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Interstellar object ʻOumuamua exits the Solar System (Wikipedia: Oumuamua)

„Oumuamua in Wahrheit ein außerirdisches Sonnensegel?“ solche Überschriften stachen mir vor zwei Tagen ins Auge. Ein schneller Blick auf den Kalender bestätigte mir, dass es kein Aprilscherz sein konnte.
Trotz meiner Affinität zu Außerirdischem Leben halte ich das Erscheinen des Artefakts einer Zivilisation von außerhalb unseres Sonnensystems (extrasolar bzw. interstellar) für nahezu ausgeschlossen.

Der Beitrag basiert auf einer wissenschaftlichen Publikation zweier Harvard-Forscher: “Could solar radiation pressure explain “Oumuamua`s peculiar acceleration?” von Shmuel Bialy und Abraham Loeb vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts.
Darauf musste ich einen näheren Blick werfen.

Simulation of ʻOumuamua spinning and tumbling through space, and the resultant light curve. In reality, in all observations of ʻOumuamua the asteroid only constituted a single pixel and its shape was inferred from the light curve. (Wikipedia: Oumuamua)

Was ist über Oumuamua bekannt?

„Oumuamua (1I/2017 U1)“ ist das erste Objekt interstellarer Herkunft – darum hat es die Klassifizierung 1I bekommen: 1. Objekt Interstellarer Herkunft. Eine neue Objektklasse!
I wie Interstellar bedeutet, dass es nicht aus unserem Sonnensystem stammt.

Oumuamua hat bei der Beobachtung einen Helligkeitswechsel gezeigt. Der deutet darauf hin, dass der Himmelskörper ein Längen-Breiten-Verhältnis von 1:10 haben könnte. Das heisst, dass er außergewöhnlich lang gestreckt sein könnte. Jedenfalls unter der Grundannahme, dass er auf allen Seite die gleiche Färbung hat. Was ungewöhnlich wäre, weil er eigentlich eher eine Weltraumkartoffel sein sollte. Theoretisch könnte es auch sein, dass der beobachtete Helligkeitswechsel zumindest teilweise darauf beruht, dass der Himmelskörper regional unterschiedlich hell ist – etwa eine Kugel-Kartoffel mit einer hellen und einer dunklen Seite. Bereits die Annahme eines länglichen Objekts ist also eine Hypothese. Die durch die ikonische künstlerische Abbildung eins langgestreckten und dünnen Körpers gerade zementiert wird.

Dass durch unser Sonnensystem fliegende Objekte ganz anders sein könnten, als bislang angenommen, hat sich nicht zuletzt am ROSETTA-Projekt zum Kometen 67P/ Tschurjumow-Gerassimenko eindrucksvoll gezeigt. Der Komet hat sich sowohl in seiner Form (“Rubberducky”) als auch in seiner regional so unterschiedlichen Oberflächenstruktur und Zusammensetzung als stetiger Quell von immer neuen Überraschungen gezeigt.

Oumuamua hat in der Nähe der Sonne eine ungewöhnliche zunehmende Beschleunigung gezeigt, die offenbar schwierig zu erklären ist: „Micheli et al 2018 reported the detection of an non-gravitational acceleration“ zitieren Bialy und Loeb. Michaeli et al hatten noch angenommen, dass Oumuamua ein Komet sei, die Beschleunigung wäre dann durch Ausgasung erklärbar gewesen.
Leider hatte 1I in Sonnennähe keine durch Teleskope beobachtbare zunehmende Aktivität etwa durch Ausgasung und auch keinen Schweif gezeigt. Es war also wohl eher kein Komet.
Bis zu diesem Punkt zitieren Bialy und Loeb andere Publikationen und beziehen sich auf Daten und Hypothesen, die unter Astronomen als gegeben angenommen werden.

