Ich möchte mit diesem Beitrag keine rassistischen Ressentiments schüren, sondern darauf hinweisen, dass chinesische Politik auf einem vollkommen anderen Wertesystem basiert als europäische. Menschenrechte haben keinen hohen Stellenwert, Tierrechte sind nicht existent. Umwelt- und Klimaschutz sind von geringer Bedeutung.
Dass die EU-Staaten in den letzten Jahren durch Wirtschaftskrisen, Covid19 und andere Differenzen vor allem mit sich selbst beschäftigt waren und die USA gerade durch ihre schwere innen- und außerpolitische Krise ebenfalls international kein Stehvermögen haben, ist eine ideale Situation für den massiven und rücksichtslosen Ausbau der chinesschen Interessen. Für den Umwelt-, Meeres- und Klimaschutz ist das eine Katastrophe.
Bislang wurden viele wichtige Vereinbarungen zum Umwelt-, Meeres- und Klimaschutz über internationale Verträge geregelt, zu deren Einhaltung und Umsetzung sich die meisten Unterzeichner-Staaten zumindest einigermaßen verpflichtet sahen. Dort sind dann auch Staaten wie China eingebunden und immerhin am Gesprächstisch (Dass auch Deutschland massiv gegen internationale Umwelt-, Meeres-, Klima- und Artenschutz verstößt, ist mir bewusst – allerdings stehen uns in Deutschland und Europa dabei immer noch juristische Wege offen. Aber das ist eine andere Geschichte).
Die USA – oder vielmehr der US-Präsident Trump – beenden gerade immer mehr solcher internationalen Abkommen: Die Kündigung der Klimavereinbarung, der Austritt aus der WHO und die Aufkündigung anderer internationaler Abkommen animieren viele andere Autokraten zum Nachahmen. Je uneiniger die Staatengemeinschaft auftritt, desto einfacher sind solche Verstöße gegen internationale Vereinbarungen im Klima- und Umweltschutz auch im großen Umfang.
Mit immer mehr rechtspopulistisch regierten Staaten erreichen Erderwärmung, Artensterben und Umweltverschmutzung global gerade neue Höchstwerte.
Dass darunter letztendlich alle Menschen leiden, auch Rechtspopulisten, ist offenbar zu kompliziert zum Verstehen. Ich bin sicher, dass viele Rechtspopulisten die Folgen ihres Tuns für ihre eigene Zukunft überhaupt nicht einschätzen können. Diese zunehmende Abkehr von der Solidargemeinschaft und des “Wir”-Bekenntnisses hin zum totalen “Ich” und einem Recht des Stärkeren bzw. Reicheren ist erschreckend.
Ein Hoffnungsfunke war für mich, dass sich die EU nun auf ihr großes Corona-Hilfsprogramm einigen konnte. Sicherlich ist es genauso wenig perfekt wie die nationalen Hilfen. Aber vor dem Hintergrund des chinesischen Einkaufsbummels auch in Europa, gewinnt die Unterstützung der finanzschwächeren Länder durch die finanzstärkeren noch einmal eine ganz andere Perspektive. Allein aus diesen geostrategischen Erwägungen heraus war ein gemeinsamer Lösungsweg innerhalb der EU von so elementarer Bedeutung. Chinesischen Investoren dürften EU-Regeln u. a. zum Umweltrecht eher wenig wichtig sein.
Climate Fiction bietet Szenarien für die Zukunft (Spoiler-Alarm!)
Wohin das Aufkündigen oder Ignorieren internationaler Vereinbarungen letztendlich führen kann, ist mir gerade durch einen Roman von Kim Stanley Robinson vor Augen geführt worden. K. S. Robinson schreibt wissenschaftsbasierte Science Fiction, er ist eine der Galionsfiguren des noch recht neuen SF-Subgenres der Climate Fiction. Climate Fiction oder Cli Fi thematisiert spekulative, aber noch wissenschaftlich plausible Szenarien vor dem Hintergrund des Klimawandels, der globalen Erwärmung und den zunehmenden Extremwitterungen.
Damit beschäftige ich mich gerade intensiv.
Robinson ist ein Autor, der akademisch strukturiert schreibt, und dabei interdisziplinär sowohl natur- als auch geisteswissenschaftliche Fakten und Theorien in narrativ anspruchsvolle Geschichten verpackt. Erdgeschichte, Klimatologie, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften verwebt er mit Schatzsuchen und Abenteuern, außerdem ist er über Geschichte und Zeitgeschichte nicht nur in den USA und Europa gut informiert. Seine Hauptfiguren sind Männer und Frauen aller Hautfarben und Nationen, in ganz unterschiedlichen Jobs: Hausmeister, Polizistin, Kleinkrimineller, Investmentbankerin, oder auch ganz andere. Immer wieder kommen auch Figuren vor, die an Huckleberry Finn erinnern.
Im Kapitalismus mit seiner Gier nach endlosem Wachstum sehen (nicht nur) Robinson und andere Cli Fi-Autoren eine besonders wichtige Triebfeder der Erderwärmung. So enthalten Cli Fi-Werke – Bücher, Filme, Kunstwerke – Kapitalismus-Kritik und Ausstiegs-Szenarien aus der Ressourcen-Verschwendung. In Robinsons “2140” führt das letztendlich zu einer Revolution mit einem absichtlich herbeigeführten Bankencrash, der zu deren Verstaatlichung führt, wodurch die Regierung unfaßbare finanzielle Mittel erhält und unter dem öffentlichen Druck der Bevölkerungsmehrheit gezwungen wird, diese für günstigen Wohnraum, medizinische Versorgung, Bildung für alle und ähnliches auszugeben. Robinson ist begeistert etwa von einer Krankenversicherung nach europäischem Vorbild und dem Genossenschaftsgedanken, so haben seine Protagonisten für US-Verhältnisse wahrhaft revolutionäre Ansichten.
Robinsons “Antarktika” beschäftigt mich besonders, denn es geht von der Kündigung des Antarktis-Vertrags aus (Mehr zum Antarktis-Vertrag: hier). Das hat mich zutiefst schockiert, bisher hatte ich solch einen ökologischen Rückschritt gar nicht in Erwägung gezogen. Nachdem in den letzten Jahren aber so viele internationale Abkommen durch Austritte einzelnener Staaten geschwächt oder ganz aufgekündigt worden sind, werden auch solche bislang undenkbare Situationen vorstellbar. Robinsons “Antarktika” ist übrigens von 1997!
Kommentare (25)