Seit Mittwoch sind an den Mittelmeer-Stränden Israels von Haifa bis Aschkelon schwarze Teerklumpen angespült worden – Israel erlebt gerade die schwerste Ölpest seiner Geschichte.
Bis jetzt ist noch nicht geklärt, woher das Öl stammt. Experten gehen davon aus, dass ein heftiger Sturm alte Teer-Klumpen vom Meeresgrund aufgewühlt hat oder sie von einem Tanker stammen. Jedenfalls treibt ein Ölschlick-Teppich 50 Kilometer vor der israelischen Küste, ein Sturm hat jetzt mehrere Tonnen davon an die Strände gespült.
Ikonisch liegt der schlanke, verdrehte Körper eines toten jungen Finnwals auf dem Strand. Noch ist nicht endgültig geklärt, ob der Wal durch die Ölpest gestorben ist, aber die Nekropsie hat erste Hinweise darauf gegeben: Der Tierarzt Roni King der Nature and Parks Authority hatte gegenüber der Presse erklärt, dass in der Lunge des Meeressäugers schwärzliche Flüssigkeit gefunden wurde. Weitere Untersuchungen dauern noch an.
Auch andere andere verölte Meerestiere wie Meeresschildkröten und Seevögel sind angespült worden.
50 Kilometer Strand sind sehr stark verölt, die Ministerien für Ministerien für Umweltschutz, Gesundheit und Inneres warnen vor dem Betreten von 195 Kilometer Strandlinie. Bei den Aufräumarbeiten sind durch die Dämpfe aus dem Öl die ersten Menschen erkrankt und in Krankenhäuser eingeliefert worden. Auch verklumpte Ölverbindungen dünster immer gefährliche flüchtige Verbindungen aus, die Haut und Atemwege reizen, von Menschen und Tieren.
Die Aufräumarbeiten, die mit Tausenden Freiwilligen sofort begonnen haben, dürften Jahre dauern, befüchtet die Nature and Parks Authority.
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sagte gegenüber der Presse, dass man bereits im Gespräch mit Ägypten sei, um solche Öl-Katastrophen künftig zu vermeiden.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/ausland/israel-teer-verschmutzung-oelpest-101.html
https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-israel-tells-public-not-to-visit-beaches-after-worst-oil-spill-in-its-history-1.9556663
Rohöl – giftig, karzinogen und fruchtbarkeitsmindernd
Welche Auswirkungen hat Rohöl auf Organismen und Ökosysteme?
Erdöl und seine Produkte enthalten zahlreiche toxische, teilweise Krebs erregende Komponenten. Schon ein kurzzeitiger Kontakt kann zu schweren Gesundheitsschäden führen.
Beobachtungen haben ergeben, dass Wale, Schildkröten und Walhaie dem Öl nicht ausweichen, sondern einfach hindurch schwimmen. Dabei geraten sie in unmittelbaren Hautkontakt mit den schmierigen Schlieren. Die an der Wasseroberfläche schwimmenden Tiere atmen dabei zusätzlich die toxischen Dämpfe ein.
Rohöl entfaltet bei Hautkontakt oder Verschlucken seine toxische Wirkung:
- Anämie
- Unterernährung
- Leber- und Lungenschäden
- ein insgesamt geschwächtes Immunsystem
- Öl wirkt auf Eier und Embryonen toxisch und führt schon in geringen Konzentrationen zu Mißbildungen oder Absterben
Öl verklebt Federn, Fell, Kiemen und Körper:
- Gefieder und Fell von Vögeln, Seeottern und anderen Tieren verliert durch Verölen ihre isolierenden Eigenschaften, außerdem schlucken die Tiere beim Säubern der Federn bzw. des Fells Öl
- Kleinere Organismen ersticken in oder unter der Ölschicht
- Seegraswiesen, Korallenriffe und andere Ökosysteme mit ihren Bewohnern ersticken unter den schmierigen zähen Schlieren
Das Tückische am Öl ist seine lange anhaltende Wirkung und sein langsamer Zerfall, auch die meisten Zerfallsprodukte sind noch toxisch.
Mehr dazu unter “Meertext: Ölpest: Wie schadet Erdöl den Meerestieren?”
„Deepwater Horizon: Blowout! 20. April 2010″
Am 20. April 2010 geschah der größte Ölunfall auf See, den es je gab: Die Explosion der BP-Bohrinsel “Deepwater Horizon” und der darauf folgende Blowout, also das unkontrolllierte Ausströmen von unter hohem Druck stehenden Öl und Gas, im Golf von Mexiko. Die Ursache war menschliches Versagen, sehr laxe Wartung und zu lasche Aufsichtsbehörden, die Folgen ein gigantischer Ölteppich an den Stränden von Louisiana, Texas und Mississippi sowie im Mississippi-Delta. Viel Öl ist in die Tiefsee abgesunken und setzt seine Toxine bis heute frei, um die in 1500 Metern Tiefe versiegelte Bohrstelle herum kriechen heute mutierte Monster-Krebse.
11 Ölarbeiter sind bei dem Unglück ums Leben gekommen, unzählige weitere Menschen haben schwere Gesundheitsschäden davongetragen. In der Folge gab es mehrere Delphin-Massensterben, eine Delphin-Population zeigt bis heute schwere Spätfolgen.
Über diese Öl-Katastrophe habe ich ausführlich gebloggt: Eine Übersicht gibt es hier.
Über das Delphin-Massensterben habe ich hier und hier berichtet, hier und hier diskutiere und kommentiere ich eine Gefälligkeits-Publikation für BP, die die Auswirkungen der Ölpest gezielt verschleiert und herunterspielt.
Diese Ölpest ist bis heute nicht zu Ende, auch wenn BP das so formuliert. Lediglich die finanzielle Unterstützung für die wissenschaftliche Aufarbeitung der Folgen ist beendet – BP war neben einer Rekordstrafe dazu verdonnert worden. Leider fehlt es jetzt am Geld, die Spätfolgen weiter zu analysieren. Der Tiefsee-Ökologe Craig R. McClain hatte mit Kollegen die Unglücksstelle per ROV besucht, ihre ökologische Bestandsaufnahme ist wirklich gruselig. Craig McClain ist Direktor des Lousiana University Marine Consortium
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