Nun verlassen sie diese Basis und suchen nach alternativen Erklärungen für die zunehmende Beschleunigung des interstellaren Objekts: „If not cometary acivity, what can drive the non-gravitational acceleration observed? In this Letter we explore the possibility of Oumuamua being a thin object accelerated by Solar radiation pressure which would naturally result in an excess acceleration […]“.
Nach umfangreichen Berechnungen (die sich meiner Beurteilung entziehen) schlussfolgern Bialy und Loeb, dass die beobachtete, nicht auf Gravitationskräften beruhende Beschleunigung von Oumuamua durch den Strahlungsdruck des Sonnenlichtes erklärt werden könnte – „may be explained“. Im Konjunktiv!

Einige Zeilen weiter fragen sie, welche Art von Objekt ein so geringes Masse-zu-Oberfläche-Verhältnis haben könnte? Da Oumuamua zu weit entfernt war, um die Oberfläche beobachten zu können, kann man über seine Geometrie und Form nur spekulieren.
Es gibt derzeit unter den Objekten unseres Sonnensystems keines, dass auch nur ein annähernd ähnliches Verhältnis von Masse zu Oberfläche aufweist (wobei dieses Verhältnis bereits ja auf Spekulationen beruht).

Falls der Strahlungsdruck [der Sonne] die Ursache der Beschleunigung wäre, müsste Oumuamua eine neue Klasse eines interstellaren Materials repräsentieren. Als Entstehungsursache geben sie an: „either produced naturally, through a yet unknown process in the ISM [Interstellar Medium] or in proto-planetary disks, or of an artificial origin.” Das Objekt könne also natürlicher oder künstlicher Herkunft sein.

Bildergebnis für alien life media hysteria

Poster from a 1957 movie featuring all the earmarks of the classic invasion drama: flying saucers, death rays, and big-headed, bug-eyed aliens with triangular faces and a penchant for scantily-clad women.

Mit dem nächsten Satz hebt der Brief dann vollends in die Spekulation ab:
„Considering an artificial origin, one possibility is that “Oumuamua” is a lightsail, floating in interstellar space as a debris from an advanced technological equipment (Loeb 2018)” – 1I könnte also ein Lichtsegel oder Weltraumschrott einer interstellaren technologischen Zivilisation sein.
Dabei berufen sich Bialy und Loeb auf einen aktuellen Blogartikel von Loeb “How to Search for Dead Cosmic Civilizations”
Alternativ bieten sie die noch exotischere Erklärung an, Oumuamua sei eine voll funktionsfähige Sonde einer interstellaren Zivilisation, die gezielt losgeschickt wurde.

Im letzten Absatz stellen sie dann fest, dass sie für ihre Hypothese leider keine Beweise mehr sammeln könnten, da sich Oumuamua bereits zu weit entfernt hat, um mit Teleskopen oder gar Raketen erreichbar zu sein. Deshalb empfehlen sie einen Survey zur Suche nach Lichtsegeln als Signaturen interstellarer technischer Zivilisationen.

Sonnensegel und Solarpaneel

Auch wenn ich weiß, dass die weitaus meisten meiner LeserInnen das wissen, möchte ich noch einmal die Definition dafür wiederholen:
Ein Sonnensegel ist eine dünne Oberfläche, die unter dem Strahlungsdruck des Sonnenlichts angeschoben wird und so ein Raumschiff antreiben kann. Sonnensegel nutzen also die Lichtstrahlungsdruck einer Sonne.
Das hat nichts mit Sonnenwind oder der Partikelstrahlung der Sonne zu tun.
Solarpanele, die etwa die ISS und viele Satelliten mit Energie versorgen, produzieren durch Halbleiterzellen aus dem Sonnenlicht elektrische Energie.
Diese Definition musste hier noch einmal sein, da „solar panel“ (Solarpanele) oft falsch mit „Sonnensegel“ übersetzt wird.

Das „Alien-Wort“ sorgt für Medienhysterie – was steckt dahinter?

