Die Erklärung der Parabiose als eine Beziehung, in der ein Partner profitiert, während die Beziehung für den anderen neutral bleibt, kommt mir unlogisch vor. Das Weibchen versorgt das Männchen über ihren Blutkreislauf. Dafür erhält sie jederzeit Spermien für die Befruchtung ihrer Eier, ohne Energie für die Suche nach einem fortpflanzungsfähigen Geschlechtspartner aufwenden zu müssen. So haben beide etwas davon. Die Erhaltung der Art ist schließlich ein gemeinsames Ziel.

Der größte Teil der Parabiose-Artikel bezieht sich auf die Parabiose im medizinischen Sinn. Dann bezeichnet die Parabiose sowohl die Situation eines Zwillingspaares, bei dem ein Zwilling als Defekt am anderen Zwilling parasitiert – solch eine Situation tritt manchmal bei siamesischen Zwillingen auf.
Daneben kann Parabiose künstlich herbeigeführt werden: Etwa durch das Vernähen zweier Tiere. Werden eine alte und eine junge Ratte über Hautlappen miteinander verbunden und ihre Blutkreisläufe verknüpft, altert die junge Ratte sehr schnell, während die alte sich regeneriert.
Solche Versuche sind ein wichtiger Bestandteil der Alterungs- und Stammzellenforschung, allerdings aus ethischen Gründen sehr umstritten.

 

Außerdem darf an dieser Stelle das Video “GREEN PORNO: Anglerfish” von und mit der genialen Isabella Rossellini nicht fehlen:

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Kommentare (22)

  1. #1 Draalo
    24. März 2018

    Das nur einer von beiden profitiert möchte ich auch bezweifeln. Immerhin wird dadurch die Art erhalten.

    Vielmehr würde ich das neu entstandene Wesen als Zwitter mit eben 2 genetisch unterschiedlichen Erzeugern bezeichnen.

    Einen Fachbegriff dafür weiss ich nicht… aber parabiose triffts eben nicht.

    Danke, wie immer Spass beim lesen 🙂

  2. #2 rolak
    24. März 2018

    Glubschaugen

    Jaja, aber diese Wimpern^^ (1:14 im ersten clip)

  3. #3 RPGNo1
    24. März 2018

    @Bettina Wurche
    Du sprichst so gerne über Kopffüßer als den irdischen “Aliens”: Vom Erscheinungsbild her machen die Anglerfischen den Cephalopoden aber starke Konkurrenz. Und dann erst die Parabiose! 🙂

  4. #4 Bettina Wurche
    24. März 2018

    @Draalo: Zwitter? Chimäre? Unser Sprache geht damit nicht sehr präzise um. UNd bei der Betrachtung des Zwergmännchens als Parasit oder nicht Parasit, ist es eine Frage der Perspektive. Ich bin nicht sicher, ob es biologisch wirklich sinnvoll ist, den direkten Vorteil eines einzelnen Tieres zu betrachten und anthropozentrisch zu bewerten. Eigentlich ist die Priorität das Überleben der Art. Die Tiefsee-Anglerfische sind mit ihrer besonderen Entwicklung Grenzgänger, ökologisch wie sprachlich.

  5. #5 Bettina Wurche
    24. März 2018

    @rolak: Wimpern? Bei Fischen? Die können nur falsch sein : )

  6. #6 Bettina Wurche
    24. März 2018

    @RPGNo1: Diese Tiefsee-Ökosysteme sind ja nicht ganz zufällig gern in der ersten Reihe, wenn es um extreme irdische Lebensräume geht, aus denen Hypothesen für exoteresstrische Lebensräume aufgestellt werden : )

  7. #7 tomtoo
    24. März 2018

    Also ich finde das nächste mal komme ich als männlicher Anglerfisch auf die Welt. Das ist einfach cool. ; )

  8. #8 Bettina Wurche
    24. März 2018

    @tomtoo: Keinen Schlund zum Bier oder Kaffee trinken? Kein Maul, zum lecker snacken? Keine Augen zum Sehen? – Würdest Du da nicht an Langeweile sterben??

  9. #9 rolak
    24. März 2018

    Egal, Bettina, lieber gut gehübscht als hübsch häßlich

  10. #10 RPGNo1
    24. März 2018

    @tomtoo
    Wirklich, du willst dein Leben lang ein samenspendendes Anhängsel deines Weibchens sein? Oder noch schlimmer, du stirbst sehr schnell, weil du keinen Partner findest? Skuril.

  11. #11 rolak
    24. März 2018

    Wirklich?

    Wirklich erstaunt, RPGNo1? Ist doch das bekannte ‘drittbeingesteuert’-Vorurteil konsequent zuende gedacht: Nur noch Dödel und um nix mehr kümmern.

