Wird aus dem „Raben“ ein Berardius beringiae?
Die endgültige taxonomische Beschreibung steht noch aus, so lange hat der „Rabe der Meere“ auch noch keinen offiziellen wissenschaftlichen Namen. Das will der Genetiker Morin den Wal-Taxonomen überlassen, die den Schädel und das Skelett in ihren Worten beschreiben müssen. Taxonomen wie Robert Pitman (taxonomy committee for the Society for Marine Mammalogy) bestätigen aber jetzt schon, dass der Rabe definitive eine neue Art Wal-Art ist. Ridgway hat gegenüber alaskanischen Zeitungen auch schon einen möglichen Namen genannt: Beradius beringiae – der Vierzahnwal aus der Bering-See.
Baird-Wale sind die größten Schnabelwale, sie werden meistens 10 bis 11 Meter lang, selten bis zu 13 Metern. Männchen und Weibchen tragen vier Zähne im Unterkiefer, darum heißen sie auch Vierzahnwale. Die Gattung der Baird-Wale besteht aus einer arktischen und einer antarktischen Art: Berardius bairdii lebt im Nord-Pazifik und wird bis heute etwa von japanischen Walfängern gejagt, Berardius arnouxii (Arnoux-Wal) lebt in antarktischen Gewässern.
Alle Vierzahnwale sind, wie alle Schnabelwale, Tieftaucher, und bevorzugen landferne Gewässer mit mehr als 1000 Metern Wassertiefe. Dort jagen sie Fische, Tintenfische und Krebse nahe dem Meeresgrund. Bei Berardius brechen die vier Zähne im Unterkiefer auch bei Weibchen durch, und alle erwachsenen Tiere tragen Narben von den Zähnen ihrer Artgenossen. Bei den anderen Schnabelwalen tragen nur erwachsene Männchen Zähen und auch sie kämpfen nur miteinander.
Außerdem tragen die nordpazifischen Baird-Wale auch Narben von Cookie Cutter-Haien, das bedeutet, dass sie zeitweise in wärmere Gewässer ziehen. Diese kleinen Haie mit dem forschen Keksausstecher-Biß leben nicht in arktischen und subarktischen Meeren.
88 Wale, 22 Schnabelwale und kein Ende
Bisher kannte die Wissenschaft insgesamt 88 heute lebende Walarten, darunter 22 Schnabelwale.
Nun sind es 89.
Nicht nur bei den immer noch kryptischen Schnabelwalen gibt es durch die neuen genetischen Untersuchungsmethoden immer wieder Überraschungen mit neuen Arten.
Zuletzt wurde 2014 Mesoplodon hotaula taxonomisch als neue Art beschrieben.
Und 2015 kamen Biologen durch einen akustischen Survey in der Antarktis auf die Spur einer weiteren möglicherweise neuen Schnabelwalart. Da steht die Bestätigung durch morphologische und molekulare Untersuchungen aber noch aus, dafür brauchen die Wal-Biologen nun erst einmal einen Wal.
Quellen und zum Weiterlesen:
Phillip A. Morin et al: „Genetic structure of the beaked whale genus Berardius in the North Pacific, with genetic evidence for a new species” (Marine Mammal Science, Version of Record online: 26 JUL 2016)
DOI: 10.1111/mms.12345
Meertext: Wal mit Überraschungseffekt – Mesoplodon hotaula
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