Dass Rauchen nicht sonderlich gesund ist, weiß heute jeder. Vor allem mit Herzkreislaufkrankheiten, Atemwegserkrankungen und Krebs bezahlen Raucher/innen für ihr Vergnügen. Die Vermutung, dass Rauchen Krebs verursacht, wurde übrigens vor genau 100 Jahren von Isaac Adler formuliert, zu einer Zeit, als Lungenkrebs noch zu den medizinischen Raritäten gehörte. Der amerikanische Historiker Robert Proctor weist darauf in einer eben veröffentlichten Abhandlung hin. Etwa 40 Jahre später galt der Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs als gesichert, nur die Tabakindustrie wollte noch einige Jahrzehnte länger offiziell nichts davon wissen. Das ist Geschichte.
Seit Jahren häufen sich nun die Befunde, dass auch das Passivrauchen der Gesundheit schadet, angefangen von einer Schädigung des ungeborenen Lebens über eine Erhöhung des Risikos für den plötzlichen Kindstod und des Risikos für Atemwegserkrankungen bei Kindern bis hin zu vorzeitigen Sterbefällen bei Erwachsenen, die statistisch dem Passivrauchen zugerechnet werden. Das war mit ein Anlass, den Nichtraucherschutz zu verbessern und das Rauchen in öffentlichen Räumen einzuschränken. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Nach der Einführung von Rauchverboten in öffentlichen Räumen wurde eine Serie von Studien veröffentlicht, die diese Rauchverbote mit einem Rückgang von Herzinfarkten in Zusammenhang brachte. Die Raucherlobby hat diesen Zusammenhang als „Herzinfarktwunder” bestritten und ihre Kritik u.a. auf die Behauptung gestützt, dass die Studien selektiv Regionen mit einem Rückgang der Herzinfarkte herausgreifen würden, obwohl es auch Regionen gäbe, in denen sich kein Rückgang der Herzinfarkte zeige. In der Tat war die Studienlage anfangs durch Studien in kleineren Regionen geprägt, mit der Zeit kamen größere Studien hinzu. Eine große Studie dieser Art, die gerade durch alle Medien geht, wurde heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt. Sie evaluiert den Nichtraucherschutz in Deutschland. Grundlage sind die Daten der DAK-Versicherten in Deutschland. Die Studie verzeichnet einen Rückgang von stationären Angina Pectoris-Fällen um 13,3 % und einen Rückgang von akuten Herzinfarkten von 8,6 % im Zusammenhang mit der Einführung der Rauchverbote hierzulande. Eine solche Studie war überfällig, über die gesundheitlichen Auswirkungen der Rauchverbote in Deutschland war bisher kaum etwas bekannt. Angesichts der deutlichen positiven Effekte der Rauchverbote, die in dieser und in anderen Studien berichtet werden, fragt man sich, warum es nicht viel früher große Evaluationsstudien zum Nichtraucherschutz in Deutschland gegeben hat – und wann Studien mit den Daten anderer großer Krankenkassen folgen. Das Geld für die Studien wäre gut angelegt, wie die anhaltenden Debatten um den Nichtraucherschutz in einzelnen Bundesländern zeigen. Das Geld für solche Studien wäre jedenfalls gerade da.
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