Ökologische Implikationen – wer nützt wem? Und wie kommt es zu dieser neuen Dreier-Community?
Der Verlierer bei diesem nicht sehr flotten Dreier ist ganz klar der Fisch: Er verliert Nährstoffe an den Krebs und muss zusätzlich gegen den durch die Algen verursachten Wasserwiderstand anschwimmen, um mit seinem Schwarm Schritt zu halten. Der Ruderfußkrebs profitiert vom Fisch, die Alge ist ihm egal. Die Alge hat auf dem Parasiten einen festen Punkt, an dem sie sich verankern kann und wird durch den Fisch oberflächennah gehalten, so dass sie genügend Sonnenlicht tanken kann.
Interessant ist auch die Frage, wie es zu dieser ungewöhnlichen und offenbar neuartigen Dreier-Lebensgemeinschaft gekommen ist. Waldman vermutet, dass das besonders warme Wetter im Herbst 2015 und die große Anzahl des Menhaden-Nachwuchses dafür verantwortlich sein könnten. Fische schwimmen gemeinsam mit ihren Altersgenossen. Eine hohe Individuenzahl und Dichte an jungen Fischen begünstigt die Ausbreitung und Weitergabe von Parasiten innerhalb der Schwärme.
Normalerweise sollten die Menhaden, sowie die Meerestemperatur fällt, im Oktober von Long Island aus nach Süden ziehen.
Forschungsergebnisse aus der Chesapeake Bay haben allerdings ergeben, dass parasitierte Menhaden eher in den flacheren Gewässern der Bay bleiben und nicht-parasitierte eher in die Gewässer des offenen Nord-Atlantiks ziehen. Die Sichtung der silbrigen Fischschwärme im Dezember vor Long Island könnte also im Kontext mit einem besonders starken Parasitenbefall der ganzen Population stehen.
Bei weiteren Untersuchungen in 2015 und 2016 fanden Biologen auch an anderen Stellen um Hempstead Harbor Menhaden mit Copepoden und Algenaufwuchs. Waldman geht davon aus, dass solche Trios im gesamten Long Island Sound unterwegs waren.
Aber was ist die Ursache für diese neue Lebensgemeinschaft?
Waldman postuliert dafür zwei möglcihe Erklätungsansätze: Bei den ungewöhnlichen Trios kann es sich um eine einmalige Erscheinung handeln, die bald wieder verschwindet. Es kann aber auch der Beginn einer neuen ökologische Entwicklung sein! Evolutionsbiologen werden sehr hellhörig, wenn aus einer ökologischen Interaktion zwischen zwei Arten auf einmal eine Interaktion aus drei Arten wird. Eine solche signifikante Veränderung könnte ein Zeichen für schwerwiegende Änderungen in einem ganzen Ökosystem sein. In diesem Fall könnte sie möglicherweise der Vorbote der Klimaveränderung und ihrem Einfluss auf den Ozean sein. Schließlich sind die Trios in einem sehr warmen Jahr aufgetaucht.
Aufgrund der großen Bedeutung der Menhaden-Schwärme für das gesamte Ökosystem – auch für von Menschen befischte und beliebte Speisefische – sollte man diese Veränderungen unbedingt im Auge behalten!
Dieses Video gibt einen guten Einblick in das Leben und die Bedeutung von Brevoortia tyrannus. Deutlich ist zu sehen, warum sie auch „Gelbschwänze“ heißen.
Foraging the High Seas: a Menhaden story from Red Vault Productions on Vimeo.
Quelle:
The Scientific Naturalist: John Waldman: “A novel three-way interaction among a fish, algae, and a parasitic copepod”; Ecology. Ecological Society of America. Volume 98, Issue 12. December 2017 . Pages 3219–3220;
Ein herzliches Dankeschön an Dr Tommy Leung (@TheEpsiarch), über dessen Tweet ich auf diese Publikation aufmerksam wurde und der sie mir freundlicherweise zuschickte. Er ist Parasitologe und bloggt auf dailyparasite.blogspot.
Und ein herzliches Dankeschön an Dr. John Waldman (@DrJohnWaldman) für die Erlaubnis, die Photos zu benutzen.
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