Dieses Video zeigt einen Schwarm Jack Tuna in der Cortez-See – im Deutschen heißen die Fische Skipjack-Thun oder Echter Bonito.
Dieser Fischschwarm schwimmt in einem engen Kreis und bildet so einen Tunnel, der an einen Tornado erinnert. Biologen nennen diese wilde Formation tatsächlich „Tuna-Tornado“. Diese Aufnahmen hatte Octavio Aburto gemacht, ein Wissenschaftler des Scripps Institution of Oceanography und leidenschaftlicher Unterwasser-Photograph. Er schätzt die Schwarmgröße auf über 100.000 Fische.

 

Die Bonitos sind im Hormonrausch: Über Wochen hinweg haben sich ihre Fortpflanzungsorgane auf Kosten der anderen Organe und Gewebe vergrößert, alle Energie geht auf die Produktion von möglichst vielen Eiern und Spermien. Das Muskelfleisch, der Verdauungstrakt und andere Strukturen nehmen in diesem Zeitraum deutlich weniger Volumen im Fisch ein (Bei Plattfischen sind die Gonaden sogar so weit vergrößert, dass man kaum noch ein anständiges Filet schneiden kann).

Bildergebnis für skipjack

Skipjack tuna (Ocean Naturals)

Fische haben eine äußere Befruchtung und praktizieren damit keinen Sex in dem Sinne, stattdessen geben sie einfach ihre Fortpflanzungsprodukte ins Wasser ab. Solche Tuna-Tornados sind daher nur an wenigen Tagen im Jahr zu sehen, Aburto hat jahrelang auf ein solches Bild gewartet. Der ganze Schwarm laicht zur exakt gleichen Zeit ab, dann vermische sich die männlichen und weiblichen Fortpflanzungsprodukte im Wasser, die Spermien („Milch“) befruchten die Eier („Rogen“). Und zwar wild durcheinander, so kommt es zur größtmöglichen genetischen Variabilität und einem möglichst großen Genpool.
Wie viele Eier eine Skipjack-Mutter ablaicht, hängt von ihrem Alter und ihrer Körpergröße ab, es können zwischen 100 000 und zwei Millionen sein. Die Fischlarven schlüpfen schon nach ein bis eineinhalb Tagen. Nach einem Monat sind die kleinen Larven von Plankton schon zu Jungfischen herangewachsen. Und dann müssen sie sich weiterhin mit dem Wachsen beeilen, um schnell aus den Nahrungsspektren anderer Meeresbewohner herauszuwachsen. Allerdings werden auch so nur wenige von ihnen das Erwachsenenalter erreichen.

Ganz korrekt gehören Bonitos nicht zur Gattung der Thunfische (Thynnus), sondern als Katsuwonus pelamis zur Gattung Katsuwonus. Diese sehr nahen Thunfisch-Verwandten haben die typische Körperform von Hochleistungsschwimmern, die sichelförmigen Rücken- und Bachflossen und die symmetrische Schwanzflosse. Die kleinen Flößchen zwischen Rücken- und Schwanzflosse bzw. Bauch- und Schwanzflosse dienen als zusätzliche Stabilisatoren und sind auch typisch für die gesamte Thunfisch und Makrelen-Sippschaft. Bonitos werden bis 1 Meter lang und 20 Kilogramm schwer.
Da Bonitos auch wie Thunfisch schmecken, machen sie einen erheblichen Teil der Thunfischprodukte aus.

Bildergebnis für skipjack spawning

Skipjack tuna – Australian Fisheries Management Authority (AFMA)

Heute werden sie meist mit der Langleine gefangen, das ist selektiver als in einem großen Netz und die Fische werden nicht durch den Staudruck des Netzes gequetscht, was zu einem Qualitätsverlust führen würde.

