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Bathynomus giganteus (Lazerhorse)

Die Tiefsee-Assel Bathynomus giganteus soll das Nationale Tiefsee-Wappentier der USA werden: “Adopt the giant deep-sea isopod, Bathynomus giganteus, as the National Deep-Sea Animal of the United States.” lautet die Forderung des Tiefseebiologen Andrew Thaler auf dem Science-Blog „Southern Fried Science“.
Ein ungewöhnliches Anliegen, ein Tier mit mehr als sechs Beinen zum Wappentier vorzuschlagen. Normalerweise symbolisieren Wappentiere heraldisch-heroisch überhöhte vermeintliche Eigenschaften wie Stärke, Erhabenheit, Siegeskraft und anderes mehr. Bären, Löwen, Adler mit ein bis zwei Köpfen, Falken und so mancher Keiler und Hirsch tummeln sich auf den Wappen. Dazu kommen seltener Kraniche und Bullen. Nicht zu vergessen Leoparden und Einhörner. Manche Tiere wie Fische und Wale sind als kommerziell erfolgreiche Beutetiere auch heraldisch erfolgreich.

Aber eine Tiefsee-Assel?
Asseln haben mehr als 10 Laufbeinpaare, tragen Panzer und haben schreckliche Mundwerkzeuge. Ich hatte sie bisher eher unter die Nicht-für-Heraldik-geeignete Kategorie creepy Critters eingeordnet.
Nicht so Dr. Martin Thaler, großer Isopoden-Fan. Deep Sea-News-Fans wissen das auch, schließlich teilt er oft Filme über sein Lieblingstier Bathynomus giganteus, die Tiefsee-Riesenassel.  Auch der Tiefsee-Biologe Dr. Craig McClain (Dr. M. vom Science-Blog Deep Sea News) unterstützt Andrew Thalers Forderung rückhaltlos. Die Riesenasssel sei die perfekte Anwärterin für das US-amerikanische Nationale Tiefsee-Wappentier.

Die meisten Menschen kennen Asseln aus dunklen feuchten Räumen oder aus Wäldern. Die einzigen Krebstiere auf Landgang brauchen immer noch viel Feuchtigkeit. Unsere heimischen Asseln sind harmlose kleine Tiere, die vor allem Pflanzenreste zersetzen und eine wichtige Rolle im terrestrischen Ökosystem „Wald“ spielen. Ihre Meeres-Verwandten sind anders: Die meisten von ihnen sind Jäger oder Aasfresser und können mit ihren Mundwerkzeugen kraftvoll zubeißen. Eine Assel von der Größe einer Katze ist die Tiefsee-Riesenassel Bathynomus giganteus, die etwa in den Tiefen des Golfs von Mexiko lebt. Sie kann immerhin eine Länge von 2 Fuß, also etwa 60 Zentimetern erreichen. Seit ihrer Entdeckung im 19. Jahrhundert ist sie in den USA offenbar eine Ikone für die in den Meerestiefen lebende Faunengesellschaft geworden und hat neben ihrer ökologischen Rolle damit auch die wichtige Rolle eines Botschafter-Tieres für Bildung, Forschung und Meeresschutz übernommen.
8 Gründe für die Wahl dieses Tieres führt Andrew Thaler auf:

„(1) Die Tiefsee-Riesenassel ist ein charismatischer, ikonenhafter Bewohner der US – amerikanischen Tiefsee im Golf von Mexiko oder auch im Südatlantik.

(2) Die Tiefsee-Riesenassel hat eine solch große Popularität erreicht, dass sie ganz sicher das bekannteste der rätselhaften Tiefseetiere ist.

(3) Das erste Exemplar stammte aus US-amerikanischen Gewässern: Der berühmte US-amerikanische Meeresbiologe Andrew Agassiz hatte 1897 im Golf von Mexiko das erste Tier entdeckt.

(4) Die Entdeckung dieser unerwarteten Lebensform aus der Tiefsee widerlegte die früher verbreitete Hypothese, dass in der Tiefsee kein Leben möglich sei. Der britische Meeresbiologe Edward Forbes hatte die “Azoic Hypothesis” um 1860 formuliert.

(5) Die Asseln der Familie der Armadillidae sind Landbewohner und den meisten Menschen bekannt. Sie sind eine wichtige Bezugsperson zu ihren im Meer lebenden Verwandten.

(6) Die Tiefsee-Riesenassel repräsentiert mit ihrer Unabhängigkeit in einer Umwelt, die harte Anforderungen stellt, einen kraftvollen Überlebenskünstler und symbolisiert damit amerikanische Werte.

(7) Das 3-D-Modell der All-American Riesenassel ist ein kreatives Highlight und Symboltier der Maker Bewegung. Es repräsentiert die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Technik.

