Die BBC-Produktion Big Blue Life bringt stetig Wissenswertes aus dem Reich der Ozeane. Die Wale sind dabei natürlich telegene Schwergewichte. Gestern kam von BBC1 ein Tweet mit dem Hashtag „BigBlueLive“ zur Oliomargarine oder auf deutsch: Oleomargarine.
Ein guter Anlaß, die historische Herkunft unserer heutigen vegetarischen, veganen, Super-Gesund-Margarine mal unter die Lupe zu nehmen.
Aus meiner Kindheit habe ich Margarine als billigen Butterersatz in Erinnerung, der geschmacklich weit hinter der Butter zurückblieb. Mittlerweile wird Margarine mit hochpreisigen Markennamen als wahn-sin-nig gesunde und sportliche Alternative zur Butter gehandelt. Das allzeit bereite Streichfett hat durch seine ungesättigten Fettsäuren und sonst-noch-was Inhaltsstoffe imagemäßig schon fast den Ruch eines Superfood erreicht. Preislich auch.
Und wie kommt nun der Wal in die Margarine?

Kunstbutter

„Margarine (Kunstbutter, über französisch acide margariqueMargarinsäure“ von griechisch μάργαρον, márgaron, oder μαργαρίτης, margarítēs „Perle“) ist ein industriell hergestelltes Streichfett. Margarine ist länger haltbar, hat meist einen geringeren Preis als Butter oder Schmalz und wird deshalb häufig als Ersatz verwendet.“ weiß Wikipedia.
Der französische Wissenschaftler Michel Eugene Chevreul entdeckte 1813 eine neue Fettsäure und nannte sie acide margarique. Der französische Herrscher Napoléon III sah das Potential der perligen Fettsäure für die ärmeren seiner Untertanen und der Versorgung seiner Marine – er lobte einen Preis aus, um zu einem günstigen Butter-Substitut zu kommen. 1869 kreierte der französische Chemiker Hippolyte Mège-Mouriès aus Rindertalg und Milch eine akzeptable Ersatzbutter und gewann den Preis.

Marigold Oleomargarine Butter war teuer und Butter-Ersatz wesentlich günstiger zu produzieren – das sah nach einer guten Möglichkeit, Gewinner zu machen aus. Zunächst in Holland, dann in den USA und Kanada und in immer mehr Ländern eroberte der günstige Ersatz den Markt. Die Margarine- Produzenten färbten sie sogar gelblich ein, um sie noch stärker nach Butter aussehen zu lassen.
Die Butter-Produzenten sahen ihre Geschäfte einbrechen und kämpften gegen die Margarine-Hersteller. Bald gab es hohe Zölle auf das Ersatzfett, um den Preisunterschied zu Butter etwas zu verringern. So kam es in den USA zum Oleomargarine Act:Das Pfund Oleomargarine wurde mit einer Steuer von Zwei Cent belegt.

Im 20. Jahrhundert wurde zunehmend auch Walöl zu Margarine verarbeitet. Um das Walöl für den menschlichen Verzehr aufzubereiten, musste es zunächst gehärtet werden. Durch die Härtung verschwanden die dunkleren Bestandteile und der tranige Geschmack. Damit wurde es genießbar. Waltran war bis in die 60-er Jahre hinein ein Bestandteil von Margarine.

Der Deutsche Walfang und die Reichsfettlücke

Es gab Zeiten, in denen Butter einfach unerschwinglich oder nicht erhältlich war, in diesen Zeiten wurde Margarine ein Volksnahrungsmittel, das breite Teile der Bevölkerung mit den so wichtigen tierischen Fetten versorgte. Und diese billigen, verfügbaren Fette kamen damals aus dem unerschöpflichen Reichtum des Ozeans.
Zwischen 1930 bis 1937 hatte Deutschland den höchsten Wal-Öl-Verbrauch weltweit: Walfett wurde vor allem für Margarine und Waschpulver benutzt.
“Die Deutschen waren schon in der Weimarer Zeit die weltgrößten Importeure von Walöl aufgrund der sehr starken Margarine-Industrie in Deutschland.
Die zweite starke Nachfrage kam von der Seifenindustrie für Waschmittel und dergleichen, da war die Düsseldorfer Firma Henkel einer der wichtigsten Nachfrager.” (Barthelmeß in https://www.dw-world.de/dw/article/0,,5724016,00.html)

