Sepien sind eng verwandt mit Kalmaren und Oktopussen. Sie haben 10 Arme mit Saugnäpfen, davon 2 längere Tentakel, und einen kurzen Körper mit einem Flossensaum wie ein Tutu. Wie alle Tintenfische leben sie im Meer und kommunizieren optisch über phantastische Farbspiele.
Die Zebrastreifen sind ihr Hochzeitskleid.
Im Video ist zu sehen, wie ein Männchen ein unter ihm im Wasser stehendes Weibchen abschirmt, beide gehören zur im Mittelmeer verbreiteten Sepia officinalis. Eben gerade hat er ihr seine Spermatophore mit dem kostbaren Erbgut in den Mantel gelegt. Da will er auch sicher sein, dass sein Nachwuchs zur Welt kommt. Dafür muss er verhindern, dass ein anderes Männchen sich im Hochzeitsrausch mit “seiner” Auserwählten paart. Das ist nämlich Usus unter Sepien. Der wilde Hochzeitstanz ist eine Massenhochzeit, was den Männchen auch bewußt ist. Darum läuft eine Paarung oft so ab, dass ein Sepia-Männchen mit den Tentakeln nach einem Weibchen greift, sie umschlingt und dann erst einmal mit dem Sipho einen Wasserstrahl durch den weiblichen Mantel schießt. Damit entfernt er eventuelle Fortpflanzungsprodukte seiner Rivalen. Will er also sicher sein, dass seine Spermatophore im Weibchen bleibt, muss er andere Männchen an der Paarung hindern.
Im vorligenden Video vertreibt der Eindringling -Sepia 2- zunächst Sepia 1. Der Vertriebene kommt aber schnell zurück und versucht die Rückeroberung.
Sepia 2 versucht Sepia 1 auf einer Armlänge Abstand zu halten. Vergeblich.
Den ersten Teil des Dance Battles bekommen menschliche Betrachter gar nicht richtig mit, denn der läuft optisch. Die aufgeregten Farbwellen eskalieren, übertragend gesprochen, vom gestreckten Mittelfinger zur hochgereckten Faust und schließlich zum aufklappenden Messer. Dann wird eine Pupille extrem vergrößert und bekomt einen dunklen Augenring, die gesamte Färbung des Verteidigers – Sepia 2 – verdunkelt sich. Normalerweise bleibt es bei diesem visuell ausgetragenen Kampf, der optische Sinn ist für Tintenfisch-Verhaltensbiologie essentiell wichtig.
2011 konnten Derya Akkaynak (University of Haifa), Justine Allen (then Ph.D. student Brown University-Marine Biological Laboratory (MBL) Graduate Program) und MBL Senior Scientist Roger Hanlon im Ägäischen Meer mitverfolgen und filmen, wie die Auseinandersetzung zwischen zwei Sepia-Männchen graduell bis zu einem physischen Kampf eskalierte. Die Tinte floss in Strömungen und die beiden haben sich sogar gebissen.
Beide Sepien umklammerten sich dann mit den Tentakeln und rollten im dreidimensionalen Raum fest ineinander verknäult umher wie bei einer Comic-Rauferei, ließen sich los, attackierten erneut.
Schließlich konnte Sepia 1 den unerwünschten Rivalen vertreiben und schwamm elegant und eilig zum Weibchen zurück.
Roger Hanlon, der seit über 20 Jahren Tintenfisch-Verhaltensforschung betreibt und dessen grandiose Forschungsergebnisse auf Meertext schon häufiger auftauchten, war begeistert – so etwas hatte er noch nie gesehen!
Bei der detaillierten Auswertung der Daten kamen die drei zu der Überzeugung, dass diesem Kampf eine gegenseitige Abschätzung der beiden Kontrahenten vorausgegangen war. Ein solches “mutual assessment” bedingt allerdings höhere kognitive Fähigkeiten, es ist ein Ausdruck aus der Spieltheorie. Hanlon meint, dass die Spieltheorie wichtige Anhaltspunkte für das Studium aggressiver Verhaltensweisen sei, die im Tierreich weit verbreitet und noch wenig verstanden sind. “Aggression is a major part of many societal problems, but it’s a very touchy subject,” sagt Hanlon “This field observation and game theory analysis sets up a way to do lab experiments differently. I’m hoping we can put animals in the tank [to study aggression] based on this field assessment.”
Wer noch mehr Details zur Paarung von Tintenfischen wissen möchte, erfährt hier alles über Kraken-Intimitäten. Bei Sepien ist es recht ähnlich.
Wie lange das Sepien-Pärchen dann noch zusammen geblieben ist, ist nicht bekannt. Regelmäßige Meertext-Leser wissen ja, dass die Konzentration auf die geschlechtliche Liebe für Tintenfische ein böses Ende nehmen kann. Und für Delphine oft eine proteinreiche, leckere Mahlzeit bedeutet.
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