(8) Die Tiefsee-Riesenassel kann als Botschafter-Spezies für die Tiefsee-Ökosysteme in US-amerikanischen Gewässern dienen, und viele Menschen dazu animieren, mehr über diese so fremdartigen Ökosysteme zu lernen und sich für ihren Schutz  einzusetzen.“

Ich denke, da kann man noch die Vermehrung ergänzen: “Baby-Asseln” komemn mitnichten als hilflose Larven auf die Welt, sondern schlüpfen als voll entwickelte kleine Erwachsene aus den großen Eiern. Außerdem haben sie Komplexaugen, mit denen sie im Dunkeln so gut sehen können wie Katzen.
Ansonsten wühlen die Tiefsee-Asseln gern im Weichsubstrat oder Modder und haben einen ausgeprägten Riecher für Aas. Neben toten Tieren jagen die meisten Asseln, gegebenfalls fressen sie sich gegenseitig auf.

Aufgrund dieser bestechenden Eigenschaften fordert Andrew Thaler: “We call upon the Congress of the United States of America to establish the giant deep-sea isopod, Bathynomus giganteus, as our National Deep-sea Animal.”
Hier geht es zur Petition.
Ich könnte mir vorstellen, dass nur US-Amerikaner stimmberechtigt sind, aber wer von der heraldischen Ikonenhaftigkeit des gepanzerten Vielbeiners Bathynomus giganteus überzeugt ist, möge es versuchen.

https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/414-WPNGE4L.jpgRiesenasseln für LiebhaberInnen

Für echte Tiefsee-Riesenassel-Fans gibt es hier ein Download für den 3-D-Druck des großen Meeresbewohners.
Andrew Thaler hatte das Original gemeinsam mit dem „fellow ocean blog overlord Dr. Craig McClain“ aus einem ganzen Eimer voller tiefgefrorenen Tiefseeasseln herausgesucht.

https://bkamk2n4huw2aiwkri2v375z.wpengine.netdna-cdn.com/wp-content/uploads/2015/08/giant-isopod-realistic-plush-doll-8.jpg

Für Personen, die etwas anschmiegsamere Meeresbewohner vorziehen, gibt es die Riesenassel auch in der Plüsch-Variante.

Oben mit Plüschpanzer, unten mit haarigen Beinchen, misst das plüschige Krebstier immerhin 55 Zentimeter. In limitierter Auflage ist es auch in Silber oder Gold erhältlich! Dann hat es mehr Glamour- als Kuschelfaktor.
Wer hätte als Kind nicht davon geträumt, eine Kuschel-Riesenassel zu haben?

Auf jeden Fall ein echter Hingucker für Couch oder Bett, der bei Nicht-Zoologen allerdings Irritationen hervorrufen könnte.

PS: Inwieweit ein Tiefsee-Tier mit vielen Krabbelbeinchen, das im Schlamm wühlt, das Maul weit aufreißt und Aas oder Artgenossen frißt, eine Anspielung auf den Präsidentschaftswahlkampf sein könnte, ist nicht hinlänglich geklärt.

 

Kommentare (20)

  1. #1 Mars63
    10. November 2016

    … und 9.
    weil der weißkopf-seeadler vermutlich auch bald am austerben sein wird.
    da braucht man was robustes, was schon lange alle katastrophen überlebt hat
    grüssle

  2. #2 RPGNo1
    10. November 2016

    Eine Plüschvariante? Niiiiedlich!

    Inwieweit ein Tiefsee-Tier mit vielen Krabbelbeinchen, das im Schlamm wühlt, das Maul weit aufreißt und Aas oder Artgenossen frißt, eine Anspielung auf den Präsidentschaftswahlkampf sein könnte, ist nicht hinlänglich geklärt.

    ROFL! You made my day! Die Aufmunterung kann ich nach dem bescheidenen gestrigen Tag gebrauchen. Danke, Bettina! 🙂

  3. #3 Draalo
    10. November 2016

    “Falken und so mancher Keiler und Hirsch tummeln sich auf den Wappen. Dazu kommen seltener Kraniche, Bullen oder Keiler.” — Keiler ist hier doppelt 😉

    Interessanter Artikel. Das sie so gut sehen können wie Katzen hat mich echt überrascht.

    Der Meeresboden muss vor Urzeiten ein wahres Schlachtfeld gewesen sein.

  4. #4 Bettina Wurche
    10. November 2016

    @Draalo: Danke. Zu jeder Zeit gibt es ein Gleichgewicht des Schreckens, die Evoluton bedeutet ein stetiges Wettrüsten und Wettfressen. S. auch “Hypothese der Roten Königin”. https://evolutionbiology.com/evolutionary-principles/red-queen-principle/

  5. #5 Bettina Wurche
    10. November 2016

    @RPGNo1: Ging mir genauso : )

  6. #6 Bettina Wurche
    10. November 2016

    @Mars63: Ich bin mir nicht so sicher, ob der Aussterbe-Aspekt bei der Wappentier-Auswahl immer so im Vordergrund steht. Gerade wenn ich mir so das Einhorn anschaue. Aber Robustheit hat auf jeden Fall was Widerstansfähigeres als Schein-Erhabenheit.

