Ich habe mich bei diesen Akteuren so angenehm „zu Hause“, unter Gleichgesinnten gefühlt. Und hörte gespannt intelligenten Dialoge mit echten Inhalten zu, statt von den üblichen dümmlichen Dialogen, markigen Sprüchen und schnellen Action-Szenen gelangweilt und genervt zu sein. Stattdessen gibt es eine wissenschaftlich fundierte Annäherung an eine vollkommen unbekannte Intelligenz. Das Sich-Einlassen auf eine vollständig neue und uneinschätzbare Situation, im Vertrauen darauf, dass die andere Seite schließlich auch am Kontakt interessiert ist und nicht daran, die Menschheit zu fressen oder auszulöschen. Das besonnene Verhalten der menschlichen Wissenschaftler und der Aliens, ihr Bemühen, eine gemeinsame Ebene des Dialogs zu finden und gleichzeitig die Ruhe zu bewahren und dann, trotz schrecklicher Tentakeln der Aliens und eines Attentats einiger Menschen, am Dialog festzuhalten, ist ungewöhnlich. Eben sehr verkopft, statt der üblichen Taten im Affekt. Eher auf einer wissenschaftlichen und diplomatischen Basis, statt eines Kräftemessens mittels Waffen und martialischer Gesten.
Brain-Porn – eine Romanze der anderen Art
Eine Frau, die innerhalb von 10 Minuten ihre Sachen für eine ungewisse Zeit packt, sich nicht um ihre Frisur kümmert, sondern einfach aus der Tür stiefelt.
Ein Mann, der ihr zur Begrüßung einen neugierigen Blick schenkt und sie dann mit dem Vorwort ihres eigenen Buches zum intellektuellen Exkurs einlädt. Zu einem neugierigen, konstruktiven Dialog, der die Ausbildung und Berufserfahrung des Gesprächspartners respektiert und darauf aufbaut. Aus dem sich schnell eine enge geistige Bindung zwischen den beiden Hauptpersonen aufbaut.
Die Beziehung der Linguistin und des Astrophysikers, die sich beide mental aufeinander einlassen, als Team Seite an Seite arbeiten, jeder des anderen Expertise akzeptiert und unterstützt ist eine viel intensivere Romanze, als die übliche Männchen-Weibchen-Beziehung viel zu vieler Filme. Die Frage „Möchtest Du ein Baby von mir haben“ noch vor dem ersten Kuß und Koitus zu stellen, ist schon ungewöhnlich. Passt aber in diesem Fall durch die Aufhebung des linearen Zeitgefüges konsequent in die Geschichte.
Die Bildsprache des Films ist verregnet, grau-grün-schlammig-depressiv. Die Akteure stehen einsam und isoliert in dieser Umgebung. Das Alien-Raumschiff ist innen und außen einfach nur eine schwarze geometrische Form, eine reizarme Umgebung. Entgegen der üblichen SF-Visualisierungen mit Raumschiffen und allerlei technischem Schnickschnacke wirkt dieser Film äußerst reduziert. Genauso reduziert wie das Agieren der Hauptcharaktere, die dennoch sehr empathisch und sensibel wirken. Dadurch konzentrieren sich alle Sinne automatisch stärker auf die Akteure und Dialoge.
Durch die Aliens auf der einen Seite der Trennscheibe und die Menschen auf der anderen Seite wirkt die Szenerie wie die Bühne eines modernen Theaterstücks. Allerdings wirken die Schwärze und Bodenlosigkeit des Raums auch bedrückend, einige Kritiker verglichen ihn gar mit einer Grabkammer. In dieser Einsamkeit geben sich die beiden Hauptakteure mentalen Halt.
Ein intensiver und intelligenter Film, bei dem ich viel stärker „mitgegangen“ bin, als in den vielen action-orientierten und unlogischen Erstkontakt-Szenarien. Denn auch die schönsten Raumschiffe und fremden Welten können mich nicht über mangelnden Inhalt und Ideen sowie dümmliche Dialoge hinwegtäuschen. Brachiale Wortkonstrukte, der süßliche Zuckerguss des Patriotismus und das übliche Macho-Getue fehlen ebenso wie perfektes Make-Up, machomäßige Faustkämpfe, sinnliches Inszenieren von halb entblößten Leibern und eine Menge anderen Mainstream-Zeugs, das mir selbst gute Plots oft vergällt und mich immer daran erinnert, dass es ja nur ein Hollywood-Film ist.
Wie sollte das ideale Team für einen Erstkontakt mit einer außerirdischen Intelligenz aussehen?
Kann man sich auf einen Erstkontakt eigentlich vorbereiten?
Gibt es Grundannahmen dafür?
Was wissen wir denn über die fremden Lebensformen?
Wenn jemals Aliens auf der Erde landen sollten, dann beherrschen sie offenbar interstellare Raumfahrt.
Für eine derartige technische Leistung ist ein langer Zeitraum für Vorentwicklungen notwendig und die Koordination vieler verschiedener Arbeitsschritte.
Nach unseren derzeitigen Annahmen ist für die Entwicklung der interstellaren Raumfahrt eine hoch entwickelte Kultur und Zivilisation nötig: Wissen um Arbeitsabläufe muss erarbeitet und über Generationen weitergegeben werden. Außerdem ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine interdisziplinäre Arbeit notwendig.
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