Die Langleine ist zwar ein selektiveres Fanggeschirr als eine Ringwade, aber auch sie fordert viele tote Tiere anderer Arten: Vor allem Haie, andere große Fische, dazu Meeresschildkröten und in manchen Gegenden auch große Seevögel wie Albatrosse

Ähnliches Foto

Shark bycatch: the fate of “Jaws” in pelagic longline fisheries. (A Budding Conservationist’s Mind)

 

 

“Delphinfreundlich” ist also noch lange kein gutes Ökosiegel.
Als schnelle Prädatoren stehen die Skipjacks in der Nahrungskette weit oben und reichern dementsprechend, wie andere Thunfische oder Wale, besonders viele Schadstoffe an.
Dieses Video eines Tuna-Tornados ist ein starkes Bild des lebendigen und fruchtbaren Meeres.
Ein Dankeschön an Frank fürs Finden!
Die Sea of Cortez liegt in der Baja California, in der ausgedehnte Gebiete unter Schutz stehen. Schließlich sind diese flachen Küstengewässer eine Kinderstube nicht nur für Grauwale, sondern auch für andere Arten.
Die Trump-Regierung hat bereits in ihren ersten Wochen unverzüglich begonnen, den Schutzstatus von Naturschutzgebieten an Land und im Meer zu lockern, um schnell Ölbohrungen zu ermöglichen. Gleichzeitig haben Trump-Gesinnte die Jagd- und Fischregulierungen gelockert oder aufgehoben und erleichtern die totale Ausbeutung natürlicher lebender Ressourcen. Gleichzeitig verbietet die Trump-Regierung die Publikation von wissenschaftlichen Daten zu diesen Themen. Einmalige Ereignisse wie die katastrophale Deepwater Horizon-Ölpest im Golf von Mexiko sollen dann gar nicht mehr erforscht und untersucht werden dürfen, weil es sich um Einzelfälle handelt, die angeblich keinerlei Aussagekraft hätte.
Ein starker Umweltschutz und ein nachhaltiges Fischereimanagement sind kein Selbstzweck weltfremder Öko-Intellektueller. Vielmehr garantieren Regulierungen und Schutzmaßnahmen Tierbestände für unsere und nachfolgende Generationen.
Ökologie und Ökonomie gehen hier Hand in Hand. Die Trump-Regierung handelt zum Vorteil einer kleinen privilegierten Personengruppe, die kurzfristig höhere Gewinne bekommen wird und zum Nachteil der meisten Menschen.
Darum stellen sich nun große Teile der Wissenschaft, der Nationalparks und anderer Behörden gegen Trump & Friends. Auch der Verband der kommerziellen Fischereiunternehmen ermahnt Trump, die Fischereiregulierung auf wissenschaftlicher Basis unbedingt aufrecht zu erhalten, denn sie hatte innerhalb weniger Jahrzehnte zur Erholung und Stabilisierung wichtiger Fischbestände geführt. Zum Vorteil der Fischer, der Konsumenten und der Fische.

 

Kommentare (14)

  1. #1 Fliegenschubser
    8. Februar 2017

    “Ein starker Umweltschutz und ein nachhaltiges Fischereimanagement sind kein Selbstzweck weltfremder Öko-Intellektueller. Vielmehr garantieren Regulierungen und Schutzmaßnahmen Tierbestände für unsere und nachfolgende Generationen.”

    +1

    Im Übrigen: Vielen Dank für Deinen Blog, ich lese sehr gerne (meistens still) die Beiträge.

  2. #2 RPGNo1
    8. Februar 2017

    Wieder einmal ein informativer Bericht. Danke!
    Schade nur, dass auch hier Trump eine (negative) Rolle spielen muss. Aber das lässt sich zur Zeit leider nicht umgehen und trägt auf alle Fälle zur Aufklärung bei. Mir war nicht bekannt, dass die US-Regierung nicht nur den Umweltschutzbehörden einen Maulkorb verpasst und die Ölsuche erleichtert hat, sondern dass sie auch Jagd- und Fischereiregulierungen kappt.

  3. #3 Bettina Wurche
    8. Februar 2017

    @Fliegenschubser: Danke : ) In den USA passsieren gerade ganz schreckliche Sachen, die ökologisch katastrophale Folgen haben werden. Dazu kann und darf ich nicht schweigen.

