Hat ein israelischer „Killer Delphin“ einen Taucher der Hamas getötet?
Die Hamas hatte die Israelis schon 2015 beschuldigt, Meeressäuger gegen Hamas-Taucher eingesetzt zu haben. Der Delphin habe angeblich eine Vorrichtung mit einem Messer auf dem Schnabel getragen. Die Hamas zeigt in ihrem Anklage-Video diesen Ausrüstungsgegenstand.
Das Hamas-Video ist hier zu finden.
Ich kann den Wahrheitsgehalt nicht verifizieren, finde die Hamas-Show allerdings nicht sehr vertrauenserweckend. Genauso wenig wie die Vorgeschichte der angeblich von Israel eingesetzten „zionistischen Tiere“. Da verschiedene Medien es aufgegriffen haben, wollte ich die Story aber hier vorstellen.
Ob die israelische Marine wirklich Delphine einsetzt, ist also nicht zweifelsfrei bekannt.
Welche Seestreitkräfte setzen Meeressäuger ein?
Bekannt ist, dass die USA und Russland Meeressäuger zur Unterstützung ihrer Seestreitkräfte einsetzen, möglicherweise auch Nord-Korea, so der U-Boot-Experte HI Sutton, der als freier Autor und Illustrator dieser Geschichte nachgegangen ist und z. B. auf Twitter dazu berichtet.
In dieser Graphik gibt er einen Überblick, welche Seestreitkräfte Meeressäuger einsetzen:
NEW: which navies have trained dolphins? https://t.co/mhxJ3sf7cv
Killer dolphins, seals and sea lions, the Covert Shores guide.
World navy marine mammal programs. Who has what? And what for? pic.twitter.com/JQWs8SFH7l
— H I Sutton (@CovertShores) January 13, 2022
Seit den 1960-er Jahren trainiert die US-Marine Große Tümmler (Tursiops truncatus) und Kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus).
Die wendigen und intelligenten Meeressäuger sind schneller und können tiefer tauchen als Menschen, außerdem sind ihre an das Meer angepaßten Sinne ein klarer strategischer Vorteil. Das macht sie zu idealen Partnern der Seestreitkräfte etwa zur Bewachung von Schiffen in feindlichen Häfen und der Abwehr von Unterwasserangriffen.
Trainiert wurden und werden die Meeressäuger des MMP (Marine Mammal Program) in den warmen kalifornischen Gewässern von San Diego, sowohl Tümmler als auch Kalifornische Seelöwen fühlen sich bei diesen Temperaturen am wohlsten. Zu den Waffen dieser echten Navy Seals gehört etwa das Shallow Water Intruder Detection System: Ein Seelöwe schwimmt von hinten an einen feindlichen Taucher heran, und befestigt eine D-Clamp (Klemme) an ihm. An der Klemme ist eine Leine befestigt, damit kann der Feind dann vom Sicherheitsteam eingeholt werden wie ein gefangener Fisch. Idealerweise bekommt er den Seelöwen dabei gar nicht zu Gesicht.
Beim Mark 6 Mod 1 MMS (Marine Mammal System) wird ein Delphin ausgebildet, feindliche Schwimmer zu finden und zu markieren. Hat der Tümmler einen Eindringling ausgemacht, kehrt er zum Boot seines „Hundeführers“ zurück und läutet eine Glocke. Der Trainer platziert dann eine konische Markierungsboje über der Schnauze des Delphins, mit der der Meeressäuger den Schwimmer „markieren“ soll: Die Boje schwimmt an die Oberfläche und blinkt, damit ist der Taucher für das Sicherheitsteam zu markiert.
Außerdem sollen die Delphine auch zum Aufspüren von Seeminen und die Seelöwen zum Räumen von Explosivstoffen eingesetzt worden sein. Die US Navy erklärt immer wieder, dass ihre Delphine niemals zum Angriff auf Menschen eingesetzt worden seien, sondern vielmehr als „Wachhunde der Meere“ (“patrol dogs of the sea”). Einige pensionierte Delphin-Trainer berichten immer mal wieder, Delphine seien sehr wohl auch mit speziellen Anti-Taucher-Waffen geschult worden, die Navy verneint das regelmäßig. Die Verifikation solcher Aussagen dürfte kaum möglich sein.
Auch die russische Marine betriebt seit Langem ein Meeressäuger-Programm. Wegen der vielen Häfen in kühleren Gewässern haben sie allerdings neben den Großen Tümmlern auch arktische Weißwale (Belugas) und Seehunde ausgebildet.
Nach meiner Kenntnis sind die Großen Tümmler, die im Schwarzen Meer im Krim-Hafen Sewastopol als Teil der Schwarzmeerflotte stationiert waren, nach dem Zerfall der Sowjetunion in den Besitz der Ukraine übergegangen. Mit der Annektion der Krim sind sie jetzt wieder in russischem Besitz. Die Eigentumsrechte dürften nach der völkerrechtswidrigen Annektion der Krim weiterhin bei der Ukraine liegen. Ohne Zweifel ist die Situation genauso verworren wie die gesamte politische Krim-Situation.
H I Sutton hatte in Forbes über den Einsatz russischer Marine-Delphine vor der syrischen Küste berichtet, vom September bis Dezember 2018. Als Nachweis führte er Satellitenaufnahmen an, die die Netzkäfige der Delphine zeigen.
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