Die Abhängigkeit von Walölimporten machte das deutsche Reich verwundbar.
Durch den Rohstoffmangel bestand hier eine Lücke in der Versorgung großer Teile der ärmeren Bevölkerung mit lebensnotwendigen Fetten. Zurzeit vor und während des ersten Weltkriegs war Mangelernährung ein erhebliches Problem.

Bereits 1934 hatte Hjalmar Schacht, der Leiter des Reichswirtschaftsministeriums, erkannt, dass eine Autarkie der Fett verarbeitenden Industrie nur durch einen eigenen Walfang möglich war.
Und so kam es, dass ab 1933 unter dem erfahrenen Walfänger Carl Kircheiss ein Konsortium daran arbeitete, Walfänger zu bauen. Einer der Auftraggeber: Die Henkel-AG. Schließlich ging es ja nicht nur um Margarine sondern auch um Waschpulver.
So wurde 1935/36 das Fracht- und Passagierschiff „Württemberg“ bei Blohm & Voß in Hamburg zum Walfang-Fabrikschiff umgebaut und auf den Namen „Jan Wellem“ getauft. Die Württemberg“, von nun an „Jan Wellem“, musste verbreitert, und das Hauptdeck um 5 Meter erhöht werden, damit die enormen Maschinen zur Fettgewinnung untergebracht werden konnten.
Das Fabrik- und Mutterschiff „Jan Wellem“ lief in Begleitung der kleinen Fangschiffe „Treff 1“ bis „Treff 8“ zu 3 Walfangexpeditionen aus, „Deutschland wurde zur drittgrößten Walfangnation der Welt. In diesen drei Vorkriegsjahren wurden rund 18.000 Wale von deutschen Fangschiffen erlegt oder auf deutsche Rechnung gefangen und verarbeitet.“ (Barthelmeß in https://www.dw-world.de/dw/article/0,,5724016,00.html).

File:Whale products-d hg.pngDer Walfang war nicht nur für die Versorgung der Bevölkerung essentiell wichtig, sondern auch für das Schmieren der Kriegsindustrie. Aus Walen kann man kriegswichtige Schmierstoffe produzieren, diese Fette werden auch bei sehr niedrigen Temperaturen nicht fest. Die kostbarsten Industriefette wurden aus dem Kopföl von Pottwalen gewonnen, ihre spezifischen chemischen Eigenschaften sind einzigartig. Erst seit den 70-er Jahren werden diese Fette industriell produziert.

Ein weiteres Walöl-Produkt war Glyzerin. Glyzerin ist ein Ausgangsmaterial für den Nitroglyzerin (= Dynamit), Walöl war also auf jeden Fall kriegswichtig.

Die ausgezeichnete Graphik von Hannes Grobe (AWI) zeigt, dass von einem 100-Tonnen schweren Blauwal immerhin 30 Tonnen Margarine zu machen sind. Und noch viel mehr!

Walfang: Der wahre Grund der “Schwabenland-Expedition”

Der Einstieg der Deutschen in den Walfang war auch der Grund für die berühmte Antarktis-Expedition mit der „Schwabenland“ und die Absicht der Deutschen, eine Antarktis-Station bauen zu wollen.
Durch diese Expedition ist maßgebliche Grundlagenforschung geleistet worden, vor allem in der Kartographie und Geographie.  Bis heute sind viele Orte in der West-Antarktis um Dronning-Maud-Land herum mit deutschen Namen benannt.
Es blieb aber bei der Absicht und der ersten Expedition, es ist NIEMALS eine deutsche Station unter nationalsozialistischer Herrschaft gebaut worden. Und es gibt auch keine Reichsflugscheiben in der Antarktis.
Wirklich nicht!

