Die Laute der Dugongs, der Gabelschwanzseekühe, hören sich anders an, sie werden mit Zwitschern, Trillern und Bellen beschrieben. Die Augen der Dugongs sind extrem klein, dafür ist der Hörsinn hoch entwickelt. Frühere Berichte zeigten zwei Arten von Phonemen: Rufe von langer Dauer: Triller (Rufe von mehr 300 Millisekunden Dauer) und Rufe von kurzer Dauer – Chirp (Zwitschern) von weniger als 300 Millisekunden Dauer. Ein Team um die japanische Biologin Naoko Okumura hatte 2006 die Rufmuster der Dugongs analysiert, klassifiziert und Vokalisationsmuster innerhalb und zwischen lokalen Populationen von Dugongs verglichen.
Dafür hatten die BiologInnen 120 Stunden mit Dugong-Lautäußerungen vor der Insel Talibong, Trang, Thailand mit einem automatischen Unterwasserschallaufzeichnungssystem (AUSOMS-D, System Intech, Tokyo) aufgenommen und mit Aufnahmen von einem in Gefangenschaft gehaltenen Dugong im Toba Aquarium, Japan, verglichen, der aus philippinischen Gewässern stammte.
Eine Stille über 3 Sekunden definierten sie als Ende einer Rufsequenz.
Insgesamt werteten sie 1174 hörbare Rufe aus einem Datensatz von insgesamt 12 Stunden aus. Das Zwitschern war wesentlich häufiger als Triller (567 Zwitschern und 67 Triller). Chirp-zu-Chirp-Übergänge waren am häufigsten und Triller-zu-Triller-Übergänge am seltensten. Auch Übergänge zwischen den beiden Anrufarten wurden beobachtet (6,98 %, 7,07 %). Triller erschien in der Mitte und am Ende einer Rufsequenz. Die Position des Trillers unterschied sich nicht zwischen einem wilden Individuum in Thailand und einem in Gefangenschaft gehaltenen Individuum vor den Philippinen, die als getrennte Populationen betrachtet werden.
Im Gegensatz zum Gesang von Vögeln oder Bartenwalen konnten die Biologen bei den Dugongs nur kleine Unterschiede zwischen den Populationen nachweisen. Die Analyse der Lautfolge sowie die Verhaltenskontexte könnten den möglichen Schlüssel zur Interpretation der Dugong-Kommunikation liefern, hoffen Okumura und ihre KollegInnen (Naoko Okumura, Kotaro Ichikawa et al: „Stability of Call Sequence in Dugongs’ Vocalization“). Dafür ist allerdings noch weitere Forschung nötig.
Seekühe sind also viel wenige lautstark als etwa Wale, haben aber doch ein gewisses Repertoire. Allerdings sind sie außerhalb des Wassers kaum zu hören, dafür sind Hydrophone nötig.
Das dürfte der Grund sein, dass wir von der größten Seekuh aller Zeiten, der Steller`schen Seekuh (Hydrodamals gigas), keine Angaben zu ihren Lautäußerungen haben. Diese über 7 Meter große Seekuh lebte einst im Nordpazifik. Nach ihrer Entdeckung auf der Bering-Insel (Kommandeursinseln) durch den deutschen Forscher Georg Wilhelm Steller 1741 war sie schon um 1768 wieder durch Pelzjäger ausgerottet. Stellers Beschreibung dieses gewaltigen Tieres, das nur in einem kleinen Restbestand im kalten Nordpazifik lebte, ist die einzige wissenschaftliche Beschreibung des ungewöhnlichen Meeresgeschöpfes. Neben seiner detaillierten anatomischen Analyse und seiner Beschreibung auch des Verhaltens und ihrer Ökologie hat nie wieder ein Wissenschaftler über dieses Tier berichtet.
Steller war als Schiffsarzt und Naturforscher mit der russischen Expedition unter Kapitän Bering unterwegs, auf der Rückreise von Alaska nach Kamtschatka strandeten sie auf der Insel. Der junge Naturforscher beobachtete und dokumentierte zwar unermüdlich alle Naturwunder der abgelegenen Insel, hatte aber ohne die notwendige Technik keine Chance, die Seekühe zu hören. Er und andere Besatzungsmitglieder sind zwar gelegentlich im selbst im Sommer kalten Nordpazifik zwischen den Seekühen umhergeschwommen, aber menschliche Ohren sind für das Unterwasserhören nicht gut geeignet. Und, wie die modernen Seekuh-Akustik-Forschungen zeigen, braucht man für das Belauschen der Sirenen viel Geduld und Hydrophone.
So kam Steller zu dem Ergebnis: „Was die Stimme anbetrifft, so ist das Tier stumm und gibt keinen Laut von sich. Es holt nur stark Atem, seufzt aber gleichsam, wenn es verwundet worden ist.“, so schreibt er in seiner Beschreibung der Nordischen Seekuh.
Die Schmerzensseufzer der größten Seekuh aller Zeiten, von denen nur ein geringer Bestand nach dem Pleistozän überlebt hatte, verhallten ungehört. Sicherlich haben diese gewaltigen Meeressäuger wie ihre kleineren Verwandten aus der Gegenwart auch akustisch kommuniziert. Aber ihre Stimmen sind ohne Ohrenzeugen für immer verstummt.
Über die Steller`sche Seekuh hatte ich auf Meertext schon berichtet – ihre Knochen dürfen heute von BewohnerInnen der Aleuten für Kunsthandwerk genutzt werden. Ihr Handelsname: “Mermaid Ivory”.
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