Am 10.09.2016 hatte die ESA zur Bürgerdebatte gebeten: Zum allerersten Mal in der Geschichte der ESA lhatte die Europäische Raumfahrtorganisation Bürger eingeladen, um ihre Meinung und Fragen zur europäischen Raumfahrt zu hören. Jede/r konnte sich um die Teilnahme bewerben.
Heute gab es eine Pressemitteilung vom 29.11.2016 mit den wichtigsten Ergebnissen:
“Am 10. September halfen etwa 2000 europäische Bürger dabei, die Zukunft des Weltraums mit zu gestalten, indem sie an einer Weltpremiere teilnahmen: die Bürgerdebatte über Raumfahrt für Europa.
Die ESA organisierte den Event, um Meinungen und Ideen zur weiteren Entwicklung und Förderung der zukünftigen Strategien in der Europäischen Raumfahrt zu gewinnen.
Als Jan Wörner von den Mitgliedstaaten zum ESA-Generaldirektor gewählt wurde, drückte er bereits den Wunsch aus, einen Dialog mit allen Akteuren anzustreben und den Weltraum einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diese erklärte Absicht wurde nun mit der Bürgerdebatte umgesetzt, indem Menschen aus ganz Europa und allen Lebensbereichen berücksichtigt wurden.
Etwa 2000 Menschen standen stellvertretend für die große Vielfalt der Bürger aller 22 Mitgliedstaaten, und während des eintägigen Events diskutierten sie Themen rund um die Raumfahrt.
Diese Beratungen in einem absolut neuem Ausmaß fanden in allen ESA-Mitgliedstaaten gleichzeitig statt und bedienten sich desselben Ansatzes.
Um die jeweiligen nationalen Ergebnisse der 22 Staaten abgleichen zu können, verliefen die Debatten nach demselben Muster und beschäftigten sich mit denselben Problemstellungen. Zahlenmäßige Ergebnisse standen bereits sehr zeitnah nach der Debatte zur Verfügung. Die Auswertung von Sachfragen nahm jedoch mehr Zeit in Anspruch – insbesondere bezüglich der kreativen Einheit, bei der die Teilnehmer darum gebeten wurden, sich ein Raumfahrtprojekt für 2046 vorzustellen, was in 200 Szenarien mündete.
Ein voller Tag für die Raumfahrt
Vor den Debatten wurden die fünf Einheiten zu den Themen “Der Weltraum und ich”, “Europas Rolle in der Weltraumerkundung und -nutzung”, “Wem gehört der Weltraum”, “Aufbruch ins All” und “Vorbereitung der Europäischen Raumfahrt für die Zukunft” durch je ein Video eingeleitet. Anschließend wurden die Teilnehmer aufgefordert, eine Reihe standardisierter Fragen zu jedem der Themenblöcke zu beantworten.
Am Ende ergab die Rückmeldung der Teilnehmer, dass 92% von ihnen mit dem Verlauf zufrieden waren und 95% von ihnen sich wünschen, dass die ESA in Zukunft erneut solche Ereignisse organisieren sollte.
Bemerkenswerte Ergebnisse
- 96% der Teilnehmer meinen, dass der Weltraum ein Universum von Möglichkeiten und Gelegenheiten bietet;
- 94% der Teilnehmer haben umfassendes oder sehr großes Vertrauen in die Europäischen Raumfahrtbehörden;
- 84% der Teilnehmer haben umfassendes oder sehr großes Vertrauen in Raumfahrtbehörden allgemein;
- 84% der Teilnehmer meinen, der Weltraum sollte ein geschützter Raum bleiben, der vor Verschmutzung und möglicherweise schädlichen Eingriffe durch den Menschen geschützt werden muss;
- 84% denken, die ESA sollte Raumfahrtprogramme und Aktivitäten im Weltraum schneller untypischen Akteuren zugänglich machen (wie beispielsweise NGOs, spezialisierte Start-ups, die sich mit Mobil- und Internetgeräten beschäftigen, Bürger, Vereine, Künstler, Schulen und Universitäten);
- 89% würden es begrüßen, wenn Bürger die Möglichkeit hätten, einen freiwilligen Beitrag zur Raumfahrt leisten zu können.
