Israel closes Mediterranean beaches after worst oil spill in its history

Screenshot_2021-02-22 Haaretz com auf Twitter: Israel closes Mediterranean beaches after worst oil spill in its history

Seit Mittwoch sind an den Mittelmeer-Stränden Israels von Haifa bis Aschkelon schwarze Teerklumpen angespült worden – Israel erlebt gerade die schwerste Ölpest seiner Geschichte.
Bis jetzt ist noch nicht geklärt, woher das Öl stammt. Experten gehen davon aus, dass ein heftiger Sturm alte Teer-Klumpen vom Meeresgrund aufgewühlt hat oder sie von einem Tanker stammen. Jedenfalls treibt ein Ölschlick-Teppich 50 Kilometer vor der israelischen Küste, ein Sturm hat jetzt mehrere Tonnen davon an die Strände gespült.

Ikonisch liegt der schlanke, verdrehte Körper eines toten jungen Finnwals auf dem Strand. Noch ist nicht endgültig geklärt, ob der Wal durch die Ölpest gestorben ist, aber die Nekropsie hat erste Hinweise darauf gegeben: Der Tierarzt Roni King der Nature and Parks Authority hatte gegenüber der Presse erklärt, dass in der Lunge des Meeressäugers schwärzliche Flüssigkeit gefunden wurde. Weitere Untersuchungen dauern noch an.
Auch andere andere verölte Meerestiere wie Meeresschildkröten und Seevögel sind angespült worden.

50 Kilometer Strand sind sehr stark verölt, die Ministerien für Ministerien für Umweltschutz, Gesundheit und Inneres warnen vor dem Betreten von 195 Kilometer Strandlinie. Bei den Aufräumarbeiten sind durch die Dämpfe aus dem Öl die ersten Menschen erkrankt und in Krankenhäuser eingeliefert worden. Auch verklumpte Ölverbindungen dünster immer gefährliche flüchtige Verbindungen aus, die Haut und Atemwege reizen, von Menschen und Tieren.
Die Aufräumarbeiten, die mit Tausenden Freiwilligen sofort begonnen haben, dürften Jahre dauern, befüchtet die Nature and Parks Authority.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sagte gegenüber der Presse, dass man bereits im Gespräch mit Ägypten sei, um solche Öl-Katastrophen künftig zu vermeiden.

Quellen:

https://www.tagesschau.de/ausland/israel-teer-verschmutzung-oelpest-101.html

https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-israel-tells-public-not-to-visit-beaches-after-worst-oil-spill-in-its-history-1.9556663


Rohöl  – giftig, karzinogen und fruchtbarkeitsmindernd

Welche Auswirkungen hat Rohöl auf Organismen und Ökosysteme?
Erdöl und seine Produkte enthalten zahlreiche toxische, teilweise Krebs erregende Komponenten. Schon ein kurzzeitiger Kontakt kann zu schweren Gesundheitsschäden führen.
Beobachtungen haben ergeben, dass Wale, Schildkröten und Walhaie dem Öl nicht ausweichen, sondern einfach hindurch schwimmen. Dabei geraten sie in unmittelbaren Hautkontakt mit den schmierigen Schlieren. Die an der Wasseroberfläche schwimmenden Tiere atmen dabei zusätzlich die toxischen Dämpfe ein.

Öl hat toxische und mechanische Auswirkungen:

Rohöl entfaltet bei Hautkontakt oder Verschlucken seine toxische Wirkung:

  • Anämie
  • Unterernährung
  • Leber- und Lungenschäden
  • ein insgesamt geschwächtes Immunsystem
  • Öl wirkt auf Eier und Embryonen toxisch und führt schon in geringen Konzentrationen zu Mißbildungen oder Absterben

Öl verklebt Federn, Fell, Kiemen und Körper:

  • Gefieder und Fell von Vögeln, Seeottern und anderen Tieren verliert durch Verölen ihre isolierenden Eigenschaften, außerdem schlucken die Tiere beim Säubern der Federn bzw. des Fells Öl
  • Kleinere Organismen ersticken in oder unter der Ölschicht
  • Seegraswiesen, Korallenriffe und andere Ökosysteme mit ihren Bewohnern ersticken unter den schmierigen zähen Schlieren

Das Tückische am Öl ist seine lange anhaltende Wirkung und sein langsamer Zerfall, auch die meisten Zerfallsprodukte sind noch toxisch.

Mehr dazu unter “Meertext: Ölpest: Wie schadet Erdöl den Meerestieren?”

 

„Deepwater Horizon: Blowout! 20. April 2010″

Am 20. April 2010 geschah der größte Ölunfall auf See, den es je gab: Die Explosion der BP-Bohrinsel “Deepwater Horizon” und der darauf folgende Blowout, also das unkontrolllierte Ausströmen von unter hohem Druck stehenden Öl und Gas, im Golf von Mexiko. Die Ursache war menschliches Versagen, sehr laxe Wartung und zu lasche Aufsichtsbehörden, die Folgen ein gigantischer Ölteppich an den Stränden von  Louisiana, Texas und Mississippi sowie im Mississippi-Delta. Viel Öl ist in die Tiefsee abgesunken und setzt seine Toxine bis heute frei, um die in 1500 Metern Tiefe versiegelte Bohrstelle herum kriechen heute mutierte Monster-Krebse.

