Hier kommt das versprochene Interview mit Dr. Marina Costa und Dr. Maria Isabel Garcia Rojas, zwei Wal-Forscherinnen von SAERI, die kürzlich auf der HMS ENTERPRISE einen Wal-Survey vor South Georgia durchgeführt haben. Via Skype haben wir uns unterhalten, mit nur vier Stunden Zeitverschiebung und dreimal unterbrochener Leitung – aber von einem Ende der Welt zum anderen.
Tief im Südatlantik, nordöstlich der antarktischen Halbinsel und auf der Schwelle zur Antarktis finden sich einige kleine Inseln und Inselgruppen, die britische Übersee-Territorien sind. Die kargen Inseln South Georgia und South Shetlands sind nur 3677 Kilometer vom Südpol entfernt, allerdings noch nördlich des 60. Breitengrades südlicher Breite. Darum fallen sie nicht unter die Maßgaben des Antarktisvertrags, denn die Antarktis ist internationales Territorium. Da sie von britischen Seefahrern erstmals gesichtet und auch immer wieder angesteuert wurden, gehören sie heute zu Groß-Britannien sie. Allerdings werden diese Inseln, wie auch die Falkland-Inseln, gleichzeitig von Argentinien beansprucht, „mit Verweis auf frühe spanische Sichtungen. Argentinien sieht sich hierbei als Erbe Spaniens.“
Argentinien ist seit 1816 ein unabhängiger Staat. Ob eine Kolonie das Erbe des einstigen Mutterlandes antreten kann, halte ich für recht zweifelhaft. Und ob Spanien auch Argentinien als seinen Erben betrachtet, erst recht. Jedenfalls ist die Zugehörigkeit der kleinen Inseln für den südamerikanischen Staat noch nicht abschließend geklärt. Ältere LeserInnen werden sich noch an den Falkland-Krieg erinnern.
Der argentinische Name Islas Malvinas leitet sich vom „Îles Malouines“ ab. Seefahrer und Fischer aus der bretonischen Hafenstadt Saint-Malo waren nämlich die ersten bekannten Siedler auf den Inseln. Allerdings nur für wenige Jahre, dann gaben sie die unwirtlichen Inseln wieder auf (Wikipedia: Falklands).
Diese öden Eilande im sturmgezausten Südmeer verursachten und verursachen erscheinen vor allem wegen dieser politischen Stürme immer mal wieder in den Schlagzeilen.
Für Meeresforscher und andere Meeresenthusiasten haben sie allerdings einen ganz anderen Stellenwert – abgelegen und unberührt, übersprudelnd von Meereslebensformen sind sie Paradiese!
SAERI – South Atlantic Environmental Research Institute – Forschung im Südatlantik
Die Falklands sind heute bewohnt, dort leben immerhin über 3000 Menschen. Seit dem Falkland-Krieg sind außerdem über 1300 Soldaten auf den Inseln stationiert, und einige Schiffe der Royal Navy. Weitere Schiffe laufen die europäische Enklave im Südpolarmeer regelmäßig an, wie Anfang des Jahres die HMS ENTERPRISE. Schließlich sind die Inseln eine wichtige Nachschubbasis in die Antarktis. Post, auf einer britischen Antarktisstation in den Brieflasten gesteckt und via Falklands ausgeflogen, braucht nur eine Woche, bis sie in Deutschland zuverlässig ankommt.
Dieser Vorposten inmitten eines vor Leben überquellenden, wenig befahrenen und erforschten Ozeans ist natürlich auch eine grandiose Forschungsplattform für Meeres-, Klima- und andere Forschung. Auf den Falkland-Inseln ist SAERI, das South Atlantic Environmental Research Institute, ein Portal für internationale Forscher. Der Fokus liegt auf den Umweltwissenschaften, von Grundlagenforschung zur Biodiversität bis zur Angewandten Fischereiwissenschaft. 2012 gegründet, deckt SAERI den Südatlantik vom Äquator bis zur Eisgrenze ab, die Wissenschaftler führen Forschungen durch und vermitteln ihr Wissen an Schüler und Studenten, außerdem ist SAERI Ansprechpartner und Plattform für andere Universitäten vor allem aus Europa, die Forschungsprojekte in dieser unberührten Welt des Süd-Atlantik durchführen möchten.
Die Falkland-Inseln erleben gerade besonders aufregende Zeiten: Dort ist Öl entdeckt worden. Darum stehen nun auch Untersuchungen der Auswirkungen der Öl-Exploration auf die Meeresbewohner auf dem Programm.
Dr. Marina Costa ist bei SAERI Cetacean Ecologist Project Manager und Expertin für küstennah lebende Delphin-Polulationen. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Erhebung von Daten zur Verbreitung von Walen und die Modellierung ihrer Lebensräume. Daneben erarbeitet sie auch Unterlagen zur Kommunikation und Vermittlung der Wal-Forschung, um mehr Menschen für den Wal-Schutz zu sensibilisieren
Dr. Maria Isabel Garcia Rojas forscht über marine Ökosysteme und ist Projektwissenschaftlerin bei SAERI. Maria hat ihren Forschungsschwerpunkt eher auf den eher großen Walen in subantarktischen und antarktischen Ökosystemen. Sie beschäftigt sich u. a. mit der Ökologie und den vielschichtigen Nahrungsnetzen. Auch sie erstellt aus ihren Daten Modelle, u. a. auch zur künftigen Entwicklung der Walbestände unter dem Einfluss des Klimawandels.
Ihre Promotion hat sie über den Einfluss des Treibeises auf die antarktischen Zwergwalvorkommen geschrieben.
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