über einem Jahr im Hauraki-Golf.
Die letzten Sichtungen des Tieres mit dem markanten, vierkantigen Kopf zeigen, dass die große Robbe nun schon sehr tief in den Hafen von Waitemata vorgedrungen ist. Und Waitemata liegt nahe an Neuseelands beliebtester Stadt, Auckland. Die dortigen Ranger haben bereits Warnschilder aufgestellt, um die Menschen auf Abstand von dem Meeresjäger zu halten. Der Seeleopard hat sich angewöhnt, in Westhaven Marina im Abstand von wenigen Metern von Menschen entfernt auf den Pier zu kommen.

 

Das Department of Conservation (DoC) hatte den Seeleoparden, als er beim Strand-Sonnenbaden am Kohimarama Beach von einer großen Menge begafft wurde, zurück ins Meer gescheucht und an den Zeitungsbericht des Newzealand Herald dazu noch eine Reihe von sinnvollen Verhaltensmaßregeln und Informationen angehängt:

“Seals in New Zealand:

  • The last leopard seal to visit the Auckland area was in Glendowie in 2013, and before that in Herne Bay in 2011. […]

Advice from DoC

  • Always stay at least 20 metres away.
  • Never attempt to touch or handle seals as they can be aggressive if threatened.
  • Seals carry diseases that can be passed to humans and people have diseases that can make seals sick.
  • Seals can and do bite, and they can move very quickly.
  • Ensure you keep small children at a safe distance, and always keep dogs on a leash, under control and away from seals.
  • Do not disturb seals. Don’t make loud noises or throw things at them.
  • Do not feed seals, as it encourages them to approach people in the future.
  • Call DoC on 0800 362 468 if a seal is severely injured, entangled in a net or rope, in danger from dogs, traffic or other human activity.”

Die dortigen Ranger klären die die Bevölkerung auch über Poster darüber auf, mindestens 20 Meter Abstand zu der Robbe zu halten. Natürlich gibt es trotzdem genügend Leute, die allein oder mit Kleinkind fast in Handreichweite an die Robbe herangehen oder fahren. Spätestens wenn mich eine Robbe anfaucht, weiß ich, dass ich wesentlich zu nah dran bin.
Der Seeleopard selbst sich atürlich auch nicht an den Abstand, er hat nun schon mehrfach das Schlauchboot der Hafenverwaltung verfolgt. Darum befürchten die Hafenbehörden und Ranger jetzt, dass es früher oder später zu einem Zwischenfall kommen könnte, bei dem der Seeleopard doch vielleicht zubeißen könnte. Der Neuseeländer Neubürger mit den vier Flossen ist glücklicherweise noch ein Jungtier und mit 2 Metern Länge und schätzungsweise 200 Kilogramm Gewicht weit weniger beeindruckend als etwa seine Mutter. Aber auch er kann beißen. Und der Biß eines Meeressäugers ist hochgradig infektiös.

In Neuseeland hat es bisher noch niemals Probleme mit einem am Hafen herumlungernden Seeleoparden, der Menschen zu eng auf den nicht vorhandenen Pelz rückt, gegeben. Darum bitten die Ranger jetzt andere Robben-Experten um Hilfe und Ratschläge.
(Quelle: Inoffizielle Anfrage auf dem MarMam-Listserver und Zeitungsartikel).

Kommentare (13)

  1. #1 Laie
    13. Juni 2016

    Das Foto des Seeleopardens der da einen (in Demut?) dahinschwebenden Pinguin zusteuert finde ich beeindruckend. Wie stark kann der beißen? So stark wie Hunde auch?

  2. #2 Bettina Wurche
    13. Juni 2016

    @Laie: Seeleoparden sind deutlich größer als Hunde und haben auch signifikant größere Schädel. Ich habe zwei Messungen mit ca 35 cm gefunden. Ihr Beidruck ist nie gemessen worden (wer sollte das auch bei welcher Gelegenheit gemacht haben), ist aber garantiert stärker als der eines großen Hundes mit starkem Kiefer.
    https://users.monash.edu.au/~arevans/pdf/Hocking_et_al2013PolarBiol.pdf

    Dieses berühmte Video zeigt noch mal die Größenverhältnisse

  3. #3 Laie
    13. Juni 2016

    Wahnsinn, bin beeindruckt. Die Seeleopardin schloss Freundschaft mit dem Fotographen wollte ihn mit Pinguinen füttern.
    Leider haben Tiere keine Lobby…

  4. #4 Bettina Wurche
    15. Juni 2016

    @Laie: Vorsicht! Die Seeleopardin hat ein hilfloses Ding im Wasser herumhampeln gesehen. Glück für den Taucher, dass er in ihr Kindchenschema passte und sie ihn füttern statt futtern wollte. Mit Freundschaft hat das nichts zu tun. Der Mann hat unglaubliches Glück gehabt. Wenn sie ihn nicht als “kleiner Seepeopard-ähnlich braucht meine Hilfe” sondern als “kleine Robbe, hab´ ich zum Fressen gern” eingeordnet hätte, hätten seine Kumpel vielleicht noch nach der Kamera mit echt spektakulären Aufnahmen tauchen können.