- 69% der Teilnehmer denken, die ESA sollte spezielle Programme zur Verbesserung der Sicherheit entwickeln, während 16% meinen, sie sollte keine Programme für den Sicherheitssektor entwickeln
- Im Hinblick auf die Ausbeutung natürlicher Ressourcen denken
- 80% aller Teilnehmer, dass es internationalen Institutionen gestattet sein sollte, natürliche Ressourcen ohne Aneignung zu nutzen (Rohstoffe, Energie, usw.);
- 39% aller Teilnehmer, dass Regierungen befugt sein sollten, Ressourcen auszubeuten, während 47% denken, dass sie hierzu keine Befugnis haben sollten;
- 37% der Teilnehmer, dass der Privatsektor berechtigt sein sollte, Ressourcen im Weltraum auszubeuten, während 49% meinen, dass dies nicht erlaubt sein sollte;
- Dasselbe gilt für Partnerschaften im privaten und öffentlichen Sektor (Private-Public Partnerships, PPP): 53% sagen, dass solche Partnerschaften Ressourcen im Weltraum ausbeuten sollten, 32% sagen, sie sollten dies nicht.
Gemäß der 4.0-Strategie von ESA-Generaldirektor Jan Wörner ist die Einbeziehung weiterer Akteure – insbesondere der Steuerzahler der Mitgliedstaaten und der Endverbraucher – für die Raumfahrtbehörde als Reaktion auf die gesellschaftlichen Herausforderungen entscheidend. Der Weltraum wird in deren Dienst gestellt und kann die Menschen heute und auch zukünftige Generationen mit Innovationen, Erkundungen und internationalen Kooperationen positiv beeinflussen.
Die Ergebnisse der Bürgerdebatte stehen online in den 17 Sprachen der Debatte unter der folgenden Adresse zur Verfügung: citizensdebate.space
Kurz zusammengefasst die Highlights einiger der wichtigsten Empfehlungen von Teilnehmern:
- Global sein. Die Teilnehmer sehen sich selbst als Weltbürger und als Menschheit. Sie sind überzeugt, dass die Raumfahrt sich gesellschaftlichen Herausforderungen stellen sollte (einschließlich Umweltproblematiken). Der Weltraum ist ein gemeinschaftliches Gut der Menschheit.
- Umweltbewusst sein, den Weltraum schützen. Der Weltraum sollte sauber gehalten werden, Weltraummüll sollte entsorgt und das All für zukünftige Generationen geschützt werden.
- Innovativ sein. Die Erkundung des Weltraums kommt unserem täglichen Leben und der Zukunft der Menschheit zu Gute. Ein erster Schritt wäre die Rückkehr zum Mond, wie im Moon-Village-Konzept vorgeschlagen.
- Kommunizieren und interaktiv sein. Die ESA sollte den Dialog mit den Bürgern und allen anderen Akteuren fortführen (einschließlich andere Raumfahrtbehörden), Informationen teilen (über die ESA Digital Agenda for Space), Kommunikations- und Marketingaktionen entwickeln sowie große und inspirierende Missionen konzipieren, durchführen und umsetzen, an denen die Öffentlichkeit beteiligt ist.
Selbstverständlich wird ESA-Generaldirektor Jan Wörner die nachdrücklichen Aussagen der Teilnehmer an der Debatte bei der Planung zukünftiger Raumfahrtaktivitäten der ESA berücksichtigen und auch den Dialog mit den Akteuren fortführen.
Außerdem betont er, dass die von den Teilnehmern der Bürgerdebatte geäußerten Gedanken und Meinungen anlässlich der Diskussionen im ESA Ministerialrat in Luzern, am 1. und 2. Dezember, eingebracht werden.
Analoge Debatten
Alle hierfür erforderlichen Materialien stehen zum Download unter citizensdebate.space bereit. Videos, Präsentationen und das Bürgerdebatten-Magazin stehen in 17 Sprachen zur Verfügung und können verwendet werden, um eine eigene kleine Bürgerdebatte umzusetzen – oder einfach nur als Infomaterial.
Kontakt für Presseanfragen:
Nathalie Meusy
ESA Projektmanagerin Bürgerdebatte
E-Mail: Nathalie.Meusy [at] esa.int
ESA Media Relations Office
Tel.: +33 1 53 69 72 99
E-Mail: media [at] esa.int”
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