Helen Scales zeigt uns Fische jedenfalls äußerst sachkundig und unterhaltsam gleichermaßen in einem neuen Licht, als Wasserwesen mit komplexen sozialen Beziehungen, die in einer bunten Welt leben und über Farben, Bewegungen und Laute kommunizieren. Unweigerlich weckt sie das Bedürfnis, sofort an der nächstmöglich erreichbaren Küste ins Meer zu springen und mit eigenen Augen die viel zu oft unterschätzen Organismen anzuschauen, die Muster in ihren Gesichtern zu entdecken und sie beim Leben und Lieben, Fressen und Jagen und anderem zu beobachten.
Nature Writing mit Fakten und Mythen
Auch außerordentlich gut gefallen haben mir die herrlichen Illustrationen vor jedem Kapitel und die überhaupt sehr ansprechende graphische Gestaltung des ganzen Buches.
Bereits im Vorwort weist sie auf die vielen Geschichten, Mythen, und Fabeln hin, die sich in den Kulturen der Welt um die Meeresbewohner ranken und hat dann hinter jedem Kapitel ein Fisch-Märchen eingefügt, von der irischen Sage über japanische Mythen bis zur Erzählung indigener Völker. Im Literaturverzeichnis gibt es dann gut sortiert alle Belege zum Weiterlesen.
Ich mag es auch, dass sie bereits im Vorwort erzählt, wie sie uns in Kapiteln mit den verschiedenen Themen in die verschiedenen Themen leiten wird und dabei ihre Beweggründe erklärt, überhaupt über Fische zu schreiben. Die gute Strukturierung und die Mischung aus Forschung, Erlebnis und Anekdote macht das Buch auch für Laien sehr verständlich und abwechslungsreich zu lesen.
Ihr Buch Spirals in Time: The Secret Life and Curious Afterlife of Seashells hatte ich bereits im Original gelesen. Beim Vergleich der beiden Bücher ist mir aufgefallen, dass ihre Erzählweise, die im Englischen so ein wunderbares Nature Writing-Beispiel ist, im Deutschen teilweise nicht ganz so gut funktioniert und manchmal etwas holprig wirkt. Das liegt aber nicht an Scales selbst oder an der Übersetzung, sondern ganz einfach an den Unterschieden der beiden Sprachen. Die deutsche Übersetzung ist nämlich sehr gelungen, mir ist nicht an einer einzigen Stelle ein Fehler aufgefallen, wie in so vielen anderen Sachbuch-Übersetzungen.
Ein absolutes Lieblingsschmöker für mich, dass ich verschlungen habe und ohne Einschränkungen weiterempfehlen kann! Und ganz bestimmt nicht nur deshalb, weil ich selbst Fische sehr gern mag, sondern wegen Helen Scales` mitreißender, anschaulicher und bunter Erzählweise.
Erschienen ist das Buch im folio-Verlag, 375 Seiten Lesevergnügen für 25 €.
Bitte denkt bei Buchbestellungen daran, dass Eure lokalen Buchhändler auch oft kostenlos per Post liefern oder man die Bücher einfach schnell abholen kann.
Übrigens: Der Sachbuch-Bloggerin Petra Wiemann – Elementares Lesen – hat das Buch genauso gut gefallen wie mir : ). Falls Ihr sie noch nicht kennt: Elementares Lesen ist eine ausgezeichnete Adresse für einen schnellen Überblick über neue Sachbücher. Sie hat dafür den Deutschen Sachbuch-Preis 2021 erhalten, absolut verdient.
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