Giftmischer, Liebeshelfer und Schmarotzer – das Insekt des Jahres 2020 ist zwar klein, aber oho.
Nur 11 bis 35 Milliimeter lang und unscheinbar bläulich-schwärzlich gepanzert ist der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) ein unauffälliges Insekt. Allerdings ist das kleine Insekt keinesfalls wehrlos, denn es verfügt über ein starkes Gift: Cantharidin!
Das Terpen schwapppt in der Körperflüssigkeit (Hämolymphe) des Insekts. Käfereltern geben winzige Mengen des Gifts an ihren Nachwuchs weiter, dadurch sind Eier, Larven und Puppen vor Freßfeinden geschützt.
Die Männchen einiger Käferarten wie Feuerkäfer setzen Cantharidin als Aphrodisiakum ein, die anderen als. Defensivwaffe.
So wehrt der tagaktive Pflanzenfresser Feinde ab – bei einem Angriff wird das Gift aus den Beingelenken herausgepresst. Es ist immerhin so stark, dass es bei Menschen Blasen auf der Haut hervorruft – darum heißt der kleine Sechsbeiner auch Blasenkäfer (Senckenberg Pressemeldung Liebestränke Giftmorde und Wehenpflaster).
Unter dem Namen „Spanische Fliege“ ist das Reizgift früher als Aphrodisiakum verbreitet gewesen, denn es ruft sicher, aber auch schmerzhafte Erektionen hervor. Das Gift kann bei höherer Dosierung Haut und Schleimhäute stark reizen, und zu tiefen Nekrosen, Schleimhautschädigungen sowie Entzündungen führen und Nierenschädigungen verursachen.
In niedriger Dosierung ist das Käfergift in früheren Jahrhunderten als Wehenmittel eingesetzt werden, in höherer Dosierung seit der Antike als tödliche Droge für Hinrichten und Giftmorde.
Außerdem ist der Ölkäfer auch ein erfolgreicher Bienenschmarotzer: Die Larven erklimmen Blüten und warten dort auf Sandbienen, von diesen solitären Wildbienen lassen sie sich dann in deren Nester tragen. Dort fressen die Käferlarven Bieneneier und Pollenvorrat. „Nach der Überwinterung im Boden schlüpfen die Käfer im März bis Mai. Die Art lebt an sandigen und offenen Stellen mit zahlreichen Bienennestern. Sie kommt an extensiv landwirtschaftlich genutzten Standorten wie beispielsweise in Heidegebieten, Trockenrasen und Streuobstwiesen vor.“
Obwohl Ölkäfer-Mütter reichlich Nachwuchs produzieren, stehen die giftigen kleinen Käfer auf der Roten Liste: Sie leben auf sandigen Böden, wie es sie vor allem in der extensiven Landwirtschaft gibt. Diese Landschaftsformen sind bei uns nur noch selten, so dass alle ihre Besiedler und Bewohner bedroht sind.
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