Die Wissenschaftler suchen im Moment fieberhaft nach Daten und Erklärungen. Leider sind Tunicaten keine sehr gut erforschte Tiergruppe.
Fest steht: Sie sind Filtrierer und “grasen” pflanzliches Plankton (Fälschlicherweise hatte ich hier zunächst Zooplankton geschrieben – BW 2017_06_27).

Bildergebnis für pyrosome oregon noaa

The Outer Shores: A Pyrosome Beach Cast

Offenbar hat der Warmwassereinbruch ihre Vermehrung angeregt. Ob es nun das massenweise auftretende Plankton war – schließlich folgt auf ein starkes Algenwachstum auch ein starkes Zooplanktonwachstum – oder die hohen Temperaturen sie zur Fortpflanzung angeregt haben, oder es vielleicht noch einen anderen Zusammenhang gibt, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein Biologe sagen.
Außerdem haben die Feuerwalzen ihre Bioluminiszenz verloren, der sie ihren Namen verdanken: „pyro“ (griech.: Feuer) und „soma“ (griech.: Körper). Dass die Geleewalzen an der Küste Oregons nicht mehr magisch leuchtend, könnte daran liegen, dass sie dafür nicht die richtigen Bakterien zur Verfügung haben. Die brauchen sie nämlich dafür.

Während die Tunicaten-Kolonien massenhaft auftreten, fehlen andere Meeresbewohner, die normalerweise dort vorkommen sollten. Wie die Segelqualle Velella velella, eine Qualle, die, angetrieben von einem Segel, auf der Meeresoberfläche dahinsegelt und driftet. Die Strukturfarben auf ihrer Oberfläche glänzen in Blau- und Violett-Nuancen. Diese Färbung ist die typische Tarnfarbe von Neuston und Pleuston, dem Plankton in der Meeresoberfläche. In der Vergangenheit kam Velella in solchen Mengen vor Oregon vor, dass sie manchmal mit ähnlich glänzenden Ölteppich verwechselt wurde und die Küstenwache ausrückte, um nach einem vermeintlich gesunkenen Schiff zu suchen.
In diesem Jahr gibt es keine Segelquallen.
Nur Pyrosoma atlanticum.

Dabei kehrt nach zwei viel zu warmen Jahren vieles im Ozean wieder zur Normalität zurück:  “Everything else seems like it’s getting back to normal,” sagte Caren Braby im Interview “We have cold, nutrient-rich water, we have upwelling, we’re starting to see krill again. All of these things that have been absent over the last few years, but now we have pyrosomes.”

Ich bin gespannt, wie es im östlichen Nordpazifik weitergeht.
Auch gespannt bin ich, wann die Feuerwalzen-Welle auch in die deutschen Medien schwappt. Der National Geographic hatte im Juni einen großen Artikel dazu, der jetzt zumindest schon in England zitiert wird, z. B. beim UK Cetacean Stranding Network.
Wie Samantha Zeman sagte: “Stay tuned!”

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Kommentare (16)

  1. #1 RPGNo1
    23. Juni 2017

    Ein gestrandetes Pyrosom sieht aus wie ein …widerlicher kleiner Gummiartikel. Mit Noppen. Benutzt.

    Lol, sprechen wir es doch aus. Es sieht es wie eine benutztes Kondom. 🙂
    Ich hatte übrigens den gleichen Gedanken, als ich das Bild gesehen habe (übrigens bevor ich den Text gelesen habe).

  2. #2 tomtoo
    23. Juni 2017

    Ich bin mir jetzt nicht ganz so sicher ob ich das verstanden habe , aber im Prinzip sind pyrosome dann doch sowas wie ein Superorganismus oder ?

  3. #3 tomtoo
    23. Juni 2017

    Also evtl. ist das ja ein Fake ( ihr dürft lachen) aber ist das auch ein pyrisom ?

  4. #4 Bettina Wurche
    23. Juni 2017

    @tomtoo: Nö. Es ist ganz einfach eine Kolonie.

  5. #5 Bettina Wurche
    23. Juni 2017

    @tomtoo: Was ist ein Fake?

  6. #7 tomtoo
    23. Juni 2017

    Also kleine Tierchen die sich in dieser Form zusammentun?

  7. #8 Bettina Wurche
    23. Juni 2017

    @tomtoo: Es sind viele kleine Tiere, die sich in dieser Kolonie verbinden und gemeinsam schweben, fressen und sonstwas tun. Sie können sehr groß werden, sind dann allerdings in diesen Riesenkolonien sehr selten. Hier steht etwas mehr über solch eine ungewöhnliche Sichtung:
    https://scienceblogs.de/meertext/2013/08/02/die-feuerwalze-ein-mysterium-des-meeres-mit-raketenantrieb/
    Pyrosoma atlanticus gibt´s auch im Atlantik und selten auch in der Nordsee. Ich habe leider noch nie eine gesehen.
    Die Wiki-Artikel zu Pyrosom, Tunicata, etc. sind ganz ordentlich : )

  8. #9 tomtoo
    24. Juni 2017

    @Bettina

    Erst mal danke. Du musst verstehen das ich sowas nicht kannte. Kolonie das konnte ich mir als Bakterienteppich vorstellen.

  9. #10 tomtoo
    24. Juni 2017

    @Bettina

    Das ist doch faszinierend. Alles im Prinzip Individuen die sich aber selbst immer, zu gleicher Form organisieren. Oh da muss ich viel drüber lesen. : )

  10. #11 Bettina Wurche
    24. Juni 2017

    @tomtoo: Oft sind Kolonien eonfach Ansammlungen von Organismen der gleichen Art, die sich neben- und miteinander niederlassen. Wie sich Individuen zu einer solchen Feuerwalze zusammenfinden, wann und warum sie das tun, ist vollständig ungeklärt. Sie agieren dann ja auch zusammen, bei Fortbewegung, Atmung und Fressen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Feuerwalzen

  11. #12 tomtoo
    24. Juni 2017

    @Bettina
    Das meine ich ja damit. Auf sowas müssten sich doch Forscher eigentlich stürzen wie auf den goldenen Gral. Selbstorganisation die zu übergeorneten Strukturen führt. Also wenn das nicht spannend ist ?! ; )

  12. #13 Bettina Wurche
    24. Juni 2017

    @tomtoo: Das ist extrem schwierig. Soweit ich weiß, wird eher an Schwärmen geforscht, unter dem Schlagwort Schwarmintelligenz.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kollektive_Intelligenz

  13. #14 Laie
    29. Juni 2017

    Vielen Dank für den spannenden Beitrag zu dieser – für mich – ungewöhnlichen und bisher unbekannten Lebensform. Die Freude wird leider etwas getrübt aufgrund des negativen Einflusses des Menschens, der mit dem von ihm ausgelösten Klimawandel so viel schaden, wie hier auch berichtet anrichtet.

  14. #15 rs
    bonn
    6. Dezember 2017

    so primitiv wie das ding ist, ist es plausibel, daß
    ihm radioaktivität wenig schadet !

  15. #16 Bettina Wurche
    7. Dezember 2017

    @rs: Mit dem Begriff “primitiv” wäre ich sehr vorsichtig. Immerhin gehören die Tiere zum gleichen Stamm wie wir. Pyrosomen sind vor allem sekundär reduziert, in der Erwachsenenform. Und wo ist da Kontext zur Radioaktivität?