Die Schirmherrschaft der Bremer Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz, Frau Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, für den Homöopathiekongress 2016 steht seit Wochen in der Kritik. Eine andere prominente Unterstützerin haben die Homöopathen in Frau Prof. Dr. Dagmar Schipanski gewonnen. Zur Erinnerung: Die Physikerin wurde 1999 als Kandidatin der Unionsparteien gegen Johannes Rau ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten geschickt. Das ist sie nicht geworden, aber seit letztem Jahr ist sie Schirmherrin der Homöopathie-Stiftung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte.
In dieser Funktion hat sie in der November-Ausgabe des Newsletters der Stiftung ein Interview gegeben, in dem neben vielen Gedankenlosigkeiten auch eine bemerkenswerte Antwort versteckt ist. Zunächst sagt sie, was Homöopathen immer gerne hören, nämlich dass eine Heilkunde wie die Homöopathie, „die sich über Jahrhunderte gehalten hat, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist“, müsse auch „in der heutigen Zeit ihren Wert haben“. Nun gut, mit der nachgewiesenen Wirksamkeit ist das so eine Sache, aber vermutlich versteht Frau Schipanski einfach nicht viel von Pharmaforschung. Höchst interessant ist aber, wie sie die nächste Frage beantwortet:
„Braucht es für die Homöopathie-Forschung gesonderte Modelle?
Nein. Die Homöopathie ist auch evidenzbasierte Medizin. Deshalb müssen auch gleiche Methoden in der Forschung angewendet werden. Und das macht auch die Ergebnisse vergleichbar.“
Hat die Redaktion des Newsletters die Brisanz dieser Antwort übersehen? Im Grunde spricht sich die Schirmherrin der Homöopathie-Stiftung des Zentralvereins hier gegen den Binnenkonsens aus. Gleiche Forschungsstandards für alle Pharmazeutika – sehr gut! Für Kopfschmerztabletten gibt es schließlich auch keinen Binnenkonsens, obwohl man das, was da wirkt, naturwissenschaftlich auch noch nicht bis ins Detail verstanden hat.
Schön ist noch die Antwort auf die Schlussfrage:
„Was interessiert Sie als Physikerin an der Homöopathie?
Die Kombination von offensichtlich physikalischen Reibungskräften mit chemischem Verbindungsaufbau.“
Bevor man loslacht: Immerhin kein Quantenzeug, auch keine naturwissenschaftlich unerklärlichen Geistkräfte. Bei genauerem Nachdenken sogar eine ganz vernünftige Antwort, die gut dazu passt, dass für die Homöopathie die gleichen Forschungsstandards zu gelten haben wie für den Rest der Pharmabranche. Wobei man sich das dann auch wieder sparen kann, weil dabei ja seit 200 Jahren nichts rausgekommen ist.
Steht Frau Schipanski dem neugegründeten Netzwerk Homöopathie vielleicht näher, als sie denkt? Vielleicht kann sie dort irgendwann noch eine Ehrenschirmherrschaft übernehmen – oder wenigstens die „Freiburger Erklärung“ unterzeichnen?
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Verbraucherschutzhinweis: Der letzte Absatz enthält Ironie.
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