  5. #5 rolak
    15. Juni 2016

    füttern statt futtern

    Sehr schön, Bettina, der eine oder andere Fliegenschiß kann halt über Leben und Tod entscheiden…

    Leider haben Tiere keine Lobby…

    Falls Du mit ´Lobby´ eine Agenda auch auf Kosten der Wahrheit/Redlichkeit verfolgende Gruppe meinst, Laie, liegst Du allerdings falsch – es gibt nicht nur PETA. Falls Du ‘Fürsprecher’ im positiven Sinne meinst – da gibt es noch deutlich mehr, zB den WWF (nicht das WWF, das war als Kind meine Hauptfernsehzeit 😉 ).

  6. #6 Anderer Michael
    16. Juni 2016

    Letztes Jahr im Sommer waren einzelne Strandabschnitte in der Gironde /Medoc immer wieder gesperrt. Hauptsächlich eine Robbe, der man einen Spitznamen verpasst hatte (You oder Sou ?)zeigte großes Interesse an Wellenreitern (dort ist das europäische Zentrum für Wellenreiten). In der dortigen Zeitung ,Sud-Ouest, wurde gewarnt mit dem Hinweis,Robben sind wehrhafte Räuber.
    Also auch in Europa kann es mal Probleme mit Robben geben. Der Seeleopard ist aber sicher ein anderes Kaliber.

  7. #7 Bettina Wurche
    16. Juni 2016

    @Anderer Michael: Danke für den interessanten Tipp! You ist eine feiste Kegelrobbe, die absolut distanzlos die Surfbretter erklommen hat. Und dann hat das böse Tier auch noch einen Surfeur leicht verletzt – sieht zwar nicht nach Biß aus, aber bei den Zähnen würde ich auch Abstand halten.
    Auf Helgoland kann man mit den Keglern baden gehen, im Wasser sind sie meistens recht entspannt.
    https://www.francetvinfo.fr/animaux/gironde-le-phoque-you-visite-le-littoral-du-medoc_1006051.html

  8. #8 RPGNo1
    17. Juni 2016

    Aber auch Kegelrobben sind keine Kuscheltiere. Mir ist folgendes Ereignis aus 2015 in den Sinn gekommen: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/helgoland-kegelrobbe-frisst-seehund-a-1017165.html
    Wildtiere sollten immer mit entsprechendem Respekt behandelt werden, sie wurden nun mal nicht von Disney erschaffen. 😉

  9. #9 Bettina Wurche
    17. Juni 2016

    @RPGNo1: Natürlich sind sie keine Kuscheltiere. Die erwachsenen Bullen fressen kleinere Robben und Wale. Und jeder Robbenbiß ist hochgradig infektiös.
    https://scienceblogs.de/meertext/2015/08/02/tatort-nordsee-kegerobben-jagen-schweinswale/

  10. #10 RPGNo1
    18. Juni 2016

    @Bettina Wurche: Und noch mehr aus dem 2. Link gelernt. xD
    Der Kuscheltiergedanke kam mir, weil bei solchen fantastischen Tieraufnahmen halt gerne ein “Ach ist das süß” durch das Hirn schießt (get mir ja auch so).
    Aber die “süßen” (Wild-)Tiere haben halt noch eine andere Seite. Ich denke da an den Unfall von Roy aus dem Jahr 2003, als der zahme weiße Tiger sich doch nicht als so zahm erwies. Oder die Geschichte des russischen Haus”bären Stepan, die sich momentan im Netz verbreitet.

  11. #11 Bettina Wurche
    18. Juni 2016

    @RPGNo: Geht mir doch auch oft noch so : ). Vor zwei Jahren haben wir mal wieder Silvester auf Borkum verbracht. Bei einer Wanderung in dichtem Nebel um die Halbinsel, auf der die Robbenliegefläche als Naturschutzgebiet abgezäunt ist, lag eine kleine Kegelrobbe! Meine erste Babyrobbe im Lanugo, auf dem hellen Sand und im Neben nahezu unsichtbar, mitten auf dem Publikumsstrand, auf der falschen Seite des Zauns. Ich trat näher ran um das Flossenfüßerkind gebührend zu bestaunen. Da faucht mich das Tierchen an. Wie liebenswert. War ja klar. Und erwachsene Kegler sind auch wirklich nicht süß, genausowenig wie erwachsene See-Elefanten. Allein schon der Geruch…puhhhh

  12. #12 RPGNo1
    19. Juni 2016

    Ja, das Kindchenschema. Der wirksame Schüsselreiz dafür, dass wir alle kleinen Schnuckelchen so lieb haben (und mögen sie noch so knautschig aussehen). 🙂

  13. #13 Anderer Michael
    21. Juni 2016

    Und dieses Jahr ist die Robbe wieder da. Siehe diesen Bericht
    https://www.sudouest.fr/2016/06/16/gironde-la-prefecture-recommande-de-ne-pas-s-approcher-du-phoque-you-2403041-2780.php
    2014 sah das so aus, erinnert mich an unsere zugelaufene Katze, Sir George, die meint, alles gehöre ihr, insbesondere der Inhalt des Kühlschrankes