Das Korallenprojekt war dafür ein ideales Trainingsumfeld.
Die Astronauten sollten nach der Instruktion von Wissenschaftlern arbeiten. Dazu gehörte die Auswahl einzelner Korallenkolonien und deren Aufpflanzen auf ein baumartiges Gerüst. Die Auswahl einer Koralle durfte natürlich nicht willkürlich erfolgen, sondern es mussten die richtige Art und ein geeignetes Exemplar sein.
Der Astronaut hat dem Wissenschaftler also zunächst die Umgebung gezeigt. Dann würde der Wissenschaftler seine Auswahl treffen und den Astronauten instruieren. Danach würde der Astronaut einzelne Korallenkolonien auswählen und die vereinbarten Arbeitsabläufe durchführen. Eine zeitaufwändige Prozedur, die der limitierten Zeit für jeden EVA-Durchgang (EVA: Extravehicular Activity) auf dem Mars mit ihrer verzögerten Kommunikation widerspricht. Zwischen Fragen und Antwort zwischen Mars und Erde liegen schließlich über 20 Minuten Zeitverzögerung.
Die Kommunikation musste effizienter werden!
In der verbesserten Kommunikation wählt der Astronaut im Feld eine Vorauswahl von Proben oder Probegebieten aus und markiert diese, z. B. mit Zahlentafeln. Dieses Bild schickt er dem Wissenschaftler und arbeitet dann weiter. Der Wissenschaftler sucht aus der Vorauswahl das oder die geeigneten Exemplare oder das Probenareal aus und schickt dem Astronauten seine Wahl zurück, indem er die Bezeichnung der Markierung nennt: „Bitte Probe Nr. X entnehmen“. In der Zeit, in der das Funksignal unterwegs ist, kann der Astronaut bereits weiterarbeiten. So kann die kostbare EVA-Zeit trotz der verzögerten Kommunikation effektiv genutzt werden.
Die Astronauten führen alle Arbeiten nach spezifischen Prozeduren durch, die Schritt für Schritt gelesen bzw. vorgelesen werden müssen. In manchen Fällen muss der Raumfahrer zwischen der durchzuführenden Arbeit und dem Manual am stationären Computer hin- und herlaufen. Das kostet viel Zeit.
So wurden in diesem Projekt erstmals Laptops unter Wasser getestet. Sehr erfolgreich! Die mobilen persönlichen Computer sind natürlich wesentlich effektiver und komfortabler zu benutzen als stationäre Computer.
Im Habitat haben die Aquanauten dann noch Experimente ausprobiert, die für die ISS vorgesehen waren. Etwa das Entnehmen und Sequenzieren von biologischen Proben. Auch das hat gut geklappt, so dass der Versuchsaufbau dann wenige Wochen später auf der ISS erfolgreich durchgeführt wurde.
Die Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit, der Muskel- und Knochenmasse sowie die Erhaltung der Feinmotorik ist bei Weltraum-Aufenthalten in der Schwerelosigkeit oder bei verringerter Gravitation immer ein sehr wichtiger Aspekt. Darum haben die Aquanauten noch ein neues, platzsparendes Sportgerät für die ISS getestet: Miniature Exercise Device – MED 2.
Nach einem Raumflug, so Matthias Maurer, brauchen Astronauten in der Regel drei Wochen, bis ihr Gleichgewichtsgefühl wieder vollständig hergestellt ist. In dieser Zeit dürfen sie etwa kein Auto fahren.
Dieses Video gibt einen bildhaften Einblick in NEEMO 21:
LUNA: Die Mondbasis in Köln
Hier erklärt Matthias Maurer LUNA:
Matthias Maurers Rolle war es, LUNA zu initieren und zu planen. Diese Rolle hat derzeit Samantha Christoforetti übernommen.
Zum Mondtraining habe ich selbst noch sehr viele Fragen, die ich an dem Abend leider nicht mehr loswerden konnte. Das wird wohl eher noch mal ein eigener Beitrag.
(Dieser Beitrag gibt den größten Teil von Matthias Maurers Vortrag wieder, ist aber keine wörtliche Mitschrift. Ich habe den Inhalt in meinen eigenen Worten wiedergegeben und an manchen Stellen etwas mehr Hintergrund erklärt.)
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