Diese Wal-Rettung am Strand des Ochotskischen Meeres ist so rührend, dass es schon fast eine sibirische Weihnachtsgeschichte ist.
Mitte Oktober strandeten innerhalb einer Woche gleich fünf der arktischen Weißwale (Delphinapterus leucas) auf dem steinigen Strand nahe des Dorfes Chumikan in der Khabarovsk-Region.
Belugas kommen in seichten Gewässern normalerweise gut zurecht, sie sind das Leben an Küsten und in Flußmündungen gewohnt und können dort auch in seichtem Wasser gut navigieren. Falls sie stranden, warten sie einfach auf die nächste Flut und schwimmen dann weiter. Mit bis über 5 Metern Körperlänge gehören sie zu den kleineren Walen, sie ersticken bei einer Strandung nicht gleich unter ihrem eigenen Gewicht.
Allerdings war der Zeitpunkt diesmal denkbar schlecht: Zu dieser Zeit fielen die Umgebungstemperaturen bis auf – 50° C. Die Meeressäuger sind aber an eine mollig warme Meeresumgebung von nicht unter 0° C gewöhnt. Viele Stunden bei – 50 C wären ihnen wohl nicht gut bekommen, sie hätten Hautschäden erleiden können. Dazu kommt, dass die Wale außerhalb des Wassers hilflos Attacken von Seevögeln oder streunenden Hunden ausgesetzt sind (manch gestrandeter Weißwal wird von Eisbären angefressen). Auf den Bildern sind einige blutende Wunden zu sehen, die Schnabelhiebe sein dürften.
An einem Tag waren drei Belugas gestrandet, zwei erwachsene und ein Kalb, wenige Tage später noch einmal eine Mutter mit Kalb.
So haben diese Wale großes Glück gehabt, dass der Inspektor Alexey Paramonov vorbeikam: der junge Mann verscheuchte die Vögel und bedeckte die empfindliche Haut vor allem der Kälber mit Tüchern.
Außerdem beruhigte der Retter die gestrandeten Familien, indem er die Kälber näher an ihre Mütter herantrug. Dann drehte er die Köpfe der Wale in Richtung auf das offene Meer – Wale können ja nicht rückwärts, sondern nur vorwärts schwimmen. Da ist die Vorgabe der rettenden Richtung überlebenswichtig.
Die Sibirian Times schreibt von Hilfeschreien eines gestrandeten Jungtiers: Im 2. Video sind ungewöhnliche Laute zu hören – das könnten diese Schreie sein (das konnte ich leider nicht verifizieren, da ich keine Vergleichsaufnahmen gefunden habe).
Alexey Paramonov und seine Kollegen fordern jetzt die Einrichtung eines biologischer Forschungsstationen an diesem Strand. Der Tidenhub ist hier so ungünstig, dass immer wieder Weißwale stranden, nicht alle überleben Streß, Auskühlung und die Schnabelhiebe der Möwen.
Im Video sind einige Eigenheiten der Weißwale gut erkennbar: Die Kälber kommen dunkelgrau zur Welt und werden erst später heller, bis sie schließlich wie die Erwachsenen eine cremeweiße Hautfarbe tragen, “Beluga” bedeutet im Russischen “Weiß”. Außerdem ist zu sehen, wie einer der Meeressäuger den Kopf wendet – Weißwale sind die einzigen Wale mit beweglichen Halswirbeln, bei allen anderen Arten ist eine solche Bewegung unmöglich.
Auch eine schöne Weißwal-Geschichte mit russischen Wurzeln war der Spionagewal Hvaldimir (Hval: norwegisch für “Wal”), der im April 2019 vor Hammerfest auftauchte, ein schickes Brustgeschirr aus russischer Produktion trug, sich füttern ließ, ins Wasser gefallene Handys apportierte und überhaupt dringend Anschluß suchte. Über ihn hatte ich viel berichtet, recherchiert und war zum Schluß deshalb sogar vom National Geographic-Team kontaktiert worden.
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