… das klingt so spannend wie das Stöbern zwischen vergilbten Büchern in verstaubten Archiven und wirft die Frage auf, was damit praktisch zu gewinnen ist, ob man nicht einfach die Probleme anpacken und lösen sollte, statt über so etwas nachzudenken. Aber man muss sich nur die aktuelle Diskussion um die Masernimpfung vergegenwärtigen, um vorsichtiger mit solchen hemdsärmeligen Sprüchen zu werden. Eigentlich weiß man inzwischen sehr gut Bescheid über die Masern und die Masernimpfung. Trotzdem lassen sich manche Leute, und zwar nicht die Dümmsten, einfach nicht impfen, oder wollen ihre Kinder vor den „schädlichen Chemikalien“ in der Spritze schützen. Manche glauben sogar, die Masern durchzumachen, sei ein wichtiger Entwicklungsschritt in der kindlichen Entwicklung.
Es nützt hier sichtlich nichts, wenn man das vorhandene Wissen auf den Tisch packt und hofft, dass es sich wie eine Infektion überträgt. Wie kommt es dazu, dass vorhandenes Wissen unter bestimmten Bedingungen in Misskredit gerät? Wie sind die Immunisierungsprozesse von Impfgegnern gegen das Wissen strukturiert? Wie soll man darauf reagieren? Welche historischen Parallelen gibt es hier? Solchen Fragen will die AG „Geschichte von Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health“ der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) im September in einer Session auf der Jahrestagung der DGSMP nachgehen. „Daten und Taten: Zur Geschichte der Wissensproduktion und Wissensvermittlung in Public Health“ ist die Session überschrieben, ein Call for Papers dazu ist online. Mal sehen, ob wir interessante Vorträge einwerben können – und ob etwas zur Geschichte des Umgangs mit dem Wissen rund um das Impfen dabei ist.
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