Zum Weiterlesen

Mein Science-Blog-Kollege Christian Reinboth hat auf „Frischer Wind: Neuschwabenland Hitlers Basis in der Antarktis als Beispiel für moderne Mythenbildung“ dazu umfassend geschrieben.

Die beste Publikation zum Aufräumen mit den wild wuchernden Verschwörungstheorien um eine angebliche geheime NAZI-Antarktisstation ist
Summerhayes, C., & Beeching, P. (2007). Hitler’s Antarctic base: the myth and the reality Polar Record, 43 (01) DOI: 10.1017/S003224740600578X

Der U-Boot-Kapitän von U 977 Heinz Schaeffer hat seine Reise nach Südamerika beschrieben: „U977 – 66 Tage unter Wasser“. Ihm war vorgeworfen worden, er habe Hitler in die Antarktis gebracht. Mit seinem Buch hat er sehr deutlich nachgewiesen, dass dieser Vorwurf vollständig absurd war.

R. B. Robertsons „Männer und Wale“ ist der einzige mir bekannte Bericht über das Geschäft des antarktischen Walfangs, allerdings erst in den 50-er Jahren. Robertson ist als Arzt mitgefahren und war über die primitiven Lebensbedingungen entsetzt. In diesem Buch ist auch viel über Shackleton zu erfahren, denn einige der Walfänger kannten ihn.

Zum historischen deutschen Walfang gibt es umfangreiche wissenschaftliche Publikationen u. a. von Karl-Hermann Kock, zur historischen deutschen Antarktiserforschung hat Cornelia Lüdecke viel Lesenswertes geschrieben.

Zum Weiterhören:
Mein Vortrag „Deutsche Flagge über Eis und Pinguinen“ beschäftigt sich mit dem Themenkomplex Walfang, Schwabenland und Flugscheiben und ist ein Beitrag zur Entschwörung.

 

Kommentare (34)

  1. #1 BreitSide
    Beim Deich
    24. August 2015

    Schöne Zusammenstellung!

    Das mit der Margarine und der Butter hat ja gerade aktuell neue Nahrung bekommen, wieder zu Gunsten der Butter.

    Die “Schwabenland-Expedition” sagt(e) mir nichts, die Reichsflugscheibe samt Hitlers Antarktisstation schon.

  2. #2 schorsch
    24. August 2015

    6.000 Wale pro Jahr á 30 Tonnen Fett sind immerhin grob 3 KG pro Kopf der damaligen deutschen Bevölkerung. Ein vielleicht signifikanter Beitrag zu deren Ernährung – aber essentiell? Möglicherweise ein essentieller Beitrag zur Autarkiereligion der Nazis, aber auch ohne Walfang hätte die deutsche Bevölkerung in den 30er Jahren sicher keinen Hunger oder Mangel leiden müssen.

  3. #3 Bettina Wurche
    25. August 2015

    @Schorsch: Die Versorgung mit tierischen Fetten war ein großes Problem. Tierhaltung war damals wesentlich personalintensiver. Was wir heute an Feldfrüchten als Tierfutter einsetzen, diente damals der direkten Ernährung, es konnte auch nicht einfach im Ausland dazugekauft werden. Daher herrschte na diesen Ressourcen ein Mangel. Nach dem 1. Weltkrieg udn in den 30-er Jahren (Wirtschaftskrise) haben gerade ärmere Bevölkerungsschichten große Probleme mit Mangelernährung (https://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftskrise). Die Wirtschaftskrise hat ja auch direkt mit zum Aufstieg der NSDAP geführt.
    Wale (und Fische) müssen nicht gehegt werden, sie wachsen ohne menschliche Fürsorge und Investitionen auf und müssen nur “geeerntet” werden. Darum sind sie eine günstige Fettversorgung gewesen.
    (s. auch https://www.dgfett.de/75jahre/)

  4. #4 Positron
    25. August 2015

    Wie wichtig sind eigentlich tierische Fette für den menschlichen Körper?

  5. #5 schorsch
    26. August 2015

    M.W. wurde damals in Deutschland, beginnend bereits vor dem ersten Weltkrieg, die Bekämpfung der Rachitis als bedeutende Aufgabe des Staates gegen Mangelerscheinungen in der Bevölkerung betrachtet.