11 Ölarbeiter sind bei dem Unglück ums Leben gekommen, unzählige weitere Menschen haben schwere Gesundheitsschäden davongetragen. In der Folge gab es mehrere Delphin-Massensterben, eine Delphin-Population zeigt bis heute schwere Spätfolgen.
Über diese Öl-Katastrophe habe ich ausführlich gebloggt: Eine Übersicht gibt es hier.
Über das Delphin-Massensterben habe ich hier und  hier berichtet, hier und hier diskutiere und kommentiere ich eine Gefälligkeits-Publikation für BP, die die Auswirkungen der Ölpest gezielt verschleiert und herunterspielt.

Diese Ölpest ist bis heute nicht zu Ende, auch wenn BP das so formuliert. Lediglich die finanzielle Unterstützung für die wissenschaftliche Aufarbeitung der Folgen ist beendet – BP war neben einer Rekordstrafe dazu verdonnert worden. Leider fehlt es jetzt am Geld, die Spätfolgen weiter zu analysieren. Der Tiefsee-Ökologe Craig R. McClain hatte mit Kollegen die Unglücksstelle per ROV besucht, ihre ökologische Bestandsaufnahme ist wirklich gruselig. Craig McClain ist Direktor des Lousiana University Marine Consortium

Kommentare (8)

  1. #1 seb
    GOE
    22. Februar 2021

    Schrecklich, erschreckend und Traurig.
    Das erinnert mich ziemlich direkt an eine arte Doku, die das Problem des Ruhenden Öls auf dem Meeresgrund beschreibt.
    Insbesondere die Wracks aus dem 2. Weltkriege und im speziellen nochmal die deutschen (aufgrund des künstlich erzeugten Treibstoffs), sind wohl eine Zeitbombe die bald hochgeht.
    Manchmal, wenn ich mich in der Welt umschaue und in unserer Zeit, muss ich aufpassen nicht zu resignieren ob der zu groß erscheinen Herausforderung und der Reaktion der Welt auf eben jene.

    Vielen Dank für ihre Artikel, ich genieße sie schon länger

  2. #2 Bettina Wurche
    22. Februar 2021

    @seb: Ja, insbesondere die Ostsee-Wracks sind eine tickende Bombe. Wahrscheinlich haben wir die gleiche Doku gesehen – mir ist ganz anders geworden. Ich glaube, die Norweger sind die einzigen, die vorausschauend WKII-Wracks leergepumpt und teils entsorgt haben.
    Es geht mir ganz genauso, manchmal könnte ich echt verzweifeln.
    Danke : )

  3. #3 zimtspinne
    22. Februar 2021

    ohje.

    Kann man diese tickenden Wrack-Zeitbomben nicht systematisch irgndwie bergen/entschärfen?

    Es ist viel Geld vorhanden für irgendwelche Mars- und All-Missionen, die zwar schön und faszinierend sind, aber jetzt keine großen Hilfen zur Lösung unserer jetzt und akut vorhandenen Probleme sind.

    Man könnte auch weniger Geld für Waffen ausgeben und damit mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen, aber da ich für praktische, umsetzbare und vor allem auch realistische Problemlösungen bin, statt Utopien zu spinnen, würde ich mal einiges kürzen, das nicht so direkt supernützlich und sinnvoll ist momentan und trotzdem große Summen und Ressourcen verschlingt.

  4. #4 Bettina Wurche
    23. Februar 2021

    @Zimtspinne: Ja, natürlich könnte und müsste man die Wracks auspumpen und säubern, in Norwegen wird das gemacht. Aber das Geld will in Deutschland und Polen niemand ausgeben, man schiebt sich lieber gegenseitig die Zuständigkieten an den Altlasten des Krieges zu. Eine Ölpest direkt vor der Küste wäre eine Katastrophe und würde letztendlich viel teurer kommen.
    Ein Aufrechnen der ohnehin zu kleinen Etats für Bildung, Soziales, Wissenschaft, Forschung und Kultur ist nie zielführend, sie sind alle unterfinanziert. Wir sollten nicht zulassen, dass so kleine Etats gegeneinander ausgespielt werden.

    Die Beweggründe für die Mars-Forschung hat Robert Gast sehr schön beschrieben:
    https://www.spektrum.de/kolumne/perseverance-hoert-auf-mit-den-marsmikroben/1837249

    Ich schlage für Kürzungen/Umleitungen vor:
    – Berater-Etats der MinisterInnen
    – eingesparte Reisekosten (wg Corona nur Video-Konferenzen)
    – Verkehrsministerium: Diverses

  5. […] zur Ölpest an Israels Mittelmeer-Küste in meinem Beitrag für Spektrum der Wissenschaft und auf Meertext. Ich verfolge den Fall weiter und berichte […]

  6. #6 seb
    goe
    9. März 2021

    @Bettina Wurche

    Haben sie vielleicht mal Lust und Zeit einen Artikel über diese alten Wracks und die zusammenhänge zu schreiben?

    lg

  7. #7 Bettina Wurche
    9. März 2021

    @seb: Welche alten Wracks? Die, die in der Nord- und Ostsee gerade durchrosten?

  8. #8 seb
    goe
    23. März 2021

    zum Beispiel und die potentiellen Auswirkungen auf die Umwelt. Falls da denn Zeit für ist und ich mir das nicht zu leicht vorstelle 🙂
    lg