Wissenschaftler gehen jetzt davon aus, dass Orcas Eisbären als größten Beutegreifer in arktischen Gewässern und im Meereis ersetzen werden.
Orcas mögen das Meereis nicht so besonders, sie fürchten um ihre hohen Finnen. Mit dem Rückgang des Eises dringen die größten Delfine jetzt zunehmend wesentlich weiter nach Norden vor – dort erbeuten sie vor allem Weiß- und Narwale.
Im Sommer halten sich Belugas u. a. in der Hudson Bay auf, in den flachen Gewässern gebären und säugen sie ihre Jungtiere. Seit sie 2012 dort von Orcas attackiert worden sind, haben die Belugas ihr Verhalten geändert und meiden diese für sie eigentlich perfekten Gewässer. Biologen befürchten, dass dieses Ausweichverhalten die weißen Wale Energie kosten kann, die sie eigentlich für die Aufzucht ihrer Jungen brauchen.
Andere Biologen hatten Narwale und Orcas markiert, um ihre Bewegungen zu dokumentieren. Ihr Ergebnis: Die Anwesenheit der Prädatoren (=Orcas) hat signifikante Auswirkungen auf das Verhalten und den Aufenthalt der Beute (Narwale).
Orcas sind wesentlich größer als Eisbären und durch ihr intelligentes Agieren in der Gruppe wesentlich effektivere Jäger. Die genauen Auswirkungen dieser großen Meeresjäger auf die anderen arktischen Säugetiere sind noch wenig verstanden. Fest steht allerdings: Belugas und Narwale weichen aus Angst vor Orcas aus ihren bevorzugten Lebensräumen aus in extrem flaches Wasser oder an die Eiskante. Diese Flucht und das Aufsuchen weniger günstiger Lebensräume bedeutet einen erhöhten Energieaufwand und weniger Nahrung, in sehr flachem Wasser und direkt an der Eiskante ist weniger Fisch und Tintenfisch zu finden. Zusätzlich werden die Populationen der kleineren Zahnwale natürlich auch noch direkt dezimiert.
Ein weiteres Problem ist die Jagd der Orcas auf die vom Aussterben bedrohten Grönlandwale und Nordkaper, deren Bestände durch menschliche Aktivitäten wie den Walfang, Schiffskollisionen und die Fischerei ohnehin sehr stark dezimiert sind.
Das Tauwetter in der Arktis ist für den Seehandel sicherlich phantastisch – die Nordostpassage wird dann ganzjährig eisfrei, die Chinesen sprechen von einer neuen Seidenstraße. Für die dort lebenden Tiere ist das Abschmelzen des Meereises eine Katastrophe. Eine Anpassung ist innerhalb weniger Generationen genauso wenig möglich, wie ein Ausweichen. Der arktische Lebensraum hängt direkt vom Meereis ab. Ohne Meereis werden seine Bewohner mit ihrer hoch spezialisierten ökologischen Anpassung wohl verschwinden.
Neben den Ikonen der Arktis wie Eisbären, Narwale und Belugas leben dort unzählige weitere Meeresbewohner, viele Fische und Krustentiere stehen auf unserem täglichen Speiseplan.
Die Erwärmung der Arktis hat für uns in Nordeuropa allerdings noch ganz andere Folgen, dazu demnächst mehr.
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