    Kann es nicht sein, dass dies (Lebertran) ein weit wesentlicheres Motiv für den Walfang war, als die Fettversorgung der Bevölkerung?

  6. #6 Bettina Wurche
    26. August 2015

    @schorsch: Nein. Lebertran ist NIE aus Walöl hergestellt worden, sondern aus den Lebern von Dorsch und anderen Dorschartigen und Haien.
    Ja, der Kampf gegen Rachitis (Vitamin D-Mangel) war immens wichtig. Vitamin D steckt im Lebertran, darum wurden Kinder in früheren Zeiten damit traktiert.
    In Nord-Norwegen ist Vitamin-D-Mangel wegen der langen Dunkelphase (Vitamin D wird durch den Aufenthalt im Sonnenlicht aufgenommen) noch ein Thema, dort steht in vielen Haushalten heute noch Lebertran im Kühlschrank. Mit Orangen- oder Zitronengeschmack, nach Wahl. Übrigens lecker, kein Vergleich mit dem früheren Kinderschreck-Originalgeschmack. Lebertran wird dort auchheute noch hergestellt, aus der Leber von Riesenhaien, die dort im Sommer vorbeiziehen.

  7. #7 Bettina Wurche
    26. August 2015

    @Positron: Auweia, fiese Frage : ) Um Fettaufnahme toben heute ideologische Kämpfe, die eine politische Diskussion zwischen Israelis und Palästinensern wie ein gemütliches Kaffeekränzchen aussehen lassen.
    Ich sehe es als Zoologin so: Die Zähne und der gesamte Verdauungstrakt des Menschen sind aus Sicht der vergleichenden Anatomie ein deutlicher Hinweis darauf, dass auch tierische Nahrung inkl. Fette unbedingt zu unserem Speiseplan gehört. Fette liefern Energie und sie sind notwendig für die Aufnahme fettlöslicher Vitamine wie A, D, E und K. Manche Fettsäuren kann der Körper selbst produzieren, andere nicht. Die müssen über die Nahrung kommen und heißen darum essentielle Fettsäuren.

    Gleichzeitig gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher tierischer Fette, man kann also kaum allgemein antworten.
    Unbestritten ist, dass die meisten Menschen mit einem Nahrungsmittelangebot wie in modernen Industrieländern heute üblich insgesamt zu viel Fett aufnehmen. Und zu viel stark verarbeitete Fette. Eine Faustregel ist, dass Lebensmittel, je stärker sie verarbeitet sind, desto weniger “gute” Bestandteile liefern. Das gilt auch für Fette. D. h.: Eine Handvoll Nüsse oder etwas fetter Fisch enthalten sicherlich gesündere Fette, als eine Portion Pommes aus dem Imbiß.
    Wichtig für eine gesunder Ernährung ist: Nicht jeder Körper hat jederzeit die gleichen Bedürfnisse. Bei mir merke ich deutlich, dass mein Stoffwechsel in warmen und kalten Zeiten sehr unterschiedlich läuft und der Bedarf auch deutlich von der Tätigkeit abhängt. Arbeite ich im Sommer am Schreibtisch, brauche ich viel weniger Energiezufuhr, als wenn ich im Winter draußen herumlaufe.
    Ich bin eine pragmatische Ovo-Lacto-Vegetarierin mit einem gelegentlichen Fischhunger. D. h., ich esse Eier und Milchprodukte und manchmal etwas Fisch. Im Fisch sind Omega-3-Fettsäuren, die ich sonst nicht bekomme, die aber für mich sehr wichtig sind.
    Fazit: Ich halte aus biologischer Sicht tierische Fette für eine gesunder Ernährung für unverzichtbar.

