In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind im US-Bundesstaat Florida schon mehr Seekühe gestorben, als in den vorigen Jahren: Mindestens 841 der bedächtigen Wassersäuger mit dem runden Schwanz wurden bisher tot gefunden. Die 2021-er Todesrate übertrifft sogar noch die des Jahres 2013, als 830 Manatis vor allem an der Giftalgenpest starb.
Dieser traurige Rekord hat Biologen und Naturschutzbehörden alarmiert, die meisten der Tiere sind offenbar verhungert. Als einzige Wassersäuger fressen sie nur Pflanzen, wie Kühe weiden die aquatischen Säuger mit dem entschleunigten Tempo an Küsten und in Flußmündungen das dort im Salzwasser wachsende Seegras ab. Darum machen Meeresbiologen den Seegras-Rückgang in Floridas Küstengewässern und Flußmündungen für das Manati-Sterben verantwortlich.Die meisten Manatis waren in den kalten Monaten gestorben, wenn sie sich in die warmen Lagunen des Indian Rivers zurückziehen. Aber in diesem Jahr war ein zu großer Teil der dortigen Seegrasbestände abgestorben, erklärt Florida’s Fish and Wildlife Research Institute.
Mit den steigenden Temperaturen an der Atlantikküste kehrten die grauen Tönnchen mit dem zerknautschten Gesichtsausdruck ins Meer zurück. Dabei gerieten sie mit dem dort höheren Schiffsverkehr in Konflikt und mindestens 63 Tiere starben durch Bootsunfälle. Schnelle Boote übersehen die an oder unter der Wasseroberfläche langsam schwimmenden Manatis zu oft, leider haben sie keine hoch aufragende Rückenflosse. Diese Unfälle gefährden mittlerweile den Bestand, befürchten Forscher. Darum haben die Naturschutzbehörden jetzt einen UME – Unusual Mortality Event – ausgerufen. Damit erlauben sie den Bundesbehörden wie NOAA-WissenschaftlerInnen, den massenhaften Seekuhtod zu untersuchen.
Wie alle Meeressäuger stehen auch Seekühe in den USA unter strengem Schutz.
Seegräser sind im Salzwasser lebende Blütenpflanzen, sie brauchen Sonnenlicht für ihre Photosynthese. Durch die zunehmende Verschmutzung von Floridas Gewässern und Wasserwegen erhöht sich der Anteil von Schwebstoffen im Wasser und das Wachstum vor allem einzelliger Algen. Damit bekommen Seegräser weniger Sonnenlicht ab, das sie für ihre Photosynthese dringend brauchen. Seegräser sind nicht nur das wichtigste Seekuh-Futter, sondern haben auch eine ganze Reihe wichtiger ökologischer Funktionen, so sind sie etwa wichtige Kinderstuben für viele Fisch- und Krebsarten, die auch kommerziell wichtig sind. Außerdem speichern sie in ihren Wurzelballen im Sediment besonders viel CO2, als Blue Carbon-Pflanzen sind Seegraswiesen wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Sowohl die steigenden Meerestemperaturen als auch die zunehmende Verschmutzung machen den Unterwasserwiesen weltweit zu schaffen, auch in Nord- und Ostsee.
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