Für Technik-Verliebte ist hier ein Video dazu:
Dazu kommt auch eine eigene Stromversorgung: Da das Observatorium am Ende und weit abgelegen von der chilenischen Stromversorgung liegt, kommt es oft zu Schwankungen in der Stromversorgung und der Verfügbarkeit, was natürlich von Notstromaggregaten ausgeglichen werden muss. Darum ist hier eine große Photovoltaik Anlage geplant – wie sie in La Silla bereits vorhanden ist, den Photovoltaik-Park hatten wir gesehen. Die Erzeugung von Strom aus Windkraft ist in der dünnen Luft nicht möglich, und ESA möchte natürlich mit gutem Beispiel vorangehen und alternative Energie nutzen.
Von unserem Standpunkt aus können wir die Baustelle für das neue Extremely Large Telescope sehen – in 2400 Metern Höhe ist auf einer Fläche von vier Fußballfeldern der Gipfel von abgetragen worden. Very Large Telescope, Extremely Large Telescope…ob das nächstgrößere Instrument dann wohl Incredible Absolutely Enormous Large Telescope heißen wird? Wer weiß…
Schließlich gehen wir unter dem unglaublichen südlichen Sternenhimmel zurück zum Habitat – noch nie zuvor habe ich die Milchstraße und die anderen Sterne so hell leuchten sehen.
Das Habitat auf dem Paranal ist ein besonderer Ort: Es ist ein Wohnort für die in der Abgeschiedenheit arbeitenden Menschen und soll ihrer Versorgung und Erholung dienen. Neben einer erstklassigen Kantine mit exquisitem Essen und Mocchachino! – Kaffee und Kakao sind als Muntermacher unschlagbar (näher kann man einem Raktajino kaum kommen) – ist dort auch das Klima an sich schon erholsam: Ein Teich und ein Bananenhain sorgen für eine deutlich angenehmere Luftfeuchtigkeit als die extrem trockene Luft draußen, die zwar ideal für die Himmelsbeobachtung ist, aber nicht gut für unsere empfindlichen Schleimhäute. Zumindest ich habe es sofort gemerkt, wie ich viel leichter atmen konnte. Natürlich sind der Bananenhain und das Gewässer unter der hoch aufgewölbten Kuppel auch ein Augenschmaus. Wenn dann abends unter der durchscheinenden Kuppel das Zeltdach ausgebreitet wird, wird die Stimmung fast magisch.
Am Abend ist noch ein weiteres Highlight vorgesehen: Marillion gibt ein Konzert! Die englische Kultband war zur Sonnenfinsternis in La Serena.
Jetzt besuchen die Musiker die einzelnen Observatorien und schreiben dazu noch neue Songs.
Marillion baut direkt vor dem Teich die Instrumente auf. Damit war die Stimmung so magisch, dass das Zeltdach fast abgehoben ist.
Ein herzliches Dankeschön an Carlos La Fuente für die Aufnahme!
In der gleichen Nacht müssen wir noch unser Hotel in Antofagasta erreichen, den nördlichsten Punkt unserer Reiseroute. 160 Kilometer bedeuten wegen der teils unbefestigten Piste eine längere Anfahrt, auch als wir schließlich wieder die Panamericana erreichen gilt ja eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Auf dem Weg kommen wir an gigantischen Minen vorbei, wieder kommen Assoziationen an einen Bergbauplaneten auf.
Um Mitternacht kommen wir endlich an.
Am nächsten Morgen sehen wir erst so richtig, wo wir gelandet sind: Die Fenster unseres Hotels gehen direkt auf die Bucht hinaus – es sind sowohl viele Fischer unterwegs als auch Erzfrachter.
Direkt vor dem Hotel ist ein Strand mit einem üppigen Spülsaum – endlich kann ich nach Herzenslust Muscheln und Schnecken sammeln. Große und dicke Muscheln und Schneckenschalen sowie einige abgerissene Tange zeigen mir, dass dicht vor der Küste ein üppiger Lebensraum ist, mit einem reich gedeckten Tisch. Der kalte Humboldtstrom bringt viel Sauerstoff ins Wasser, die Tiere wachsen zu beachtlicher Größe und die Kalkschalen zu dicken Panzern heran.
Beim Frühstück sehen wir, dass dort im Kelpwald Robben (vermutlich Seelöwen) nach Nahrung suchen – ihre Schnauzen durchstoßen immer wieder die Wasseroberfläche. Und dann kommt noch jemand mit größerem Appetit: ein großer Wal! Sei Blas zeigt, dass er am Rand des Kelps nach Nahrung fischt. Rhythmisch taucht er auf und ab. Beim Abtauchen zeigt er die Fluke: es ist ein Buckelwal!
So sehr ich mich über den Wal freue, der dort draußen frühstückt – Buckelwale schöpfen mit ihrem Maul und den Barten vor allem kleine Schwarmfische aus dem Meer – bin ich doch etwas besorgt wegen der Erzfrachter. Mehrere von ihnen werden dort beladen, andere liegen auf Reede. Eine Recherche bestätigt meine Sorge: Die Buckelwale kommen dem Schiffsverkehr in der viel frequentierten Bucht leider regelmäßig ins Gehege. Wenigstens die Fischereigeschirre dürften hier eher ein zu vernachlässigendes Problem für die Wale sein – die einzelnen Fischer dürften mit ihrer recht kleinen Ausrüstung einem großen Bartenwal kaum gefährlich werden.
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