Neben den Gesängen produzieren Buckelwale auch Töne, die nicht strophenartig aufgebaut sind, etwa zur Abgrenzung von Revierbereichen. Eine dritte Gruppe der Buckelwaltöne sind die sogenannten feeding calls (etwa „Futter-Rufe“). Dabei handelt es sich um einen zwischen fünf und zehn Sekunden langen, durchgehenden Ton annähernd gleicher Frequenz. Dieser wird bei der gemeinsamen Jagd eingesetzt, bei der sich mehrere Wale unterhalb von Fischschwärmen aufhalten und diese durch ausgeblasene Luft in einen Blasenvorhang einengen, um dann von unten mit geöffnetem Maul im Schwarm aufzutauchen. “Bevor sie den Blasenteppich aufbauen, ertönt dieser Ton. Offensichtlich reagieren auch die Fische auf den Ton. So wurde nachgewiesen, dass bei Erklingen des Geräusches einzelne Fische fluchtartig den Hauptschwarm verlassen, unabhängig davon, ob Wale in der Nähe sind.”

Bildergebnis für stop the slaughter

Rodney Matthews: Stop the slaughter

Buckelwale sind heute, neben Pottwalen und Orcas die Wale, denen Biologen eine Kultur zugestehen. Dabei geht es um die Weitergabe von abstraktem Wissen wie komplexer Vokalisierung innerhalb einer Gruppe von Tieren, die nicht im Mutter-Kind-Verhältnis zueinander steht, sondern weiter entfernt miteinander verwandt oder bekannt ist.

Roger Payne, die singenden Buckelwale und die Entstehung des Walschutzes
Roger Payne und seine Mitforscher haben sich um die Walforschung verdient gemacht – bis in die 70-er Jahre hinein fand Walforschung überwiegend an im Walfang getöteten Tieren statt. Payne und andere Biologen leisteten Pionierarbeit bei der Etablierung von Forschung an lebenden Walen, auch der Pottwalforscher Hal Whitehead gehört zu diese neuen Forschergeneration (Pottwale und seine Forschung sind auf meertext regelmäßig zu Gast).
Die singenden Buckelwalmännchen waren ein Glücksgriff, denn ihre beeindruckenden Gesänge rührten die Herzen der Menschen gerade im Hippie-Zeitalter des Wassermannes, sie passten hervorragend zur Esoterik und Exotik der Zeit. So verkauften sich die Buckelwal-Gesänge unglaublich gut, die mysteriösen Meereswesen mit den becircenden Klängen kletterten in die Charts und die Herzen der Menschen. Ein besseres Marketing für die weitgehend unbekannten Lebensformen des Meeres konnte es nicht denken – die singenden Buckelwale wurden zu den Symbolen der erstarkenden Umweltschutzbewegung gegen den Walkampf und für den Schutz des Meeres.

Musizieren mit Walen
Wer nun selbst Walgesang hören möchte: Das Whalesong-Projekt stellt jedes Jahr vor Maui (Hawaiʻi) in der winterlichen Walsaison vor der Küste der Stadt Kihei im Süden Mauis den direkten Kontakt zu den Walen im Livestream her. Ein Hydrophon an einer Boje im Wasser gehängt überträgt dann 24 Stunden am Tag live die dortigen Walgesänge:

Wer selbst mit einem Wal ein Duett beginnen möchte, findet hier mehr dazu.

Ob umgekehrt Wale auch auf menschliche Musik reagieren?
Belugas reagieren offensichtlich auf einen Dudelsackspieler. Ob es ihnen gefällt, vermag ich nicht zu sagen. Viele Menschen, die mit Delphinen oder anderen Walen in Aquarien oder anderen Einrichtungen arbeiten, haben beschrieben, dass die Wale, wenn man ihnen Instrumentalmusik vorspielt, neugierig herankommen. Von frei lebenden Walen habe ich so etwas noch nicht sicher belegt gelesen oder gehört. Möglich ist es schon.

 

 

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Kommentare (8)

  1. #1 RPGNo1
    17. April 2018

    Ach ja, Buckelwalgesang! 🙂
    Das erinnert mich sofort an einen meiner absoluten SciFi-Lieblinge: https://de.wikipedia.org/wiki/Star_Trek_IV:_Zur%C3%BCck_in_die_Gegenwart

  2. #2 Bettina Wurche
    17. April 2018

    @RPGNo1: Ein wunderbarer Film! Der genau in dieser Zeit entstanden ist. In meinem Vortrag “Star und die Wale” habe ich auch die Abbildung von Rodney Matthews ´drin, ich finde das Gemälde symbolhaft für diese Zeit des entstehenden Waldschutzes.

  3. #3 Dampier
    17. April 2018

    Ach ja, Walgesänge … ich sammle die seit Jahren und höre sie fast jeden Abend zum Einschlafen. An ruhigen Tagen (wenn ich nur lese oder so) laufen sie bei mir in Dauerschleife.

    Die Schallplatte von Dr. Payne findet sich natürlich in voller Länge auf Youtube (Songs Of The Humpback Whale). Als CD kann man sie noch bei zweitausendeins kaufen.

    Genau die Sounds wurden auch für den Star-Trek-Film verwendet:

    Excerpts from the record have shown up in songs by Judy Collins, Kate Bush and Glass Wave, in the symphonic suite And God Created Great Whales by Alan Hovhaness, on the Voyager Gold Record which was carried aboard the Voyager program spaceships, and in the movie Star Trek IV: The Voyage Home.
    (Wikipedia)

    PS. Der Artikel enthält noch einige quick-and-dirty-verkorkste Sätze (gleich der erste z. B.). Ich find’s immer schade um den schönen Artikel …

  4. #4 Dampier
    17. April 2018

    Lol, gleiche Einleitung wie @RPGNo1. Seh ich jetzt erst.

  5. #5 Bettina Wurche
    17. April 2018

    @Dampier: Danke – ich war sicher, den ersten Teil schon korrigiert zu haben – sorry. Buckelwalgesänge sind einfach etwas Wunderbares, gute Idee, sie zum Einschlafen zu hören.

  6. #6 roel
    17. April 2018

    @Bettina Wurche #2 Ohne Wald keine Wale, insofern passt das schon.

  7. #7 tomtoo
    19. April 2018

    Naja, evtl. denkt so eine Buckelwaldame einfach wer schöner singt hat mehr in der Birne ? Und das Leben im Ozean ist ja auch nicht einfach.

  8. […] Biologin und Journalistin Bettina Wurche hat auf ihrem Meertext-Blog wieder einen interessanten Artikel über Wale […]