Eine hübsche akademische Fingerübung ist Bialys und Loebs Brief sicherlich.
Zweifellos haben die beiden eine in sich logisch aufgebaute Argumentationskette aufgebaut. Natürlich haben sie bei jedem weiterführenden Schritt darauf hingewiesen, dass ihre Erklärung hypothetisch ist.
Dass die Formulierung einer Hypothese des Vorhandenseins eines möglicherweise interstellaren technischen Artefakts in unserem Sonnensystem zu einer akuten Medienhysterie führen würde, war vorhersehbar. Genügend Medien haben die Publikation wertungsfrei wiedergegeben, wenige haben sich damit kritisch auseinandergesetzt.

Wie Ryan Mandelbaum auf Gizmodo schreibt:
“Loeb has previously described to Gizmodo his interest in studying interstellar objects for signs of alien life. He’s also chairing an initiative called Breakthrough Starshot, which hopes to build a solar sail like the one he claims ‘Oumuamua might be.

So, is ‘Oumuamua an alien spaceship? Who knows—it’s not impossible. But there are much more plausible explanations that haven’t yet been ruled out.” Mandelbaum zitiert eine ganze Reihe von Astrophysikern, die diese Publikation für absolut unseriös halten, da es eine Irreführung des Nicht-Fachpublikums verursachen kann.
Was ja auch passiert ist.
Das Verhalten von Bialy und Loeb mit ihrer astrophysikalischen Hypothesenkette eine solche Hysterie loszutreten, finde ich unverantwortlich und unseriös.
Eine wissenschaftliche Vorgehensweise bedingt die Annahme der wahrscheinlichsten Lösung und nicht der unwahrscheinlichsten.

Bildergebnis für ockhams razorOckhams Rasiermesser (Parsimonieprinzip, Ockham`s Razor) beschreibt einige Grundbedingungen wissenschaftlicher Arbeitsweise trefflich:
„Ockhams Rasiermesser – auch Prinzip der Parsimonie, lex parsimoniae oder Sparsamkeitsprinzip – ist ein heuristisches Forschungsprinzip aus der Scholastik, das bei der Bildung von erklärenden Hypothesen und Theorien höchstmögliche Sparsamkeit gebietet. Das nach Wilhelm von Ockham (1288–1347) benannte Prinzip findet seine Anwendung in der Wissenschaftstheorie und der wissenschaftlichen Methodik. Vereinfacht ausgedrückt besagt es:

  1. Von mehreren möglichen Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
  2. Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält und wenn diese in klaren logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt.“ (Wikipedia: Ockhams Rasiermesser).

Die Arbeit von Loeb und Bialy erfüllt gleich beide für wissenschaftliche Arbeiten geforderten Bedingungen nicht.
Die Wahrscheinlichkeit des Kontakts der Erdenbewohner mit interstellaren Aliens, die eine interstellare Raumfahrt entwickelt haben, kann ich nicht berechnen. Ich halte sie allerdings aufgrund von Überlegungen wie der Drake-Gleichung für extrem gering.

Das Loeb sich mit dabei auf seinen eigenen Blogartikel bezieht, ist noch beschämender. Ich bin überzeugte Science-Bloggerin, halte aber einen Blogbeitrag für keine an sich zitierfähige wissenschaftliche Publikation.

Die Intention dahinter – Breakthrough Starshot!

