Es gibt mal wieder Meeresmonster-Alarm!
Diesmal in Sibirien.
Dieser “haarige” Wal strandete an der Küste der Insel Sachalin im Nord-Pazifik. Die teils sichtbare Wirbelsäule mit den großen deltaförmigen Wirbeln zeigt klar, dass es ein Wal ist, der ebenfalls freiliegende Unterkiefer zeigt, dass es sich um einen Zahnwal handelt.
Die frei liegenden Knochen zeigen unmißverständlich, dass das Tier in einem sehr fortgeschrittenen Zustand der Verwesung und dadurch unvollständig ist.
Einige Körperteile wie ein lang gezogener Kopf – wahrscheinlich mit Schnabel – und ein fragmentarisch erhaltene Schwanzflosse liessen auch Laien bei dem angestrandeten Kadaver an einen Wal denken.
Aber die “haarige” Struktur der Oberfläche gab Rätsel auf und führte zu aberwitzigen Deutungen.
Dabei ist die Erklärung sehr einfach: Der Wal ist in einem fortgeschrittenen Zustand der Verwesung.
Im Zustand der Verwesung kommt es gerade bei im Wasser treibenden Leichen zu Auflösungserscheinungen im Gewebe. Gerade bei Walen lösen sich die oberen Gewebsschichten vollständig ab. So ist die glatte Haut, die so charakteristisch für Waltiere ist, nicht mehr vorhanden!
Die darunter liegenden Schichten aus Bindegewebe enthalten bei Walen extrem starke und recht große Bindegewebsfasern aus Collagen. Die Schichten mit den Collagenfasern liegen übereinander (versetzt). Wenn nun der Bindegewebsverband durch Verwesung aufgelöst wird, bleiben die zähen, widerstandsfähigen Collagenfasern länger erhalten als andere Gewebsstrukturen. Das Gewebe sieht zerfranst aus und erscheint eher wie Fell.
Das ist bei Walen nicht ungewöhnlich.
Wale verrotten auf eine ganz eigene Weise, da ihre Gewebe etwas anders strukturiert sind, als die anderer Säuegtiere und Verwesungsprozesse im und am Wasser oft ganz anders verlaufen als an Land.
Da in den meisten Regionen Walkadaver aber wegen des strengen Eigengeruchs schnell vom Strand geräumt oder von Wissenschaftlern für ihre Sammlungen beschlagnahmt werden, sehen nur wenige Leute so etwas mit eigenen Augen.
Das Tier war an der Küste auf der Insel Sachalin im entlegenen Nord-Pazifik gestrandet.
Nach Augenzeugen ist der Kadaver doppelt so groß wie ein Mensch – das sollten schätzungsweise um 3,60 Meter sein.
Der Unterkiefer sieht aus, als ob der Wal einen recht langen Schnabel gehabt hätte. Das müsste ein sehr großer Delphin sein, vielleicht eher noch ein kleiner Schnabelwal.
Im Nordpazifik gibt es den Pazifischen Weißseiten-Delphin (Lagenorhynchus obliquiens) mit max. 2,3 Meter Länge, außerdem kleinere Schweinswale wie Dall- und Gewöhnlicher Schweinswal (Phocoenoides dalli, Phocoena phocoena). Beide werden deutlich unter 2 Meter groß. Alle in Frage kommenden Delphinartigen wären zu klein. Bei den kleineren Schnabelwalen käme am ehesten ein Mesoplodon carlhubbsi oder Mesoplodon stejneger in Frage. Der als vogelartig bezeichnete Schnabel deutet auch auf diese Tiere hin. In beiden Fällen wäre es allerdings kein erwachsenes Männchen, da deren seltsame Bezahnung sichtbar sein müsste.
Für die genaue Bestimmung müsste man sich allerdings den Schädel mal detailliert ansehen.
Ein herzliches Dankeschön an Frank Gerigk und Rainer Kresken für die schöne Wal-Gute-Nachtgeschichte!
Quellen:
https://siberiantimes.com/other/others/news/n0282-mysterious-remains-of-sea-creature-washed-up-in-far-east/
Und hier ist auch schon die Demystifizierung des haarigen Meeresmonsters:
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