Heute Abend fand in der VHS Unterföhring bei München eine Diskussion über medizinische Behandlungen „zwischen begründetem Heilsversprechen und Esoterik“ statt, bei der die Homöopathen wieder einmal im Vorfeld dazu aufgerufen hatten, hinzugehen und die Homöopathie zu retten. Der Grund: Der eingeladene Referent war Werner Bartens von der Süddeutschen Zeitung. Den mögen die Homöopathen nicht, weil er anderer Meinung ist als sie. Und Recht haben nun mal sie. Weil sie heilen. Oder glauben zu heilen.

Ob ein Therapieverfahren jenseits des Glaubens daran wirklich hilft oder nicht, ist die Grundfrage der evidenzbasierten Medizin. Werner Bartens hat daher auch damit begonnen, das Anliegen der evidenzbasierten Medizin zu erläutern. Als Beispiele nahm er unnötige Kniearthroskopien und Hormontherapien. Die Homöopathie stand also zunächst gar nicht so sehr im Fokus und die Homöopathen hätten sich eigentlich zurücklehnen können. Aber dafür sind sie nicht hingegangen.

„Das ist eine Falschaussage!“ So eröffnete der im Südbayerischen stets präsente Homöopath Heinrich Hümmer die Wortmeldungen aus dem Publikum. Während Bartens die Studienlage so beschrieb, dass sie keine Wirkung der Homöopathie über Placebo hinaus belegt, war Hümmer natürlich der gegenteiligen Auffassung. Dabei berief er sich, man höre und staune, auf Norbert Aust, den er als den „besten Kenner der Homöopathie“ bezeichnete, weil der alle Studien dazu durchgearbeitet habe. Norbert Aust, so Hümmer sinngemäß, würde nicht mehr behaupten, die Homöopathie wirke nicht über Placebo hinaus, sondern nur, dass es keine guten Belege dafür gäbe, dass sie es tut. Also nicht etwa keine Belege, nur keine guten Belege. Da ich das nur aus der Erinnerung zitiere und Herr Hümmer vielleicht eine Nuance anders formuliert hat, will das nicht weiter kommentieren. Viel wichtiger finde ich, dass er Norbert Aust als „besten Kenner der Homöopathie“ betrachtet. Jetzt sollte er daraus auch die Konsequenz ziehen und auf ihn hören. Norbert Aust sagt nämlich sehr wohl noch immer, dass die Homöopathie nicht über Placebo hinaus wirkt.

Im Publikum, geschätzt 40 bis 50 Leute ganz überwiegend älteren Jahrgangs, gab es vereinzelte Anläufe, vom Thema Homöopathie wegzukommen, z.B. Nahrungsergänzungmittel anzusprechen oder nochmal auf das Beispiel mit den unnötigen Kniearthroskopien zurückzukommen, und dass die Krankenkassen so etwas doch auch nicht bezahlen sollten. Vergeblich. Die Diskussion blieb an der Homöopathie kleben. Schade. Nach der Diskussion lud eine homöopathische Ärztin Bartens ein, er solle doch mal lernen zuzuhören, „aus seiner Echokammer herausgehen und in ihre kommen“. Ich glaube nicht, dass Bartens das als sinnvolle Form des Meinungsaustausches aufgenommen hat.

Als Fazit: Die VHS Unterföhring hatte die Diskussion als Auftakt eines neuen Formats in ihrem Programm in Kooperation mit der Süddeutschen Zeitung angelegt, bei dem, wenn ich es richtig verstanden habe, aktuelle Themen nach einem Impuls eines Referenten im Publikum diskutiert werden sollen. Das muss sich erst noch einspielen und bei kontroversen Themen wohl auch gezielter moderiert werden. Heute lief es auf ein erwartbares Ping Pong zwischen den Homöopathen und Werner Bartens hinaus – argumentativ steril, aber immerhin recht friedlich. Der aufregendste Moment des Abends war, zumindest für mich und natürlich abgesehen von der Ernennung Norbert Austs zum „besten Kenner der Homöopathie“, als ich fast den Mantel eines anderen SZ-Redakteurs an mich genommen hätte. Er hatte Recht, es war seiner, das konnte ohne Studie geklärt werden.

Kommentare (6)

  1. #1 RPGNo1
    9. Dezember 2019

    So eröffnete der im Südbayerischen stets präsente Homöopath Heinrich Hümmer die Wortmeldungen aus dem Publikum.

    Ich zitiere mich aus einem anderen Blog: “Seitdem [Herr Hümmer] in seiner ehemaligen eigenen Praxis angestellt ist, hat er wohl nicht mehr viel zu tun, so dass ihm genug Zeit bleibt, haarsträubenden Blödsinn zu verbreiten.”

    https://blog.gwup.net/2019/12/03/homoeopathie-wirkt-nicht-ueber-den-placebo-effekt-hinaus-jetzt-auch-als-t-shirt/

  2. #2 Onkel Michael
    https://onkelmichael.blog
    10. Dezember 2019

    Ach ja, Herr Hümmer… den hatte ich auch schon des öfteren auf meinem Blog, bis er mir zu lästig wurde und ich ihn gesperrt habe. Es mag ja sein, dass er jetzt nicht weiß, wie er seine Zeit rumbekommt, aber als normaler Arbeitnehmer habe ich einfach nicht die Ressourcen, große Diskussionen mit ihm zu führen.
    Daraufhin hat er mir sogar einen Blogartikel gewidmet.
    Vielleicht sollte Herr Hümmer einfach bei dem bleiben, was er kann, schreiben kann er jedenfalls nicht.

  3. #3 RPGNo1
    10. Dezember 2019

    @Onkel Michael

    schreiben kann er jedenfalls nicht.

    Wenn es nur das wäre.

    Der Herr Hümmer lässt grundsätzliches logisches Denkvermögen missen. Anders kann man seine wirren schriftlichen Einlassungen in verschiedenen Blogs und Kommentarspalten nicht erklären. Seine absurde Studie, in der er die Wirksamkeit einer homöopathischen Behandlung zu beweisen sucht, ist ein weiterer wichtiger Hinweis für nicht vorhandene Logik.

  4. #4 borstel
    10. Dezember 2019

    Also, als Sparringspartner im Geiste taugt er nicht. Aber mir erscheint er im Verlauf immer bizarrer und dogmatischer zu werden, der Herr Doktor.

  5. #5 Susat
    11. Dezember 2019

    Gut geschrieben, Herr Kuhn!

  6. […] einige in Skeptikerkreisen durchaus bekannte Leute – Jens Behnke, Harald Walach, Cornelia Bajic, Heinrich Hümmer und andere –, aber auch bisher eher unbekannte Homöopathen aus Österreich, der Schweiz und […]