  12. #12 Bettina Wurche
    24. März 2018

    @rolak: Ja, da ging mir auch die ganze Zeit durch den Kopf : )

  13. #13 tomtoo
    25. März 2018

    Der Traum eines jeden coachpotato machos. ; )

  14. #14 tomtoo
    25. März 2018

    @Bettina #9
    Naja, du musst ja ‘die alte’ nur dazu bewegen das sie für dich ein Bierchen trinkt ; )
    Evtl, hat ‘der kleine’ ja Einfluss auf die Verhaltensweise des Weibchens ?
    Spass beiseite. Gibt ja auch Parasiten die Einfluss auf die Verhaltenweise des Wirtes haben.
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ophiocordyceps_unilateralis
    Und das ist ja nur ein schnöder Pilz.
    ?

  15. #15 rolak
    25. März 2018

    :·)

    Da zeigt sich wieder einmal, wie ungeeignet WordPress doch für die allgemein übliche Kommunikation ist – wo bitte bleibt zB der unabdingbare Smiley “leicht mit dem Ellenbogen stupsen, sich angucken und dann loskichern”?

  16. #16 Dwon
    26. März 2018

    Da stellt sich die Frage wie so ein Leben eines Männchen aussieht. Also von der Geburt bis zum Finden eines Weibchen.
    Ich kann mir vorstellen möglichst viele Kinder gleichmäßig zu verteilen oder einen dicken “Nahrungssack” mitzugeben. Irgendeine Strategie braucht man um im Ozean zusammen zu finden.

    Mir gefällt aber auch die Vorstellung, dass die Männchen bei Ihrer Mutter bleiben bis ein Weibchen in die Nähe kommt. Dann lösen diese sich wie Torpedos und rasen los. 😀

  17. #17 Bettina Wurche
    26. März 2018

    @Dwon: Ein Fisch wird abgelaicht. Dann treiben die Eier (mit Öltropfen in der Schwebe gehalten) durch den Ozean, als Plankton. Die meisten von ihnen werden von anderen Organismen gefressen.Sie ernähren sich von ihrem Dotter. Schließlich schlüpfen sie und haben als Larven immer noch zunächste einen Dottersack, allmählich fressen sie selbst kleineres Plankton.Und irgendwann, wenn sie so richtig Glück haben, werden sie ein Jungisch, nach mehr Fressen und Wachsen ein junger Fisch. DANN müssen sie ihr Näschen anstrengen und den Geruch/Geschmack eines Weibchens aufnehemn und schnell hinschwimmen. Das Plankton wird gemeinsam verdriftet, erst die jungen Fische schwimmen selbstständig auch gegen den Strom. Wie sich die Partner finden, ist eines der großen Mysterien der Tiefsee : ). Torpedogleich dürfte es bei der Figur eher nicht sein.

  18. #18 Aginor
    28. März 2018

    Na das ging mal schnell!
    Danke für den Artikel, das ist genau was ich mir erhofft hatte! 🙂

    Gruß
    Aginor

  19. #19 tomtoo
    28. März 2018

    Irgentwie ist es doch nachvollziehbar. Je stranger die Lebensbedingungen für uns sind, desto stranger erscheint uns auch die Form der Anpassung. Nix mit Star-Trek. Die Chefin auf der Komandobrücke, hat dann 6 Männchen an sich hängen. ; )

  20. #20 rolak
    23. Juni 2018

    Nichts tiefer Passendes als Landezone gefunden: 10h entspannende Meerschaften.
    (src)

  21. #21 Alderamin
    25. Juni 2018

    @Bettina

    Eigentlich vollkommen logisch, dass ein solches Paar, wenn es sich mal gefunden hat, nicht mehr voneinander loslässt – die Wahrscheinlichkeit, seinesgleichen in den dunklen Weiten der Tiefsee zu begegnen, ist ja noch kleiner als die, was zu futtern zu finden. Und so ein kleines Männchen könnte leicht als Futter enden – oder ein großes Männchen bräuchte entsprechend viel Nahrung. Die Evolution folgt da wie immer den von der Umwelt gesetzten Zwängen.

    Was ich mich frage ist, ob die Fische lebendgebährend sind wie manche Zahnkärpflinge (Guppies & Co.) oder Knorpelfische (manche Haie und Rochen). Oder ob sie den befruchteten Laich einfach ins Freiwasser entlassen. Substratlaicher werden sie in der Tiefsee vermutlich nicht sein. Weiß man da überhaupt etwas drüber?

  22. #22 rolak
    25. Juni 2018

    Endlich einen guten Namen für den 10h-clip oben, am AnkuckEffekt orientiert: HypnoSee.