  7. #7 tomtoo
    10. November 2016

    @Bettina
    Gibt’s da auch eine e-postkartenaktion ??
    Bin sofort dabei !!!
    😉

  8. #8 RPGNo1
    10. November 2016

    @tomtoo
    Gute Idee! Auch wenn wir Europäer bei einem amerikanischen Wappentier wohl nicht mitreden werden können. 😉

  9. #9 gedankenknick
    10. November 2016

    Und dann die Intrigen der amerikanischen Geheimgesellschaften im Namen der Wissenschaft und im Namen des amerikanioschen Präsidentschaftswahlkamps (!) um dieses Krabbeltierchen… Siehe Dan Browns “Meteor” (engl. – “Deception Point”).

    Allerdings habe ich beim lesen (der deutschen Übersetzung) den Verdacht gehabt, dass eine (für die Rahmenhandlung nicht ganz unbedeutende) Aktion eines Protagonisten im realen Meer nicht so klappt. Achtung Spoiler! Die Abwehr von Haien durch urinieren ins (karibische?) Wasser. *hust* Ich war bisher eher der Meinung, das dürfte Haie eher anstacheln statt abhalten… 😉

  10. #10 tomtoo
    10. November 2016

    @RPGNo1
    Schade !
    Eigenartig wars schon dass mein aller erster Gedanke beim Lesen, dann irgentwie im P.S zur Anprache kam.
    😉

  11. #11 Emmygunde Spatz
    10. November 2016

    Danke. So ein schönes Tier. Jetzt wäre ich gerne Kind, die Plüschige Assel würde ich direkt auf meinen Wunschzettel schreiben.

  12. #12 RPGNo1
    10. November 2016

    @Emmygunde Spatz
    Muss man ein Kind sein, um sich ein Kuscheltier zu wünschen? Auf meinem Bett liegen immer noch eine Stoffschildkröte und ein einäugiger roséfarbener Stoffhase aus Kindheitstagen. 🙂

  13. #13 Emmygunde Spatz
    10. November 2016

    @RPGNo1: Auf keinen Fall, ich finde, auch Menschen über fünf Jahre haben das Recht auf Plüsch und Glitzer.
    (Mein Geldbeutel sagt aber, das ist Luxus und Luxus ist nicht.)

  14. #14 RPGNo1
    10. November 2016

    @Emmygunde Spatz
    Ok, der Geldbeutel ist natürlich ein gewichtiges Argument. Ich habe noch nicht nach dem Preis der Plüschassel geschaut. Werde ich heute abend mal in Ruhe tun.

  15. #15 Bettina Wurche
    10. November 2016

    @RPGNo1, Emmygunde Spatz: Solche besonderen und hochpreisigen Plüschviecher kann man ja auch mal auf einen Wunschzettel schreiben : ) Ich habe einen ganzen Stapel Stofftiere, darunter einen großen Flugsaurier (Folkmanis-Handpuppe) und eine Kuschelqualle (Folkmanis-Fingerpuppe). Das ist selbstverständlich beruflich begründet, die Tiere sind didaktisch wertvolle Eyecatcher : )) Bei einer Führung in der Grube Messel hatte ich die Fischotter-Handpuppe dabei (die dort den äußerlich einem Fischotter ähnlichen Buxolestes symbolisierte) und habe von einem Hund die begeistertste Reaktion bekommen. Wenn ich Bianca Buxolestes bewegte, wedelte er mit dem Schwanz und wollte unbedingt mit der Puppe kuscheln. Also, Plüschtiere kommen immer an.

  16. #16 Bettina Wurche
    10. November 2016

    @tomtoo: Postkarten gibt´s diesmal wohl nicht. Aber ich hatte bei dem Thema auch sofort diese Assoziation. Zuzutrauen wäre es den beidne Biologen, die dürften mit Trump alles andere als glücklich sein.

  17. #17 Justus Jonas
    10. November 2016

    @RPGNo1 Amazon.com listet die 55cm Version mit 87$.
    Suchbegriff für den Artikel: Sea Creature Giant Isopod Realistic Stuffed Plush Doll (XL Size) / 55 cm

  18. #18 RPGNo1
    10. November 2016

    Holla, und Amazon.de spricht von 219,87 € + Versandkosten für die Plüschassel. Ein wahrlich nobles Geschenk.

  19. #19 Emmygunde Spatz
    10. November 2016

    @Bettina Wurche: Plüschtiere, gerade bespielbare, sind für pädagogische Zwecke phantastisch, die nutze ich auch gerne.
    Besitzen wir auch eine kleine Sammlung. Natürlich auch aus rein pädagogischen Gründen. “Zwinker”

  20. #20 tomtoo
    10. November 2016

    @Bettina
    Naja… vieleicht wäre ja der Veband der Tiefsee Riesenasseln mit unserer Assoziation gar nicht so einverstanden und würde Beschwerde einlegen.
    😉