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The only skeleton of the new species in the United States hangs on display in Unalaska High School, in Alaska’s Aleutian Islands. The whale was found dead in 2004 (Credit: Unalaska City School District)

In der eisigen, stürmischen Bering-See war vor drei Jahren ein neuer Schnabelwal aufgetaucht: Kleiner, schwärzer, mit kürzerem Schnabel und weiter hinten angesetzter Rückenflosse sieht er etwas anders aus, als sein größerer Vetter, der Vierzahnwal oder Bairds Wal (Berardius bairdii).
Weil er so klein ist, heißt er jetzt Berardius minimus – der kleinste Baird-Wal.
Mit 7 Metern Länge ist er deutlich kleiner als seine Vettern aus dem Nordpolarmeer Berardius bairdii – bis zu 12 Meter lang – und aus dem Südpolarmeer, Berardius arnuxii, bis zu 9,75 Meter lang.

Die Entdeckung des „Raben“
Der „Rabe“ – karasu – nennen ihn die japanischen Fischer. Vierzahnwale werden von japanischen Walfängern gejagt, außerdem stranden immer wieder Tiere an den rauen Küsten im hohen Norden. Fischer und andere Wal-Experten wussten natürlich längst, dass der Wal da ist, seit 1940 hatten japanische Walfänger immer wieder von einem kleineren und schwärzeren Verwandten des Baird-Wals berichtet. Sie hatten regelmäßig Gruppen dieser kleineren Wale in der Nemuro Straße angetroffen, nur in den Monaten zwischen April und Juni. Der größere, hellere Baird-Wal hingegen war dort zwischen September und Oktober zu finden.

2016 hatten japanische und US-amerikanische Wissenschaftler dann alle bestehenden Informationen zusammengebracht und eine genetische Analyse durchgeführt. Unter der Leitung des Genetikers Philipp Morin untersuchten sie DNA-Proben von 178 nordpazifischen Schnabelwalen aus der umfangreichen Gewebedatenbank seines Instituts – 8 Exemplare der neuen Spezies waren darin verborgen. Dabei kam heraus: Der kleinere und schwärzere Rabe gehört ganz klar zur Gattung Berardius, ist aber aufgrund signifikanter genetischer Unterschiede eine andere Art. Die Unterschiede seiner äußeren Gestalt und seines Verhaltens unterstreichen seine Andersartigkeit.
Zu den “ausgegrabenen” Beweisen gehörten auch Skelette und Schädel aus dem Smithsonian und Los Angeles County Museum of Natural History. Ein im Smithsonian ausgestellter Schädel war falsch etikettiert als Berardius bairdii, was erst einem japanischer Wal-Experten, der zu Besuch gekommen war, auffiel.

Morin war durch eine Strandung 2014 bereits auf den mysteriösen Wal aufmerksam geworden: Auf der abgelegenen alaskanischen St. George-Insel war ein Tier gestrandet, das dem ortsansässigen Biologie-Lehrer ungewöhnlich vorkam. Der rief dann Experten zur Hilfe. Die Meeresökologin Michelle Ridgway, eine Expertin für nordpazifische Meeressäuger, stellte fest, dass neben Größe, Färbung und Finne noch mehr an dem Wal nicht stimmte: „Auch die Form der Kiefer und der Melone waren anders. Wir wussten, dass wir keinen uns bekannten Wal vor uns hatten!“ So schickte sie eine Gewebeprobe an den zuständigen Genetiker und Molekularbiologen des NOAA Southwest Fisheries Science Center: Philipp Morin.
(Mehr dazu in Meertext: „Raven“: Mysteriöser Wal aus Alaska gehört zu neuer Schnabelwal-Art!).

Die wissenschaftliche Beschreibung des Berardius minimus
Mit der genetischen Beschreibung konnte aber noch keine neue Art benannt werden, dafür ist die taxonomische Beschreibung zwingend nötig. Das bedeutet, dass ein Tier als Skelett und ganzes Tier umfassend vermessen und äußerlich beschrieben werden muss. Besonders sorgfältig wird der Schädel vermessen. Ein Schädel bzw. ein ganzes Skelett – meist das älteste bekannte – wird dann als Typus-Exemplar festgelegt. An ihm müssen alle anderen Funde gemessen werden, für die Systematik ist es kostbar wie ein Urmeter.

Am 30.08.2019 hat ein internationales Team des National Museum of Nature and Science, Hokkaido University und anderen Institutionen die taxonomische Beschreibung im britischen Fach-Magazin Scientific Reports veröffentlicht.
Damit ist jetzt aus “karasu” oder “kurotsuchikujira” (Schwarzer Baird-Wal) offiziell eine neue Art geworden: „Description of a new species of beaked whale (Berardius) found in the North Pacific“ (Tadasu K. Yamada
, Shino Kitamura, Syuiti Abe, Yuko Tajima, Ayaka Matsuda, James G. Mead & Takashi F. Matsuishi; Scientific Reportsvolume 9, Article number: 12723 (2019).

Morin hatte 2016 angeregt, den neuen Schnabelwal nach seiner Herkunft Berardius beringiae zu nennen, aber nun ist es Berardius minimus geworden.
Damit gibt es aktuell 89 Walarten.

Noch eine neue Schnabelwal-Art in der Antarktis
Ob solch eine absolute Größenangabe eine gute Idee war, wird sich herausstellen.
Mittlerweile ist nämlich sehr sicher, dass sich auch in antarktischen Gewässern noch eine unbekannte Schnabelwal-Art herumtreibt.
Darauf hatte es bereits 2015 Hinweise gegeben – dieses Tier ist bisher erst aufgrund seiner abweichenden Echolokations-Laute bei Akustik-Surveys aufgefallen. Sein Laut-Spektrum ordnet ihn in der Schnabelwal-Gattung Mesoplodon, den Zweizahnwalen, ein.

Da aber mit der immer besseren Technik regelmäßig neue Schnabelwal-Arten entdeckt und beschrieben werden, denke ich, dass noch weitere Überraschungen zu erwarten sind. Auch ein neuer Baird-Wal liegt immer noch im Rahmen der Möglichkeiten – bleibt zu hoffen, dass der dann nicht NOCH kleiner wäre.