Gerade ist mal wieder ein Wal in den Schlagzeilen gestrandet: Vor der italienischen Küste der Kadaver eines großen Bartenwals gefunden worden. Mit 19,70 Metern (die ursprünglichen 23 m wurden etwas nach unten korrigiert) Länge dürfte es ein Finnwal aus dem Bestand der Ligurischen See sein.
Die italienische Küstenwache hatte den Wal-Kadaver am 16.01. auf dem Meeresgrund vor Sorrento entdeckt – nachdem ein Walkalb dort umhergeirrt war und sie so auf den Kadaver aufmerksam wurden. Küstenwache und Medien halten den kleineren Wal für das Kalb des verstorbenen erwachsenen Wals – soweit die Meldung der Küstenwache auf Twitter. Die Küstenwache will die Suche nach dem kleineren Tier fortsetzen.
Die Information zum Jungtier kann ich nicht einordnen, es war darüber bislang auch keine weitere Info zu finden.
– das Jungtier bzw. der 2. Wal ist jetzt widerlegt, es war wohl eine Zeitungsente.
Update laut SZ:
Ein großer Wal im Golf tauchte im Hafen von Sorrento auf. Das Tier war offenbar verwirrt und schlug “immer wieder mit der Schnauze gegen die Mole, tauchte ab, tauchte wieder auf, das Wasser färbte sich rot vom Blut des Säugetiers. Es rang mit dem Tod, dann verschwand es. Taucher der italienischen Küstenwache fanden den Wal verendet in zwanzig Metern Tiefe.”
In dem Tweet ist ein Video eingebunden, das zeigt, wie Taucher den auf den Grund gesunkenen Kadaver umrunden. Der Wal ist auf keinen Fall gerade erst gestorben, denn die obere Hautschicht löst sich schon ab. Bei den aktuellen kühlen Wassertemperaturen könnte er schon einige Tage tot sein.
Am 17.01 hatte die Küstenwache den Walkadaver in ein Dock im Containerhafen von Neapel geschleppt, dort soll er weiter untersucht werden.
Der englische Metro-Beitrag ist sehr gut bebildert und gibt einen guten visuellen Eindruck.
Der äußere Augenschein zeigt keine sichtbaren Verletzungen oder Todesursachen, der Wal ist weder verstümmelt noch trägt er Netz-Reste. Wegen der fehlenden Epidermis ist das aber nur ein erster Eindruck. Möglicherweise ergibt die Nekropsie die Todesursache.
Update:
Mittlerweile ist angeblich beim Wal das Masern-Virus nachgewiesen. Solche Morbillivirus-Infektionen (Cetacean morbillivirus (CeMV bzw. CeMV-1) sind bei Walen – auch bei Seehunden – leider häufig, sie führen oft gerade in Verkettung mit durch Umweltgifte vorgeschädigten Meeressäugern zum Tod.
Hier ist noch ein Video der Wal-Bergung:
Finnwale im Mittelmeer
Dieser einzige Finnwal-Bestand im Mittelmeer wird seit Anfang der 90-er Jahre erforscht, u. a. vom Tethys-Institut – der Vite-Präsident Guiseppe Notarbartolo di Sciara ist ein extrem erfahrener Wal-Experte.
Wie alle Mittelmer-Wale sind auch diese Tiere bedroht durch die Netze der Fischerei, den starken Schiffsverkehr und die starke Meeresverschmutzung des Mittelmeeres. Die Todesursachen für große Wale sind Fischerei-Geschirr bis hin zu Treibnetzen, Verhungern durch mit Plastikmüll gefüllte Mägen und Schiffskollisionen.
Zuletzt hatte ein Finnwal mit verstümmeltem Schwanz für Schlagzeilen gesorgt – er hatte zunächst die eine, dann auch noch die andere Flukenhälfte verloren. Wahrscheinlich war die Amputation durch das Verheddern in einem Netz geschehen.
Bei der aktuellen Meldung hatte ich zunächst an diesen Wal gedacht, denn er konnte nicht mehr gut schwimmen und ohne die Fluke als Tiefenruder kaum die Tiefe von 200 Metern erreichen, in der diese Wale ihre bevorzugte Nahrung finden.
Auf einem der Photos des jetzt aufgetauchten Wals ist aber deutlich die vollständige Fluke zu sehen. Die Fluke könnte bei der Identifikation des Wals helfen: Es gibt einen Photo-ID-Katalog – die Fluken haben individuelle Umrisse und Markierungen.
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