Die Chimären sind der am wenigsten bekannte und am wenigsten artenreiche Zweig der Knorpelfische. Ihre Fossilgeschichte reicht über 340 Millionen Jahre zurück ins Dunkel der Erdgeschichte. Wie so viele alte Tiergruppen kommen auch die Chimären heute eher in einer Reliktverbreitung vor und haben sich in die Tiefsee zurückgezogen.
Ihre sehr großen, bläulich irisierenden Augen, die eher an Katzen als an Fische erinnern, sind Zeuge dieser Anpassung an große Tiefe, in denen leistungsstarke Sehorgane die spärlichen Lichtstrahlen einfangen müssen.
Benennungen wie „Ratten“ oder „Hasen“ spielen auf ihre Bezahnung an: Im Ober- und Unterkiefer tragen die Chimären zusammengewachsene Kauplatten, die etwas vorstehen, und so an Nagezähne erinnern.
Ein weiteres einzigartiges und ungewöhnliches Merkmal der Chimären sind ihre zusätzlichen Sexualorgane: Neben den bei Knorpelfischen üblichen Klaspern innerhalb der paarigen Bauchflossen neben der Geschlechtsöffnung haben die Männchen auch noch an der Stirn und vor der Geschlechtsöffnung weitere zusätzliche Halte-Organe: „Vor den Klaspern befinden sich paarige, aus Falten ausklappbare Tentacula, die wahrscheinlich als Halteorgan während der Kopulation dienen. Ein weiteres türklopferartiges Tentaculum befindet sich auf der Stirn der Männchen. Es dient wahrscheinlich als Reizorgan vor oder während der Paarung. Bei weiblichen Seekatzen wurden zum Kopftentaculum passende Narben gefunden. Die Spitzen der Klasper und der Tentacula sind mit Placoidschuppen besetzt. Bei den Weibchen sind die Tentacula nur rudimentär vorhanden.“ (Wikipedia: Seekatzen. 20.12.2016).
Klasper sind typisch für männliche Knorpelfische und dienen der inneren Befruchtung – mehr dazu hier.
Wie Hydrolagus trolli zu ihrem Namen kam
Hydrolagus trolli weckte in mir spontan Assoziationen an einen Tiefseetroll.
Die Chimäre ist aber ganz anders zu ihrem Namen gekommen. Ihre Entdeckerin, die Seeratten (ratfish)-Forscherin Dominique Didier Dagit hatte das Recht der Benennung. Und sie benannte den seltenen Tiefsee-Gast nach dem Fisch-Enthusiasten und Künstler Ray Troll aus Ketchikan (Alaska), der als Fisch-Künstler in der Welt der Ichthyologen offenbar Unsterblichkeit erlangt hat.
‘‘It’s kind of nice to be able to name a species for someone,” erzählte sie dem Peninsula Clarion im Telefon-Interview. ”I thought, ‘Here’s my chance to name a fish for someone who’s really interested`.” Dagit bezeichnete Troll als einen ”artist of fishes and one of the few true chimaeroid lovers of the world. This fish is named in his honor for his valiant efforts to increase ratfish awareness worldwide”. Das muss jedem Fisch-Künstler das Herz wärmen. Ihre Bemerkung “It kind of looks like him, (but) less facial hair.” ist allerdings weniger enthusiastisch. Trolls Antwort ist leider nicht überliefert, nur seine Zeichnung. Für Ichthyophile lohnt sich unbedingt ein Blick auf seine Homepage: Ray Troll.
Die Kunst beim Fischzeichnen ist, ein in Alkohol gebleichtes und verbogenes Tier mit Bleistift und Farben wieder zum Leben zu erwecken. Dazu braucht es auch solide Biologie-Kenntnisse – darum ist er auch im wissenschaftlichen Bereich so hoch respektiert.
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