  4. #4 Bettina Wurche
    8. Februar 2017

    @RPGNo1: Danke. Es geht im Moment in die Richtung der Gutsherrenmentalität: Verschiedene republikanische Politiker sichern sich und ihren gut betuchten Kumpels in Trumps Kielwasser Land und Jagdrechte. Ich bin einfach entsetzt, wie leicht die damit durchkommen, bestehende Gesetze und Vereinbarungen außer Kraft zusetzen.
    https://www.theguardian.com/environment/2017/jan/31/public-lands-sell-congress-bureau-management-chaffetz

    Die Fortsetzung des Pipeline-Baus durch Dakota-Land ist nur ein sehr prominentes Beispiel dafür:
    https://www.handelsblatt.com/politik/international/pipeline-in-north-dakota-us-armee-macht-weg-fuer-oel-leitung-frei/19362402.html

  5. #5 roel
    *******
    8. Februar 2017

    @Bettina Wurche Toller Beitrag. Aber irgendetwas stimmt hier nicht: “Über Wochen hinweg haben sich ihre Fortpflanzungsorgane aufgrund der anderen Organe und Gewebe vergrößert,…”

    PS Ich finde es vorbildlich, wie hier im Blog auf Kommentare eingegangen wird.

  6. #6 roel
    *******
    8. Februar 2017

    @Bettina Wurche Und wenn ich schon gerade am Meckern bin: “Fische haben eine äußere Befruchtung und praktizieren damit keinen Sex in dem Sinne, stattdessen geben sie einfach ihre Fortpflanzungsprodukte ins Wasser ab.”

    Guck mal hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Lebendgeb%C3%A4rende_Fische
    “Da bei den Lebendgebärenden eine innere Befruchtung erforderlich ist, erfolgt eine Begattung.”

    Ich wollte an dieser Stelle eigentlich ein Paarungsvideo beifügen, verzichte aber aufgrund des Jugendschutzes darauf.

  7. #7 Bettina Wurche
    8. Februar 2017

    @roel: Ja, das war etwas Wiederholung, ich hab´s umformuliert. Im Moment kann ich es mir zeitlich erlauben, Kommentare gleich zu beantworten, manchmal müsst Ihr darauf ja auch länger warten.

  8. #8 Bettina Wurche
    8. Februar 2017

    @roel: Ja klar, bei Haien und Rochen ist das was anderes,
    https://scienceblogs.de/meertext/2015/05/08/die-evolution-des-hai-penis-in-uraltes-und-bewaehrtes-organ/
    aber es ging hier ja um Knochenfische. Die Zahnkärpflinge verliere ich bei meinem Meeres-Tunnelblick immer aus den Augen, danke für die Ergänzung.
    Mit ovoviviparen Fischen hatte ich noch nie was zu tun.

  9. #9 Boombox
    9. Februar 2017

    Ein schöner neuer Beitrag aus der Reihe “Fantastisches Paarungsverhalten der Tiere”. 🙂

    Gleichzeitig haben Trump-Gesinnte die Jagd- und Fischregulierungen gelockert oder aufgehoben und erleichtern die totale Ausbeutung natürlicher lebender Ressourcen.

    ‘türlich, warum sollte man auch Jagd und Fischerei regulieren. Schließlich gibt es ja immer mehr mehr…

  10. #10 anderer Michael
    13. Februar 2017

    Haben die Bonitos die Fortpflanzung überlebt?

    Solche Kreisel mit viel weniger Fischen habe ich den Tropen gesehen. Makrelen und Schnappen, ob die sich auch fortgepflanzt haben?

  11. #11 Bettina Wurche
    13. Februar 2017

    @anderer Michael: Warum sollten sie nach der Fortpflanzung sterben? Sie werden 8 – 10 Jahre alt und laichen jährlich ab.
    https://www.worldwildlife.org/species/skipjack-tuna
    Der Tuna tunnel scheint energetisch vorteilhaft zu sein, vielleicht nutzen sie den auch zu anderen Gelegenheiten
    https://jeb.biologists.org/content/jexbio/192/1/13.full.pdf
    (Sorry, ich bin nicht gewillt, dazu jetzt einen Stapel Physiologie-papers zu lesen)

  12. #12 RPGNo1
    14. Februar 2017

    Nur so ein Gedanke: anderer Michael denkt wohl an Lachse, die direkt nach dem Ablaichen sterben.

  13. #13 yeRainbow
    yerainbow.wordpress.com
    16. Februar 2017

    habe mit großem Interesse gelesen.
    trotzdem, noch immer, “Über Wochen hinweg haben sich ihre Fortpflanzungsorgane aufgrund der anderen Organe und Gewebe vergrößert,”

    sicher meintest du “auf Kosten der anderen Organe und Gewebe vergrößert…”
    oder ähnlich
    😉

  14. #14 Bettina Wurche
    16. Februar 2017

    @yeRainbow: Korrekt. Danke.