  8. #8 BreitSide
    Beim Deich
    26. August 2015

    Schöne Antwort. Entspricht ziemlich genau meinem Wissensstand (was ja jetzt nicht unbedingt was heißen muss…). Und meiner Einstellung zum Essen:-)

  9. #9 rolak
    26. August 2015

    Nur ein Test ob das Kommentieren von mir überhaup noch geht, nachdem ein Text zuerst mit 3 links, dann mit zwei und dann mit einem nicht etwa in die Moderation, sondern direkt ins Nirvana geschickt wurde…

  10. #10 rolak
    26. August 2015

    (ok, lnkcrpt)

    Im Fisch sind Omega-3-Fettsäuren, die ich sonst nicht bekomme

    *räusper* Fisch ist vielfältig und bis auf extreme, exotische Ausnahmen (zB) sehr lecker und (vor allem wg Überfischung vieler Sorten nur) ab+zu gerne gesehen, doch selbstgesammelte Walnüsse schmecken viel besser als gekaufte 😉 Hanfsamenöl mal garnicht erwähnt…

    oops, jetzt hab ichs ja doch…

  11. #11 Bettina Wurche
    26. August 2015

    @Rolak: Fischöl gegen Brustkrebs? Den Blödsinn hör ich das erste Mal.
    Garum und Strömning sind nicht vergleichbar, Garum ist gesellschaftsfähig und nicht explosiv. Wurde im antiken Rom in den Garküchen wie bei uns Ketchup ausgeschenkt.
    Nüsse und Maronen selber sammeln finde ich auch lecker. Dabei bin ich letztes Jahr in eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Eichhörnchen geraten : )

  12. #13 rolak
    27. August 2015

    gegen Brustkrebs? Den Blödsinn

    Ach das war wohl nur der textgenerierende Anlaß bzw der übliche Haken um eine Story dran aufzuhängen, Bettina, diese Querverbindung zu den etwas anderen Walen fand sich nur am schnellsten, da noch im LesezeichenBaum.

    ‘Hallo Echo’, BreitSide?

  13. #14 Bettina Wurche
    27. August 2015

    @ BreitSide: Das Programm finde ich sooo klasse! Nur bei Obst an großen Straßen bin ich wegen der potentiellen Abgasablagerungen etwas vorsichtig.

  14. #15 BreitSide
    Beim Deich
    27. August 2015

    Hallo Otto – äh rolak… 😉

  15. #16 BreitSide
    Beim Deich
    27. August 2015

    Deswegen fahre ich seit 1,5 Jahren ein eAuto (Renault Zoe) 🙂

  16. #17 JW
    28. August 2015

    Ähhh: Vitamin D wird durch den Aufenthalt im Sonnenlicht aufgenommen???
    Nicht aufgenommen, sondern aus Vorstufen gebildet.
    Bei Walfang denke ich an einen Besuch im Schiffahrtsmuseum Bremerhaven. Da lag (und liegt wohl noch heute) die Rau IX, ein deutsches Walfangschiff. Und da habe ich dann erstmals von Margarine und Walen und so gehört. Ist jatzt schon (ach du Schreck) ein paar Jahrzehnte her

  17. #18 Bettina Wurche
    28. August 2015

    @JW, natürlich völlig richtig. War sehr rough and dirty formuliert.

  18. #19 schorsch
    31. August 2015

    “Lebertran ist NIE aus Walöl hergestellt worden”

    Hab ich nachgeschaut und bin dabei in der Wikipedia über die Aussage gestolpert, dass zur Fettgewinnung aus dem Walfang “die Kessel teilweise mit Pinguinen beheizt” worden seien.

    Ich käme nie auf die Idee, einen Kessel mit (ungetrockneten) Menschen zu beheizen. Haben Meeressäuger tatsächlich einen derart hohen Fettanteil, dass man sie unbehandelt wirtschaftlich verbrennen kann?

  19. #20 Bettina Wurche
    31. August 2015

    @Schorsch. Ja, alle quellen sagen, dass die Kessel mit Pinguinen und wohl auch Robben beheizt worden sind. Eine entsetzliche Vorstellung.
    Die Tiere haben eine sehr dicke Fettschicht, es muss geklappt haben. Die damaligen Kessel konnte man aber auch mit fast allem befeuern. Und diese Tiere waren die einzige, verfügbare Ressource.

