Ich habe ja ein bißchen gezögert, hier einfach eine Pressemitteilung der ESA zu bringen.
Eigentlich wollte ich ja noch einen Artikel ´drumherum schreiben, dazu fehlt mir aber die Zeit.
Und das Thema ist zu gut…
Seit ich die PT Scientists kennengelernt habe, halte ich ziemlich viel für möglich.

Hier also eine Denksportaufgabe für die raumfahrtmäßig praktisch Veranlagten unter den meertext-LeserInnen: Wie kann ein Raumtransporter der Zukunft aussehen?
Eine Bitte hätte ich: Falls jemand ein Exposé einreicht, möge er/sie es doch gern auch auf meertext vorstellen.

Der folgende Beitrag stammt also nicht aus meiner Tastatur, sondern ist eine Pressemitteilung der ESA.

Ideenwettbewerb der ESA: Welche Zukunft für den Raumtransport?

ESA Pressemitteilung Nr. 17-2018:
Die ESA ruft zur Einreichung neuer Ideen zur künftigen Gestaltung des Raumtransports auf, sei es für Flüge in den Weltraum, im Weltraum oder zur Erde zurück.
„Raumfahrtagenturen müssen angesichts der weltweiten Veränderungen antizipieren können. Für die ESA bietet sich hier die Gelegenheit, den Kontakt zu den Bürgern in ihren Mitgliedstaaten zu suchen, um sich ihre Ideen anhören und sie an Europas größtem Abenteuer teilhaben lassen zu können“, so ESA-Generaldirektor Jan Wörner.

wikipedia: Raumtransporter Sänger

Dieser Ideenwettbewerb ist Ausdruck des Bestrebens der ESA, von der Industrie und von Einzelpersonen ausgehende offene Innovationen zu fördern, und zwar nicht nur im Raumfahrtsektor, um sicherzustellen, dass Europa die künftigen Herausforderungen meistern und neue Chancen nutzen kann.

Die ESA erwartet Vorschläge von Raumfahrt- und raumfahrtfremden Unternehmen, Start-ups, Universitäten und Institutionen, die auf Dienste für private Kunden und kommerziell rentable Geschäftsmodelle ausgerichtet sind und die bestehenden Programme und Tätigkeiten der ESA auf dem Gebiet des Raumtransports ergänzen würden.

Die Bereitstellung neuer, erschwinglicher Raumtransportdienste wird neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen, dem öffentlichen Sektor in Europa zugutekommen und nicht zuletzt für mehr Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit sorgen.
Neue Weltraumdienste könnten beispielsweise kostengünstige Startdienste für leichte Satelliten in die niedrige Erdumlaufbahn beinhalten.

Eagle under attack.jpg

Wikipedia: Eagle transporter (Mondbasis Alpha 1)

Neue Dienste für Orbitalflüge und Flüge zurück zur Erde könnten sich auf Explorationsmissionen, Fracht- und Versorgungsflüge zwischen Erde und Mond, Logistikdienste im Weltraum oder orbitale Wartungsdienste erstrecken.Bezüglich der technischen Reife der eingereichten Ideen werden keine Vorgaben gemacht, die Dienste sollen jedoch langfristig ausgerichtet sein, einen potenziell hohen Investitionsertrag aufweisen und auf einem Finanzierungsmodell mit Privatinvestitionen beruhen.
Den Urhebern der Ideen eröffnet sich mit diesem Wettbewerb außerdem die Möglichkeit, herauszufinden, wie die ESA dazu beitragen kann, diese Ideen in voll einsatzfähige Raumtransportdienste zu verwandeln.

 

Abgabefrist ist der 14. September

Ein Team aus Fachleuten der ESA wird auf alle zulassungsfähigen Ideen antworten, wobei die Urheber der vielversprechendsten Ideen eingeladen werden, um eingehender darüber zu beraten, wie ihre Idee in Form eines operationellen und kommerziell erfolgreichen Systems verwirklicht werden könnte. Darüber hinaus können maximal drei Bewerber einen Flug zum Europäischen Raumflughafen in Französisch-Guayana gewinnen, um dort bei einem Start live miterleben zu können, wie Europa seinen garantierten Zugang zum Weltraum in die Tat umsetzt.

The Enhanced variant of Cygnus is seen approaching the ISS

Wikipedia: Cygnus

„Dadurch, dass die ESA die Bedeutung neuer Raumtransportdienste in Europa frühzeitig erkannt hat und auch in diese involviert ist, können wir im Zuge dieser neuen, von wachsendem privatwirtschaftlichen Engagement geprägten Ära der Raumfahrt dazu beitragen, ein Umfeld zu schaffen, das langfristig Erfolg, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit verspricht“, ergänzte der ESA-Direktor für Raumtransport, Daniel Neuenschwander.
Dieser Ideenwettbewerb ist ein erster Schritt, um vielversprechende Innovationen in Europa für neue, privat finanzierte, kundenorientierte kommerzielle Raumtransportdienste erfassen zu können. Darauf aufbauend wird die ESA entsprechende Unterstützungsmaßnahmen ausarbeiten und umsetzen, um diesen Ideen die notwendige Schubkraft zu verleihen.

Weitere Informationen zum Ideenwettbewerb sind über den folgenden Link unter dem Ordner „News“ erhältlich:

https://emits.esa.int/

 

PS: Hier gibt es noch etwas mehr Stoff zum Weiterlesen:

 

Kommentare (8)

  1. #1 Uli Schoppe
    23. Juli 2018

    Danke für den Artikel 🙂 Der Eagle wird es aber nicht werden. Die Antriebskräfte greifen außerhalb des Rückrades an. Das ist wirklich ungünstig. Man verbiegt den Stab anstatt in nur auf Knickung zu belasten.

