Im Moment bin ich gerade im Kontakt mit dem Insektenforscher Thomas Hoerren, einem der Autoren der „Krefelder Studie“. Die Publikation der Krefelder Entomologen, die auf einer 27-jährigen Datenerhebung basierte, hatte 2017 dafür gesorgt, dass das Insektensterben in Deutschland auf einmal Tagesgespräch wurde.
In Deutschland läuft bereits seit mehreren Jahren ein großes Projekt – German Barcode of Life Initiative (GBOL) – zur Erfassung der Biodiversität, per Barcoding der genetischen Signaturen: „Alle Arten sollten dabei erfasst und in Datenbanken hinterlegt werden, sowohl als Belegtier als auch als genetische Ressource, dem sogenannten CO1-Barcode, der – richtig angewendet – bei den meisten Arten eine zuverlässige Bestimmung erlaubt, ohne das Tier selbst anzusehen. Dies geschieht durch Sequenzierung eines Teils der DNA, dem CO1 Barcode, im Labor und Abgleich mit der Datenbank.“
Diese Bestandsaufnahme und das Monitoring (was lebt wo in welcher Anzahl?) sind die Grundlage für die ökologische Einschätzung von Lebensräumen und ihrer Entwicklung. Thomas Hoerren ist mit dabei. Er erzählte mir, dass allein in Deutschland zusätzlich zu den etwa 33.000 schon bekannten Insektenarten wahrscheinlich noch 3000 unbekannte zu erwarten sind.
Gerade bei den Insekten warten also noch viele Überraschungen.
Auch wenn sie klein sind, sind sie doch wichtige Bestandteile der Ökosysteme und übernehmen wichtige Aufgaben – als Bestäuber oder indem sie selbst zur Nahrung werden.
Neue Art mit orangem Schopf
Wenn ein/e BiologIn eine neue Art entdeckt, steht ihm bzw. ihr das Recht der Benennung zu. Natürlich nach der vorgeschriebenen binären Nomenklatur, also zusammengsetzt aus Art- und Gattungsnamen.
Dieses Namensrecht nutzte 2017 der US-amerikanische Insektenforscher Dr. Vazrick Nazari für eine neue Motte. Der Evolutionsbiologe hatte während seiner Untersuchung an Motten drei Exemplare entdeckt, die sich sowohl beim Muster ihrer Flügeläderung als auch beim DNA-Profil von den anderen unterschieden – sie gehörten zu einer noch unbeschriebenen Art!
Da das geflügelte Insekt über dem Rüssel und den beiden Facettenaugen einen hochstehenden Schopf weißlich-gelblicher Schuppen auf dem Kopf trägt, erinnerte es Nazari an die Frisur des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump Neopalpa donaldtrumpi.
Außerdem wählte er den Namen des US-Präsidenten, um auf die Bedrohung und Zerbrechlichkeit des Motten-Lebensraums aufmerksam zu machen. Naziri hoffte nämlich, dass der Präsident einen Lebensraum, in dem ein nach ihm benanntes Tier lebt, vielleicht eher unter Schutz stellen würde:
“So I named a species after @realDonaldTrump. Maybe now he’ll make conservation of fragile US ecosystems a priority?“
— Vazrick Nazari (@vazrick) January 17, 2017
Trump hatte mit seinem grell gefärbten und übertrieben in Position gesprayten Toupet immer wieder Schlagzeilen gemacht.
Weniger schlagzeilenträchtig waren seine Umtriebe, Naturschutzgebiete einzurichten, um Arten und Lebensräume zu erhalten. Er war eher damit beschäftigt, Naturschutzvorschriften aufzuheben, auch nicht waidgerechte Jagdmethoden zu erlauben, Bohrlizenzen zu erteilen und nicht mehr geschütztes Land großflächig an andere reiche Personen zu verkaufen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Dr. Thomas Hoerren, der mir den Tipp für diese Geschichte gab. Er ist Entomologe und Taxonom, beschäftigt sich mit Taxonomie, Faunistik sowie Biodiversität und war als Mitglied des Entomologischen Vereins Krefeld an der sogenannten “Krefelder Studie” beteiligt. Er beschäftigt sich vor allem mit Käfern und Totholz-Biotopen und erzählt auch gern darüber, in Vorträgen und demnächst in seinem Podcast “Stimmen der Biodiversität”.
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