Die Homöopathie ist ein eigenartiges Phänomen. Bei Lichte betrachtet ist sie wissenschaftlich indiskutabel. Sie verstößt gegen eine Vielzahl grundlegender naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und hat keine belastbare klinische Evidenz für sich, zumindest nicht, was die spezifische Wirksamkeit der hochpotenzierten homöopathischen Arzneimittel angeht. Trotzdem erfreut sie sich großer Beliebtheit in weiten Kreisen der Bevölkerung. Sie gilt als „sanfte Medizin“ und hat es sogar geschafft, den Eindruck zu erwecken, als hätten ihre Medikamente nichts mit der Pharmaindustrie zu tun, was ihr wiederum, weil die Pharmaindustrie in der Tat oft genug mit unsauberen Methoden arbeitet, positiv zugerechnet wird. Seltsam, das Ganze.
Hier auf Scienceblogs ist die Homöopathie ein Dauerthema, auch auf Gesundheits-Check, z.B. hier oder hier. Auch das Buch „Die Homöopathie-Lüge“ von Christian Weymayr und Nicole Heißmann wurde hier schon beworben. Ein weiteres empfehlenswertes Buch zum Thema, bei den Skeptikern von GWUP schon vor längerem vorgestellt, habe ich gerade gelesen: „In Sachen Homöopathie“ von Norbert Aust. Norbert Aust ist Ingenieur im Ruhestand und hat das Buch aufgrund seiner Erfahrungen mit der Homöopathie im eigenen familiären Umfeld geschrieben. Dieser Hintergrund prägt das Buch. Es ist keine wissenschaftsjournalistisch rundgeschliffene Darstellung, sondern eine persönlich gefärbte, aber trotzdem informationsreiche und kluge Erkundungsreise durch die Homöopathie.
Norbert Aust beginnt damit, die Prinzipien der Homöopathie darzustellen, kommt dann zu den naturwissenschaftlichen Anleihen, die die Homöopathie z.B. bei der Quantenphysik oder der Wasserchemie machen zu können glaubt und betrachtet schließlich eine Reihe von Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie.
Mir hat an dem Buch gefallen, wie Norbert Aust mit einer wohl seinem beruflichen Hintergrund geschuldeten Akribie auf Feinheiten der Datengewinnung, Messunschärfen und Probleme der statistischen Auswertung eingeht. Das kommt in der gängigen Homöopathiekritik oft etwas kurz. Erfreulich auch, dass er keinen missionarischen Ton pflegt, der andere Ansichten schon stilistisch ins Unrecht zu setzen versucht, sondern seine Argumente sehr sachlich, manchmal fast etwas spröde vorträgt, erkennbar motiviert durch den Willen, der Sache auf den Grund zu gehen. Das lädt zum Mit- und Nachdenken ein. Auf seiner Homepage führt Norbert Aust die Diskussion weiter, auch diese Seite lohnt einen Besuch. Das Buch ist im Eigenverlag erschienen, über amazon marketplace bestellbar und kostet 17,60 Euro.
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