Breakthrough Starshot

Was also mag die Intention hinter dieser hanebüchenen Publikation mit ihrer eskalierenden Hypothesenansammlung sein, wenn es keinesfalls akademischer Ruhm sein kann?
Eine Erklärung findet sich im letzten Absatz: Bialy und Loeb empfehlen einen Survey zur Suche nach Lichtsegeln als Signaturen interstellarer technischer Zivilisationen. Und dann danken sie der Breakthrough Prize Foundation für finanzielle Unterstützung.
„Breakthrough Starshot (deutsch ‚Durchbruch Sternenschuss‘) ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt der Breakthrough Initiatives und verfolgt als Projektziel das Proof of Concept einer unbemannten interstellaren Raumfahrtmission. Finanziert wird es zunächst mit 100 Millionen Dollar des russischstämmigen, amerikanischen Internetmilliardärs Juri Milner. Ziel des Projektes ist konkret der Beweis, dass es möglich ist, Kleinstraumflugkörper mit Lichtsegeln mittels sehr starkem Laserlicht auf ein Fünftel der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen und so zunächst Alpha Centauri (das zur Sonne nächstgelegene Sternsystem) zu erreichen, dort Daten zu ermitteln und zur Erde zurückzusenden“ (Wikipedia: Breakthrough Starshot).
Gar nicht so zufällig ist Loeb an dem Projekt beteiligt: “He also chairs the advisory board for the Breakthrough Starshot project.“
Die Publikation ist also ein ziemlich unverfrorenes Marketing für das Breakthrough Starshot-Projekt.
Ich schließe mich dem Urteil so mancher AstrophysikerInnen an: Bialys und Loebs Publikation “Could solar radiation pressure explain “Oumuamua`s peculiar acceleration?” ist unseriös und verantwortungslos.

Auch die Rolle der Medien ist zu kritisieren: Solch eine Hypothese benötigt meiner Ansicht nach eine gewisse kritische Distanz und Diskussion. Die keinesfalls überall gegeben war. Dazu hätte eine kurze Recherche sehr schnell die Intention für diesen Beitrag enthüllt.

(An dieser Stelle danke ich Rainer Kresken ganz herzlich für die astrophysikalische Fachberatung! Ich danke ihm auch für die Diskussion: Er meint, man könne so etwas sehr wohl mal publizieren. Dann sei es allerdings Aufgabe der Medien, das entsprechend zu hinterfragen).

Kommentare (35)

  1. #1 tomtoo
    8. November 2018

    Das war mir von Anfang an klar, das können nur Aliens sein.
    Die sind reingeflogen, haben Trumpels Zwitschern abgehört, und gedacht: Und jetzt?

    Ergebniss Manschaftskonferenz: Alle wieder in den Tiefschlaf, unauffällig Solarsegel setzen. Nach erreichen der maximalen Sensorreichweite dieser eigenartigen Lebewesen, Hyperraumtriebwerke aktivieren. ; )

  2. #2 Alexander
    9. November 2018

    Zur Strafe gibt es bei FF morgen einen Artikel über Seegurken! 😉

    Über eventuelle Besucher von irgendwo soll übrigens laut New York Times ein Mister Elizondo mehr wissen:
    https://www.nytimes.com/2017/12/16/us/politics/pentagon-program-ufo-harry-reid.html

    Auf den Videos erkenne ich leider nur in etwa so viel, wie auf Ultraschallaufnahmen 😉

  3. #3 rolak
    9. November 2018

    Das wurde doch schon längst geklärt:
    Es ist selbstverständlich das große weiße Taschentuch des Großen Grünen Arkelanfalls und beweg sich mit der Restenergie des universumgenerierenden Niesens.

  4. #4 Bettina Wurche
    9. November 2018

    @Alexander: Seegurken sind toll! Darüber will ich such schon sooo lange schreiben : )

  5. #5 Mars
    9. November 2018

    unabhängig vom jetzigen veröffentlichungstext hat @Florian F schon vor wochen/monaten mal ein beitrag dazu geschrieben – und war hell begeistert das 1I zu erklären und als etwas besonderes zu zeigen
    als auch die letzten tage mit dem asteroidenbesuch, wo sich neue ‘flugkörper-formen’ in doppelpyramide oder wüfel (jetzt kann ichs auch nicht lassen: cave: die Borg!) gezeigt haben.
    allerdings wird es nicht beim 1l bleiben, wenn man bedenk, wie lange wir so etwas erst beobachten können – wieviel wir in den letzten 100 000 jahren NICHT gesehen haben … dann kann es ja die nächsten 100 tsd jahre nur interessant bleiben – zwinker
    es darf weiter viel darüber spekuliert werden – unabhängig von Ockhams Law

