Europa ist derzeit nicht gut beieinander. Was war das für eine tolle Idee: dass sich die Völker Europas nicht mehr als Gegner betrachten, sondern gemeinsam in die Zukunft gehen, bei offenen Grenzen, wirtschaftlich kooperierend, friedfertig, demokratisch vereint und ein Vorbild für die Welt. Aber im Moment stolpert Europa nur von einer Krise in die nächste:
Beim Zerren um die Ukraine hat man den Widerstand Russlands unterschätzt. Jetzt ist die Krim russisch und die Ostukraine liegt in Scherben. Wie man aus der so entstandenen Malaise wieder herauskommt, weiß keiner.
Als EU-Kommissionspräsident tritt ein Mann an, der vorher in Luxemburg mit dafür gesorgt hat, dass sich dort Milliarden an potentiellen Steuereinnahmen in anderen europäischen Ländern in Luft auflösen. Medien machen das zum Thema, aber was hat sich geändert?
Jeder spioniert jeden aus, der BND hilft dabei auch noch den Amerikanern, die europäischen Partner auszuspionieren. Wobei der GCHQ das gleiche macht. „Spionieren unter Freunden, das geht gar nicht.“ Wer ist wessen Freund?
Europa wird immer mehr zum Ziel von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten und aus Afrika – und findet keinen humanitären Umgang mit dieser Situation. Flüchtlinge ertrinken nach wie vor im Mittelmeer, sitzen in gefängnisartigen Unterkünften in der Ukraine fest oder müssen froh sein, wenn sie in Griechenland von Privatleuten durchgefüttert werden, oder wenn sie sich bis zu uns durchschlagen konnten und nicht in Sachsen untergebracht werden. Eine Quotenregelung zur Verteilung in Europa: kam nicht zustande.
Wirtschaftlich kracht es derzeit so stark, dass die ganze europäische Idee in Misskredit gerät. Griechenland – ja, Vetternwirtschaft und keine funktionierende Finanzverwaltung, ja, ja – wird offenkundig mit den falschen Rezepten behandelt. Obwohl die Löhne sinken, steigt die Arbeitslosigkeit, obwohl gespart wird, sinken die Schulden des Landes nicht, sondern werden immer irrsinniger. Und der ökonomische Mainstream wundert sich nicht, sondern fordert weitere Lohnsenkungen und weitere Einsparungen.
Hoffentlich geht die Eurozone nicht insgesamt den Bach runter, wie das manche mutwillige Hasardeure von der AfD bis in die Mitte der Gesellschaft fordern. Was dann bei uns geschieht, will ich mir gar nicht so richtig ausmalen. Dann werten schlagartig unsere wichtigsten Exportmärkte ab. Gute Nacht deutsche Exportwirtschaft, gute Nacht, deutscher Arbeitsmarkt.
Und war da nicht noch mehr, Klimawandel, demografischer Wandel, das Zerfallen der islamischen Staaten in Bürgerkriegen und Terror und solche Sachen?
Weder will ich den Untergang des Abendlandes ankündigen noch habe ich eine Lösung für all das anzubieten, eine wird vermutlich auch nicht reichen. Dass es bei alldem aber auch um unsere „westlichen Werte“ geht, darum, wie wir leben wollen und ob einfach nur Geld die Welt regiert, dessen bin ich mir ziemlich sicher.
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