Das Säbelzahnhörnchen aus den Ice Age-Filmen ist eine der liebenswertesten fossilen Nebenfiguren der Filmgeschichte.
Knopfäugig, mit gebleckten Säbelzähnen und immer etwas räudig ist es stets auf der Jagd nach der Nuß.
Nun ist tatsächlich ein fossiles Säbelzahnhörnchen aufgetaucht!
Zwar nur Kieferfragmente, aber mit ausgeprägten eigenen Merkmalen, die für die Beschreibung einer neuen Art gereicht haben.
Die Zähne sind für den schmalen, langen Kiefer überproportional groß – Säbelzähne eben. Oder vielmehr Säbelzähnchen, das Tierchen ist ziemlich klein gewesen. Dazu hatte es auch noch große Knopfaugen. Der Paläontologe Prof. Guillermo Rougier von der Universität von Louisville (Kentucky, US) und seine Kollegen haben das ungewöhnliche Fossil beschrieben, das sowohl längst bekannte Merkmale der Dryolestidae zeigt als auch einige ganz unbekannte neue Merkmale. Das für die wissenschaftliche Welt noch unbekannte Fossil ist Cronopio dentiacutus benannt worden, der Artname „dentiacutus“ weist bereits auf die bemerkenswerte Bezahnung hin. Es gehört zu den Dryolestidae, kleinen, Insekten fressenden Säugetieren aus der fernen Vorzeit.
Knopfäugig und säbelzähnig pirschte der Kleinsäuger durch das Zeitalter der Dinosaurier. ZoologInnen und PaläontologInnen wissen natürlich, dass Dryolestidae keine Hörnchen, also Gliridae, sind, aber wir wollen für diesen Beitrag beim „Säbelzahnhörnchen“ bleiben. Eigentlich gehören diese frühen Säuger in eine basale Gruppe, aus der sich später die Beuteltiere und Säugetiere entwickelt haben.
Das Fossil wurde in der Sandsteinablagerung eines fossilen Flusses in Cipolletti (Rıo Negro Provinz, Argentinien) gefunden, trotzdem sind seine Ökologie und Lebensweise völlig ungeklärt. Rougier meint, dass es mit keinem heute lebenden Tier vergleichbar sei. Die Backenzähne weisen darauf hin, dass es Insekten und vielleicht auch kleine Reptilien gefressen habe, allerdings gibt es keine Erklärung für die gewaltigen, säbelartigen Eckzähne. Diese Eckzähne riefen bei Rougier und seinen Kollegen zu ihrer Erheiterung sofort Erinnerungen an Scrat, das Eichel-besessene Hörnchen aus Ice Age hervor.
Rougier meinte dazu im Interview: „I remember when I saw the movie I thought, ‘why have they done this ridiculous animal – there is no such thing?’. And then we find something that kind of looks like it. But it just goes to show – we know so little about the actual diversity of mammals that even some very wild guesses might come through; they might actually be present in the fossil record.”
Die gesamte Sippschaft der Dryolestidae wird aufgrund ihrer Winzigkeit von manchen Wissenschaftlern als „Pip-squeak“ bezeichnet, also als Winzling oder Würstchen. Dryolestidae hatten ihre Blütezeit im späten Mesozoikum (Erdmittelalter) und wuselten bis zum Beginn der Erdneuzeit (Känozoikum) auf der Suche nach sechsbeiniger Beute durchs Gelände. Ihre fossilen Zähne und Kiefer sind im Oberjura von Nordamerika und Europa gefunden worden, in der Oberkreide sind sie nur aus Südamerika bekannt. Was davor, dazwischen und danach war, ist aufgrund des spärlichen Fossillbefunds noch völlig unbekannt. Die südamerikanischen Fossilfundstellen sind immer wenig erforscht und liefern immer wieder spektakuläre Funde.
Mit dem Aufkommen modernerer Säugetiere traten die ursprünglichen kleinen Tiere dann endgültig von der Bühne der Erdgeschichte ab. Vermutlich säbelzahnknirschend und mit einer Nuß unter dem haarigen Ärmchen.
2012 kam übrigens mit „Ice Age 4 – Voll verschoben“ ein Animationsfilm über Plattentektonik in die Kinos.
Was wohl Afred Wegener, der „Vater der Plattentektonik“ dazu gesagt hätte? Wahrscheinlich würde er angestrengt an seiner Pfeife saugen, mit einem Grinsen im anderen Mundwinkel. Klar, Plattentektonik ist kinderleicht.
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