  6. #6 RPGNo1
    9. November 2018

    @Bettina Wurche
    Vielleicht habe ich es überlesen, aber wo wurde denn das “Werbeprospekt” von Shmuel Bialy und Abraham Loeb veröffentlicht? War das eine wissenschaftliche Fachzeitschrift?

  7. #7 Wizzy
    9. November 2018

    Also, ich finde das Paper von Bialy und Loeb nicht besonders unwissenschaftlich. Wahrscheinlich gibt es eine natürliche Erklärung für das Verhalten von Oumuamua, aber das bestreiten sie ja auch nicht.

    Das Objekt ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich: Es ist extrem langgezogen für ein zufälliges Objekt (es ist ja das einzige Extrasolarsystemobjekt das wir überhaupt passieren sahen), und die Beschleunigung kann laut Micheli et al / Nature 2017 praktisch nur mit Kometenaktivität erklärt werden, die aber nicht beobachtet wurde. Daraus:

    “The lack of observed dust lifted from the object by the hypothesized cometary activity can be explained by an atypical dust-grain size distribution that is devoid of small grains, a low dust-to-ice ratio or surface evolution from its long journey. However, these important aspects of the physical nature of ‘Oumuamua cannot be resolved conclusively with the existing observations.”

    Die Spekulation von Bialy und Loeb muss meines Erachtens bei so einem Objekt gemacht werden – und wird in der Community auch regelmäßig gemacht, nur gilt es als mutig so etwas zu veröffentlichen. Die Wahrscheinlichkeiten für nicht-natürliche Objekte sind schlicht unbekannt – dass extrem viele (natürliche) längliche Fragmente im interstellaren Raum unterwegs sind, wie es diese Stichprobe nun nahelegt, wurde übrigens vor dem Fund genauso ganz und gar nicht vermutet.

  8. #8 Bettina Wurche
    9. November 2018

    @RPGNo1: Es ist bislang eine Vorabveröffentlichung, die sie der Presse zugespielt haben. Ich habe noch nicht gesehen, wo es veröffentlicht werden soll.

  9. #9 Bettina Wurche
    9. November 2018

    @Wizzy: Dass Oumuamua ein längliches Objekt sein soll, ist bereits eine Hypothese. Ob man das für mutig oder unseriös hält, ist eine Frage des Standpunkts.

  10. #10 Bettina Wurche
    9. November 2018

    @Mars: Darüber haben schon viele Leute geschrieben. Mir ging es hier um die Einordnung des vorliegenden Textes.

  11. #11 Wizzy
    9. November 2018

    @Bettina Wurche
    Ohne Diskussion zur Lichtkurve springe ich mal zu Ihrem 2. Satz –> Ihren Standpunkt, das für unseriös zu halten, kann ich ebenfalls nachvollziehen. Vielen Dank für den Artikel! Das Thema ist spannend, wobei ich Ihre Artikel generell gerne lese 🙂

  12. #12 RPGNo1
    9. November 2018

    @Bettina Wurche
    Danke. Ich bin interessiert, in welcher Fachzeitschrift (wenn es denn eine solche wird) der Artikel veröffentlicht wird im Hinblick Fake Artikel bzw. mangelndem Review durch den Herausgeber einer solchen Zeitschrift, welches des öfteren bereits auf ScienceBlogs thematisiert wurde.