  2. #2 Rubeus Schmidt
    23. Juli 2018

    Ich möchte das noch erleben, statt Tonnen von Zeug zu verbrennen um ein Zehntel dessen in den Orbit zu bekommen.

    https://raumzeit-podcast.de/2013/07/05/rz054-space-elevator/

    “The Space Elevator will be built about 50 years after everyone stops laughing”
    – Arthur C. Clarke / Arthur Kantrowitz

  3. #3 Bettina Wurche
    23. Juli 2018

    @Uli Schoppe, @Rubeus Schmidt: Erzählt das nicht mir – die ESA wartet auf Euch! Aber natürlich freue ich mich auch auf Diskussionen auf “meertext” : )

  4. #4 Bettina Wurche
    23. Juli 2018
  5. #5 Joachim Blechle
    24. Juli 2018

    Um effektive Raumantriebe zu konstruieren, fehlen der Menschheit entscheidende physikalische Kenntnisse. Das sind z.B. die Kenntnisse der Quantenphysik von Trägheit und Schwere. Die Fähigkeit zur Umkehr der Trägheit/Schwere würde es gestatten, rückstoßfreie Raumantriebe zu bauen.
    Bis dahin bleiben diese allerdings wie Emdrive als unmögliche Raumantriebe eingestuft. Und man wird weiterhin auf die altbewährten Antriebe auf der Basis des Rückstoßes zurückgreifen müssen.

  6. #6 Bettina Wurche
    24. Juli 2018

    @Joachim Blechle: Das ist eine Frage der Definition von “effektiv”. Im Moment dürfte als ausreichend effektiv gelten, was Kosten spart und zuverlässig ankommt. Ich denke mal, dass ESA derzeit eher von konventionellen Antrieben ausgeht und vor allem von einem Zeitrahmen in der nächsten Zukunft. In der Ausschreibung steht nicht, dass noch die nächsten 10 Nobelpreise für Physik abgewartet werden sollen oder die Erdenbewohner vorher noch die nächsten Stufen der Kardashow-Skala erklimmen müssen.

  7. #7 neo brendler
    Leipzig
    25. Juli 2018

    Das die ESA irgendetwas frühzeitig erkannt hat ist ja wohl der Witz der Woche. Jetzt wo jeder Depp erkennen kann wie absurd teuer deren Raketen im Vergleich zu privatwirtschaftlichen Konkurrenten sind, sollen plötzlich irgendwelche “Ideenwettbewerbe” den Karren aus den Dreck ziehen.Und als “Preis” ein Flug nach Kourou ?! Albern.
    Für mich als noch ein paar Jahre DDR-sozialisierten erinnert das stark an den sogenannten “sozialistischen Wettbewerb”. Das war der zum Scheitern verurteilte Versuch ein bisschen Wettbewerb im Sozialismus zu simulieren. Anstatt die Ursache des ganzen Fiaskos zu beseitigen und der Staats-Klitsche ESA die zeitnahe Abwicklung nahezulegen, soll innerhalb dieser ineffizienten Struktur irgendwie, irgendwas “Neues” entstehen.
    Das werden traurige nächste Jahre und Jahrzehnte für die Steuerzahler in Europa !

  8. #8 Bettina Wurche
    25. Juli 2018

    @neo brendler: Da hätte ich ein paar Verständnisfragen: Wieso schreiben Sie Ideenwettbewerb in Anführungsstriche? Die ESA meinte das so – solche Diskussionen mit Externen gibt es in den letzten Jahren zunehmend. Und damit werden ja auch universitäre Arbeitsgruppen und private Anbieter eingeladen.
    Dann fliegt die ESA schon immer nur einen Teil ihrer Missionen auf den eigenen Ariane-Raketen. Weil sie manchmal mit NASA oder Roskosmos besser bedient sind. Die unterschiedlcihen Projekte haben unterschiedliche Ansprüche was Gewicht und Größe angeht.
    Was ist an der ESA sozialistisch? Das verstehe ich nicht.
    ESA-Projekte werden in viele Kompartimente aufgeteilt und vergeben, den Zuschlag bekommt sicherlich nicht der teuerste Anbieter. Da es sich bei vielen Projektteilen allerdings um vollständige Neuentwicklungen handelt, ist die Vergleichbarkeit manchmal sicherlich schwierig zu beurteilen.
    Dass Sie die ESA als ineffiziente Staatsklitsche bezeichnen, ist schon interessant. Mit ca 10 €/SteuerzahlerIn in der EU/Jahr arbeitet die ESA wesentlich kostengüsntiger als etwa die NASA. Aus internen Kreisen ist mir bekannt, dass ESA ihre Satelliten mit deutlich geringerem Personalaufwand betreibt.
    Übrigens werden viele der technologischen Entwicklungen der ESA in der Privatwirtschaft gemacht und dann später auch an extern verkauft – Raumfahrt garantiert einen Platz in der Spitzentechnologie und hält hochkarätige Arbeitsplätze in der EU. An diesen ESA-Aufträgen dürften noch wesentlich mehr externe Arbeitsplätze hängen.
    Übrigens zahlen gut bezahlte ExpertInnen auch dementsprechend viele Steuern an ihren Wohnorten.
    Insgesamt fällt mir an Ihrem Kommenatr ein inflationärer Einsatz von Anführunsgzeichen auf. Sind Sie mit der Maus ausgerutscht? Kann bei so warmem Wetter und schwitzigen Händen ja mal passieren…