Die Punk-Attitude steht für eine Ablehnung aktueller Werte und Normen. Dazu gehört etwa die Abkehr von Statussymbolen wie einem möglichst großen Automobil möglichst exklusiver Marke, ein möglichst großes Eigenheim, teurer Fernreisen sowie angesagten aktuellen Konsumgütern. Stattdessen ist der Solarpunk meist mit einem Zweirad ohne Stau und Parkplatzsuche im urbanen Raum schnell unterwegs, praktisch gekleidet und lebt nachhaltig und pragmatisch. Dazu gehört u. a., dass Gegenstände geteilt, ge- und verliehen werden, die Nutzung von Second Hand-Artikeln jeglicher Art sowie Reparatur und Recycling oder Upcycling. Solarpunks sind technisch und digital kompetent und innovativ – sie wollen Science Fiction in Science Action transformieren. Damit besteht auch eine Nähe zur boomenden Maker-Szene. Das neue Genre beschäftigt sich ebenfalls intensiv mit Architektur und Infrastruktur. Solarpunks sind zwar selbständig, sind aber im urbanen Raum Teil einer Community, die anstehende Herausforderungen gemeinsam bewältigt.
Auch wenn Solarpunk-Communities im urbanen Raum angesiedelt sind, denken und agieren sie nicht nur lokal, sondern sind global vernetzt.
Dieser gerade erst entstehende bunte Klima- und Weltrettungspunk steht also für ein neues umfassendes Lebensgefühl.
Es gibt noch gar nicht so viele Solarpunk-Romane und oder auch nur -AutorInnen. Solarpunk wird zurzeit noch oft im Amateurbereich geschrieben. Die Editorin und Autorin Sarena Ulibarri (Editor-in-chief World Weaver Press) hat dazu die Anthologien „Glass & Gardens: Solarpunk Winter“ und „Glass & Gardens: Solarpunk Summers“ herausgegeben.
Glas und Gärten bezieht sich darauf, dass Gewächshäuser ein wichtiges Element im Solarpunk sind, ob verlassene alte Gewächshäuser oder neu gebaute, die der urbanen Versorgung in extremen Klimata dienen. Winter und Sommer beziehen sich auf diese neuen extremen Klimata. In den Kurzgeschichten beleuchten unterschiedliche Szenarien eine diverse, bunte Gesellschaft, die in oder nach der Klimakrise, auf der Erde oder anderen Planeten, ihr Leben meistert. Die Schreibprojekte mit Herzblut sind schreibtechnisch auf unterschiedlichem Niveau, die dichten Geschichten mit wissenschaftlichem Einschlag bieten auf jeden Fall reichlich Stoff zum Nachdenken.
Auch Elly Blue ist Herausgeberin von Solarpunk-Anthologien: Sie hat Geschichten einer utopischen Frauen-Fahrradkultur gesammelt: „Biketopia“ und „Our bodies, our bikes“
Die Autorin, Editorin und feministische Radfahrerin engagiert sich in Portland u. a. dafür, dass auch kinderreiche Familien mit geringem Einkommen sich das Fahrradfahren leisten können. Damit kämpft sie für soziale Gerechtigkeit auch in der klimafreundlichen Mobilität. Mit diesem Engagement für ein bezahlbares nachhaltiges Leben positionieren sich SolarpunkerInnen gegen den Vorwurf, ihr Konzept sei elitär. Ein wichtiger Aspekt!
Auf den Covers sind Frauen in fahrradtauglicher Funktionskleidung zu sehen. Über die Kurzgeschichten kann ich noch nichts sagen.
Solarpunk ist die coole freche kleine Schwester der Climate Fiction, von der ich noch wesentlich mehr hören und lesen möchte. Am liebsten hätte ich deutlich sichtbare Spuren davon in den zurzeit viel zu grauen Innenstädten – bunt bemalten Beton (in Chile habe ich mich in die dort florierende StreetArt verliebt), verwunschene grüne Inseln und ein flirrendes, kunstreiches Leben in den nach Ladenschluß viel zu verlassenen Innenstädten.
Soweit zur ersten Einführung dieses neuen Subgenre, zu dem es noch viel mehr zu sagen und zu schreiben gibt.
Im 5. Und letzten Teil meiner #ClimateFiction-Kurzreihe gibt es mehr zur #ElsterCon, was George R. R. Martins „Winter is coming“ mit der Klimakrise zu tun hat und einige aufrührerische Gedanken und Diskussionsbeiträge von der ElsterCon
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