  13. #13 RPGNo1
    9. November 2018

    Interessant. Es gibt auch einen Nature-Artikel, in welchem Marco Micheli et al das Objekt 1I/ʻOumuamua den Kometen zuordnen.

    https://www.nature.com/articles/s41586-018-0254-4

    Die Fachwelt ist sich uneins, was bei den wenigen Informationen, die wir über Oumuamua haben, kein Wunder sein dürfte. Allerdings halte ich die Einschätzung von Marco Micheli et al, soweit ich sie dem Abstract entnehmen kann, für weitaus glaubhafter als die Spekulationen von Bialy und Loeb.

  14. #14 Bettina Wurche
    9. November 2018

    @RPGNo1: Der Artikel von Micheli (2018) und viele andere sind in dem Paper zitiert. Bis es dann zu einer extremen Verkettung extremer Hypothesen kommt.
    Ich habe Micheli auch genannt, hatte ihn aber nicht verlinkt (jetzt erledigt).

  15. #15 UMa
    9. November 2018
  16. #16 Bettina Wurche
    9. November 2018

    @UMa: Danke, da hatten wir mit vier Paar Augen die kleine Zeile ganz am Schluß übersehen:
    “To be published in “The Astrophysical Journal Letters” on November 12, 2018″
    Dann dürfte die Diskussion am/nach dem 12. noch mal so richtig abgehen

  17. #17 RPGNo1
    9. November 2018

    @UMa
    Danke

    @Bettina Wurche

    Der Artikel von Micheli (2018) und viele andere sind in dem Paper zitiert. Bis es dann zu einer extremen Verkettung extremer Hypothesen kommt.
    Ich habe Micheli auch genannt, hatte ihn aber nicht verlinkt (jetzt erledigt).

    Ich merke gerade wieder, wie leicht so ein Zitat beim Lesen untergeht, wenn man es nicht in der Muttersprache liest.
    Aber jetzt ist alles da. 🙂

  18. #18 Besucher
    Berlin
    9. November 2018

    Vielleicht ist Ockhams Messer bereits etwas abgewetzt, weil es aus einer Zeit stammt, wo man noch annahm, die Erde ist das Zentrum der Welt.

    Herr Loeb ist auch nicht irgend jemand.

    Spannender finde ich folgende Sichtweise, weil sie Dinge nicht ausschliesst (Willkommen in unserem Universum, wo vor einigen Jahren Exoplaneten als unmöglich deklariert wurden)

    https://m.youtube.com/watch?v=uIa42DWoMF0

  19. #19 Bettina Wurche
    10. November 2018

    @Besucher: Die Ansprüche an saubere Methodik für wissenschaftliches Arbeiten haben sich durch die Entdeckung von Exoplaneten nicht verändert, nicht einmal von Exoplaneten in binären Systemen. Natürlich ist Loeb nicht irgendwer, sonst wäre er nicht Chair im Breakthrough Starshot. Und ich bin wirklich die letzte, die einer solchen Diskussion wie im vorliegenden Fall abgeneigt wäre, dazu bin ich viel zu sehr SF-Fan. Meine Kritik richtet sich gegen die losgetretene Medienhysterie, die bewusst platziert wurde und gegen den unreflektierten Umgang der Medien mit der Vorabveröffentlichung. Die übrigens ausgrechnet von dem SF-Autor David Brin in meine Timeline getwittert wurde.

  20. #20 tomtoo
    10. November 2018

    @Beobachter
    Wann und von welchem Astronom wurden Exoplaneten als unmöglich deklariert?

  21. #21 RPGNo1
    10. November 2018

    @Beobachter

    Vielleicht ist Ockhams Messer bereits etwas abgewetzt, weil es aus einer Zeit stammt, wo man noch annahm, die Erde ist das Zentrum der Welt.

    Dann schlage ich vor, dass du diese Annahme z.B. Professor Ulrich Walter näher bringst.

    https://www.welt.de/wissenschaft/article160308076/Ockhams-Rasiermesser.html

    Das Prinzip der Parsimonie ist in den Wissenschaften heutzutage immer noch so aktuell wie es vor 700 Jahren war, als es von Wilhelm von Ockham entwickelt wurde.

