In Bayern machen derzeit die seltsamen Vorgänge um Gustl Mollath Schlagzeilen. Mollath hatte 2003 Vorwürfe gegen Mitarbeiter der HypoVereinsbank erhoben, in Schwarzgeldgeschäfte verwickelt zu sein. Einem Revisionsbericht der Bank aus dem Jahr 2003 zufolge waren diese Vorwürfe keineswegs aus der Luft gegriffen – oder gar Ausdruck einer paranoiden Wahnvorstellung. Mit dieser Diagnose kam Mollath nämlich 2006 in die Psychiatrie, nach einer Anzeige wegen Körperverletzung seitens seiner früheren Frau, die ebenfalls einmal bei der HypoVereinsbank gearbeitet hatte. Schuldunfähig und gemeingefährlich, so die Begründung. In der Psychiatrie sitzt Mollath bis heute. Der Revisionsbericht der Bank scheint merkwürdigerweise im weiteren Verlauf der Dinge keine Rolle gespielt zu haben. Mollaths Hinweise auf die Schwarzgeldgeschäfte galten vielmehr als Belege für seinen Wahn. Erst jetzt wird der Fall neu aufgerollt. Hatte am Ende Gustl Mollath nicht nur recht mit seinen Schwarzgeldvorwürfen, sondern saß er auch noch zu Unrecht jahrelang in der Psychiatrie? Und wenn er gar keine paranoiden Wahnvorstellungen hatte, warum hat das in all den Jahren keiner bemerkt?
Wie auch immer die Wahrheit im Fall Mollath aussehen mag, die Sache erinnert durchaus ein wenig an das berühmte “Rosenhan-Experiment“. Ende der 1960er Jahre hatte der amerikanische Psychologe David Rosenhan im Rahmen eines Experiments gesunde Menschen in die Psychiatrie einweisen lassen. Sie gaben vor, Stimmen gehört zu haben. Ziel des Experiments war es, herauszufinden, wie die Ärzte darauf reagieren und ob sie die Versuchspersonen, wenn diese keine Symptome mehr vorgeben, als gesund diagnostizieren. Das war nicht der Fall, einmal als psychisch krank eingestuft, wird man so ein Etikett offensichtlich nicht mehr so einfach wieder los. Entlastend für die Ärzte damals muss man sagen, dass sie mit Versuchspersonen konfrontiert waren, die selbst angaben, Stimmen zu hören. Mollath hat sich nie für psychisch krank gehalten.
Und die Sache erinnert auch ein wenig an den Fall der hessischen Steuerfahnder um Rudolf Schmenger vor 10 Jahren. Auch da ging es um Schwarzgeldgeschäfte, deren Aufdeckung und Verfolgung offensichtlich nicht erwünscht war. Das Steuerfahndungsteam wurde aufgelöst und schikaniert, Schmenger mit einer psychiatrischen Diagnose als dienstunfähig erklärt. Zu Unrecht. Sein früherer Kollege Frank Wehrheim hat darüber ein Buch geschrieben.
Schwarzgeld, Leute die darauf aufmerksam machen und die Psychiatrie – das kombiniert scheint manchmal ziemlich ungute Geschichten hervorzubringen.
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