Norwegische Fischer hatten eine Begegnung mit einem Weißwal, der ein Brustgeschirr trug. Der Wal ist wahrscheinlich aus einem Trainingsprogramm der russischen Marine entkommen!
Norwegische Fischer vor der Insel Rolfsoya staunten über einen Weißwal, der sehr nahe an ihren Schiffen entlang schwamm, nach Leinen schnappte und ein Brustgeschirr trug. Die Fischer lockten den Weißwal mit einem Dorsch-Filet an, das dieser begeistert annahm. Der Beluga war recht zahm und schien den Kontakt mit Menschen gewohnt zu sein. Der Fischer Joar Hesten, 26, ging in einem knallroten Überlebensanzug ins eisig kalte Polarmeer und konnte schließlich die Schnalle und die Riemen des Wal-Harnischs lösen (s. NRK Video). Daraufhin schwamm der Wal befreit davon.
Video: (NRK bzw. Youtube): “Fisker Joar Hesten fikk hvithvalen tett på båten da han var ute og fisket denne uka med sin far og bror. – Den var veldig tam.”
Der norwegische Walforscher Audun Rikardsen (Arctic University of Norway in Tromso) lobte Hesten für seinen Einsatz. Der Wal sei noch nicht ausgewachsen gewesen, das zunehmend enge Geschirr wäre für ihn ein großes Problem geworden.
Das Geschirr trägt die Aufschrift: „Equipment of St. Petersburg” und könnte an einer Halterung eine Kamera gehalten haben.
Weder norwegische noch russische Wal-Experten verwenden derartige Brustgeschirre für Forschungszwecke, erklärt Martin Biuw (Institute of Marine Research in Norway), die russische Marine allerdings schon.
BBC-Interview zur Rettung des Wals
Dass die russische Marine – wie auch die US-amerikanische – Meeressäuger zur Spionage oder andere Aufgaben einsetzt, ist nicht neu. Beide hatten in der Vergangenheit auch schon Belugas trainiert.
Audun Rikardsen erklärte gegenüber dem norwegischen TV-Sender NRK “We know that in Russia they have had domestic whales in captivity and also that some of these have apparently been released. Then they often seek out boats. They tell me that most likely is the Russian navy in Murmansk.”
In den 1980-er Jahren hatte die Sowjetunion ein Programm, Delphine für militärische Einsätze zu trainieren. Ihre Sicht und die Echoortung, ihre Stärke und ihr gutes Gedächtnis machten diese Meeressäuger ideal etwa im Auffinden von Minen und anderen Unterwasserwaffen. Ein Teil dieser Delphinstaffeln war im Schwarzen Meer stationiert. In den 1990-er Jahren wurde das Programm beendet.
2017 zeigte ein Bericht von TV Zvezda, einem Fernsehsender des Verteidigungsministeriums, dass die russische Marine wieder Belugas, Große Tümmler und Robben trainiert, vor allem für den Einsatz in polaren Gewässern. In den vergangenen Jahren hat Präsident Putin ehemalige sowjetische Marinebasen entlang der arktischen Küstenlinie wieder eröffnet. Das aktuelle Meeressäuger-Training findet in Murmansk am Polarmeer statt, beim Murmansk Sea Biology Research Institute. Belugas sollen dort zur Bewachung der Marinebasen in arktischen Regionen oder als Assistenten für Kampftaucher bis hin zum Töten von Eindringlingen ausgebildet worden sein: to „assist deepwater divers and if necessary kill any strangers who enter their territory”.
Delphine und Seehunde können lernen, Werkzeuge für Taucher zu transportieren, Torpedos, Minen und andere Munition, sie können bis in 120 Meter Tiefe arbeiten. Das Murmansk Sea Biology Research Institute ist aufgrund der bisherigen Erfahrungen sicher, dass Große Tümmler und Seehunde besser trainiert werden können, als Belugas. Die größeren Weißwale seien weniger professionell als ihre kleineren Verwandten. Außerdem könnten Tümmler und Seehunde die mündlichen Kommandos besser lernen und sich länger daran erinnern. Robben haben auch noch scharfe Zähne und Klauen, die sie geschickt einsetzen können.
Weißwale (Delphinapterus leucas) oder Belugas sind Delphinartig von bis zu sechs Metern Länge, die in Gruppen arktische Gewässer bewohnen. Ihre weiße Färbung ist namensgebend, sie haben – wie Narwale – keine Rückenflosse. In den eisigen Gewässern der Arktis leben sie bis an die Eiskante heran. Selten sind sie in Delphinarien zu sehen – zeitweise etwa im Zoo Duisburg und im Aquarium von Valencia.
PS: Ein herzliches Dankeschön an Dr. Stephan Lutter für die Übersetzung norwegischer Texte!
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