  22. #22 Alexander
    10. November 2018

    Josef M. Gaßner hat für “Urknall, Weltall und das Leben” auch noch kurz ein Video zum Thema produziert:

  23. #23 Besucher
    Berlin
    10. November 2018

    Hab da im Eifer des Gefechts etwas überspitzt formuliert.
    @RPGNo1
    An Ockhams Messer ist natürlich nichts auszusetzen. In diesem Fall gibt es aber sehr viele Zufälligkeiten ( Herkunft, Flugbahn, Bahnänderung) so dass, ich hier auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen würde. Auch Loeb sagt ja nicht, dass es zwingend ein Sonnensegel ist, er zieht die Möglichkeit aber in Betracht.
    @Tomtoo
    “Unmöglich” ist meine Formulierung. Faktisch wurden Entdeckungen von möglichen Exoplaneten lange in Zweifel gezogen. siehe den Wikipedia Artikel zum Thema “Exoplaneten” oder auch hier:
    https://www.welt.de/wissenschaft/article170399285/Der-erste-Exoplanet-wurde-vor-100-Jahren-entdeckt.html
    @Bettina Wurche
    Danke für die ausführliche Antwort. Was die Medien speziell “Spektrum”betrifft bin ich völlig D’accord! Mein persönlicher Aufreger war hier die angeblich natürliche Erklärung des WOW Signals.Da gibt es auch andere Meinungen:
    https://www.heise.de/tp/features/Historisches-SETI-Signal-ohne-Kosmogramm-3801610.html?seite=4
    Gruß
    Besucher

  24. #24 Bettina Wurche
    11. November 2018

    @Besucher: : )

  25. #25 Alderamin
    11. November 2018

    @Besucher

    “Unmöglich” ist meine Formulierung. Faktisch wurden Entdeckungen von möglichen Exoplaneten lange in Zweifel gezogen

    Das war aber auch nur Ockhams Rasiermesser, denn außergewöhnliche Behauptungen bedürfen außergewöhnlicher Beweise. Außergewöhnlich war dabei allerdings keineswegs die mögliche Existenz eines angenommenen Exoplaneten – dass andere Sterne Planeten haben vermutete schon Kant – sondern ausschließlich, dass man den Effekt eines so winzigen, leuchtschwachen Körpers wirklich an einem Stern beobachten könnte.

    In dem von Dir verlinkten Artikel hat der Entdecker ja nicht einmal selbst gewusst oder behauptet, dass er einen Exoplaneten gefunden hätte, insofern konnte ihm da auch niemand widersprechen, aber es gibt das Beispiel von Barnards Stern, dem eine Weile lang ein Begleiter angedichtet worden war – der aber bis heute nicht nachgewiesen wurde. Die Technik war bis in die 90er Jahre einfach noch nicht ausgereift genug, um Exoplaneten mit Sicherheit nachzuweisen. Heute können das sogar Amateure.

  26. #26 Bettina Wurche
    11. November 2018

    @Alderamin: Ich finde es superspannend, dass wir (jedenfalls einige Menschen) heute technisch in der Lage, rein theoretische Konzepte nachweisen/beobachten/anwenden zu können – ob Relativitätstheorie, Exoplaneten oder Astrobotanik. Wir leben in grandiosen Zeiten. Oder die soziale Kommunikation der Pottwale, oder noch ganz anderes.
    Das Vorhandensein eines interstellaren Objekts in “unserem” Sonnensystem ist aufregend, Oumuamua hätte noch wesentlich mehr breite Presse verdient. Meine Kritik zielte nur auf diese eien Publikation und den Umgang damit ab. Aber heute und morgen dürften da noch einige interessante Reaktionen dazu kommen, ich bin schon gespannt darauf.

