Daß Pinguine, die an Land so unbeholfen aussehen, phantastische Schwimmer und gewandte Jäger sind, weiß heute jedes Kind. Scheinbar unter Wasser fliegend legen sie große Entfernungen zurück und zischen gewandt umher, Fische und Krill erbeutend und Orcas und Seeleoparden ausweichend.
Aber….wie genau fangen die Vögel eigentlich ihre Beutetiere?
Das wollte der Ökologe Jonathan Handley vom Marine Apex Predator Research Unit (MAPRU) der Nelson Mandela University, Port Elizabeth, South Africa mit seinem Team und der Organisation Falklands Conservation erforschen.
Das Ergebnis: Manch ein Krebs lässt sich nicht einfach verspeisen, sondern dreht sich um und haut dem Pinguin die Scheren auf den Schnabel.
Handleys Forschungsobjekte: Eselspinguine (gentoo penguins, Pygoscelis papua), die auf den unwirtlichen Falkland-Inseln im angelegenen Südatlantik leben. Diese Langschwanz-Pinguine sind unter einem Meter groß, ihren Namen haben sie von ihrem eselsähnlichen Geschrei.
Die wissenschaftliche Erstbeschreibung unter der Bezeichnung Aptenodytes papua hat der deutsche Naturforscher 1781 Johann Reinhold Forster 1781 durchgeführt, anhand eines auf den Falklandinseln getöteten Exemplars.
Zum Fressen müssen die Vögel von ihrer Kolonie inmitten der kargen Grassteppe etwa 800 Meter weit laufen, dann bleiben sie eine Weile im Meer und machen sich schließlich auf den Rückweg, natürlich auf dem gleichen Pfad. „Penguin highways“ nennt der Biologe Jonathan Handley ihre ausgetretenen Pfade. Diese vorhersagbaren Pinguin-Autobahnen haben den Forschern eine gute Gelegenheit geboten, herauszufinden, was die Pinguine eigentlich so ganz genau im Wasser machen.
Die Biologen warteten also entlang dieser Pfade still und geduldig auf einen Pinguin auf dem Weg zum Meer. Ein Pinguin leistet beim Einfangen starke Gegenwehr, darum benutzen Biologen dazu Netze wie Hundefänger. Dann setzten sie dem Vogel eine Webcam auf, markierten ihn mit grünem, wasserabweisenden Wachsmalstift im Brustgefieder (normalerweise markieren Farmer damit ihre Schafe) und warteten, bis der Vogel nach der Unterwasserjagd auf dem gleichen Weg wieder zurückkam. So konnten sie die Kamera mit den Aufnahmen von der Unterwasserjagd wieder einsammeln.
Insgesamt 38 Vögel aus zwei Kolonien haben sie so markiert und mit Kameras bestückt und bekamen dadurch fast 36 Stunden Filmaufnahmen. Aus diesen Aufnahmen konnten sie die Nahrung der Vögel rekonstruieren: Erwachsene Tintenfische, junge Dorschartige und andere Fische sowie Springkrebse (lobster krill, Munidopsis).
Ungewöhnlich war, dass ein Pinguin an einem Schwarm Springkrebse einfach vorbei schwamm, anstatt sich das vielbeinige Festmahl einzuverleiben. “Beim ersten Mal” erklärt Handley gegenüber der Presse “fanden wir es ganz interessant.“ Dieses Verhalten war allerdings kein Einzelfall, sondern kam regelmäßig vor! Die vierschrötigen Krebse ließen sich nicht einfach fressen, sondern drehten sich um und schlugen den Beutegreifer in die Flucht!
Springkrebse heißen im Englischen lobster krill (=squat lobster, gedrungener Hummer), auch wenn sie systematisch weder Krill noch Hummer sind. Die nicht sehr großen Krebse mit dem ovalen Panzer sehen aus wie eine Mischung aus Krabbe und Hummer, sie sind gedrungen, haben kräftige Scheren und können frei in der Wassersäule schwimmen. In den Gewässern um die Falkland-Inseln kommen zwei Arten vor, Munida gregaria and M. subrugosa.
Die Pinguine haben die größeren Schwärme der Springkrebse gemieden und hatten sogar manchmal Probleme, einzelne der Krustentiere zu erbeuten. Es kam durchaus vor, dass ein Pinguin ganz leer ausging. Die Videos haben ein paar “epic fight scenes,” (O-Ton Handley) eingefangen – einige der 7 Zentimeter großen Krebse drehten sich um, stellten sich dem angreifenden 90 Zentimeter großen Pinguin entgegen, spreizten die Scheren und hielten sich rechts und links vom Pinguinschnabel fest. Der Vogel hatte keine Chance, den wehrhaften Wirbellosen zu schlucken. Die Pinguine haben deshalb versucht, die Krebse im offenen Wasser und einzeln zu erwischen, am besten von der Unterseite. Saßen die Krebse hingegen auf dem Meeresgrund oder waren im Schwarm, haben die Pinguine meist gar keinen Angriff versucht, zu gering waren ihre Erfolgsaussichten und zu groß die Verletzungsgefahr
Wie stark so ein Lobster Krill einen Eselspinguin verletzen könnte, ist ungewiss – aber die Krebsschere dürften einen Vogel empfindlich zwicken, meint Handley dazu.
Kommentare (14)