  27. #27 Alderamin
    11. November 2018

    @Betttina

    Von diesem Oumuamua-Sonnensegel-Paper hatte ich natürlich auch gehört und fand es unwürdig, dass ich dazu überhaupt einen Artikel schreibe… aber über die faszinierenden Möglichkeiten der heutigen Technik habe ich gerade eben wieder was veröffentlicht. 😉

    Ja, grandiose Zeiten, in denen wir leben. Wenn sich nicht gerade der dunkle Schleier des Populismus über die Menschheit legen würde.

  28. #28 tomtoo
    11. November 2018

    Ja, dunkle Zeiten sind wohl mal wieder absehbar. Ich hoffe ich täusche mich.

  29. #29 Bettina Wurche
    11. November 2018

    @Alderamin: Sach ma…. mir ist da gerade etwas sehr Seltsames in den Posteingang geflattert:

    https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2018/11/die-erde-hat-zwei-versteckte-staubmonde

    Wäre das ein Thema für Dich? Ich würde darüber ja gern etwas mehr wissen : ) Insbesondere, ob die irgendwie auf die Kollision mit Theia zurückführbar sein könnte.

  30. #30 Alderamin
    11. November 2018

    @Bettina

    Daniel Fischer hatte neulich schon was zu dem(den) möglichen Staubmond(en) verlinkt. Mal schauen was sich machen lässt, ich habe eine ganz Pipeline von Artikeln, ich komme da gar nicht mehr hinter der Forschung her. Zuerst kommt jetzt aber die andere Kollision der Milchstraße an die Reihe, und woanders bat man um einen Artikel über rotierende Schwarze Löcher. Die Mobilfunkreihe wollte ich auch bald mal abschließen. Und derzeit verlangt auch noch der Job mehr von mir…

  31. #31 Bettina Wurche
    12. November 2018

    JETZT kommt die Medienkritik:
    Spektrum hat gerade einen Artikel gebracht, der in den letzten beiden Absätzen genau diese kritischen Fragen noch einmal stellte und auch auf die Intention eines Werbegags abstellt:
    “Bialy und Loeb gehen in ihrem Paper einige Szenarien durch. Aber Loeb ist auch Medienprofi und mit der Sonnensegelbehauptung hat er große Aufmerksamkeit für das andere Breakthrough-Projekt »Starshot« bekommen, an dem er beteiligt ist. In der Danksagung der Publikation gibt er offen zu, dass die Publikation in Teilen von der Breakthrough-Preis-Stiftung gefördert wurde. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.”
    https://www.spektrum.de/kolumne/was-es-mit-dem-alien-raumschiff-oumuamua-auf-sich-hat/1607278

  32. #32 Bettina Wurche
    12. November 2018

    Eine Deutung, dass Oumuamua doch ein Alien-Artefakt ist, hat Galactic Developments geliefert:
    Der lexikon-Eintrag von 2493 hat Oumuamua als Wassertank eines interstellaren Raumschiffs identifiziert
    (Danke, Heiner Wolf, für diese Ergänzung – das hatte ich glatt übersehen)
    https://www.galactic-developments.de/data2.html?hilite=2493

  33. #33 tomtoo
    14. November 2018
  34. #34 Alderamin
    18. Dezember 2018

    @Bettina #28

    Jetzt wollte ich mich als nächstes diesem Thema widmen, und dann ist die Originalveröffentlichung nicht auf arXiv im Preprint. Ich habe zwar eine geklaute Version gefunden (“downloaded by guest”), aber daraus kann ich natürlich keine Abbildungen verwenden. Sehr doof.

    Man könnte die Autoren fragen. Aber die haben keine E-Mail-Adressen angegeben. Auf Research-Gare verweigert man mir den Kontakt zum Zweitautor, weil ich kein Wissenschaftler bin. Arghh.

  35. #35 Alderamin
    18. Dezember 2018

    @myself

    Hab’ den Zweitautor ergoogelt. Mal schauen, ob er mir Zugang zum Papier erlaubt.