  20. #21 Positron
    7. September 2015

    @ Bettina Wurche:

    Ich kann aus irgend einem Grund nicht direkt auf ihren Beitrag antworten, deshalb mache ich es so.

    Nicht nur um die Aufnahme tierischer Fette toben ideologische Kämpfe, um den verzehr tierischer Lebensmittel im allgemeinen.
    Ich frage mich dabei allerdings, müsste es denn nicht feststellbar sein, was der Mensch, in welcher Lebensphase (z.B.: als Embryo, Säugling oder Erwachsener), benötigt?

    Oder ist das eine zu naive Vorstellung?

    Wenn es allerdings möglich wäre, müsste man doch recht klar sagen können ob und wie viel tierische Produkte für eine gesunde Ernährung notwendig sind?

  21. #22 Bettina Wurche
    7. September 2015

    @Positron: Natürlich gibt es dazu Richtwerte und grundsätzliche Empfehlungen. Z. B. von der deutschen Gesellschaft für Ernährung.
    De facto ist es allerdings deutlich komplexer. Der tägliche Bedarf an Fett ist individuell. Er hängt ab vom Alter und Geschlecht, dem Gesundheitsstatus und körperlichen Anforderungen. Die genetische Ausstattung, die Jahreszeit und die persönliche Situation kommen noch dazu.
    Dann ist zu unterscheiden, wie stark das Fett verarbeitet ist und welche Komponenten es überhaupt enthält.
    Insgesamt kann man bestenfalls sagen, dass in den Industriestaaten grundsätzlich zu viel und zu fett gegessen wird. Dass die meisten Fette zu stark weiterverarbeitet sind und dass in vielen stark verarbeiteten Lebensmitteln versteckte Fette sind, z. B. als Geschmacksverstärker.

    Zum Weiterlesen:
    https://www.dge.de/uploads/media/FAQ-Fett-LL-2v.pdf

  22. #23 BreitSide
    Beim Deich
    7. September 2015

    Es gibt etliche Kulturen, die völlig vegetarisch oder sogar vegan leben, aber keine, die nur von Fleisch lebt. Die essen auch immer noch Gemüse dazu, und sei es aus dem Robbenmagen oder so.

    Aus Gründen der maximalen Tierschonung ist natürlich ein veganes Leben geboten.

    Der Klimaschutz erfordert – zufällig? – exakt die selben Maßnahmen. Vor allem Rinderprodukte sind da besonders schädlich (1 L Milch = 1 kg CO2-Äquivalent, 1 kg Rindfleisch = 13,5)

  23. #24 Bettina Wurche
    7. September 2015

    @BreitSide: Robben fressen ausschließlich Fische, Krebse, Mollusken, marine Säuger,…an vegetarische Nahrung kommen sie niemals. Inuit essen allerdings durchgekaute Flechten aus Rentiermägen, um ihre recht einseitige Ernährung aufzupeppen.
    Die Ernährung in so manchen Kulturen war stark abhängig von der Jahreszeit. Vor dem organisierten Ackerbau dürfte die Ernährung in manchen Gegenden zu einigen Jahreszeiten recht fleischlastig gewesen sein. Bei der Rekonstruktion von Steinzeit-Diäten rate ich zu großer Vorsicht, in den meisten modischen Diätplänen wird sicherlich ein Teil des Jäger-und-Sammler-Food unterschlagen. Es ist zu vermuten, dass sie auch Insekten, unscheinbare Wurzeln und alles, was irgendwie eßbar erschien, gesammelt haben.
    Auch eine rein vegetarische oder gar vegane Ernährung dürfte zunächst ausgeschlossen gewesen sein und erst später, in Zeiten der Wahlmöglichkeit und des Überflusses, kultiviert worden sein.
    Hier einige Quellen dazu:
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/palaeoanthropologie-neandertaler-waren-nicht-nur-fleischfresser-1.2016187
    https://www.deutschlandfunk.de/palaeoanthropologie-die-ernaehrung-unserer-vorfahren.676.de.html?dram:article_id=311167

    Ja, ich denke auch, dass eine etwas bescheidenere Ernährung ein guter Beitrag zu Klimaschutz und Gesundheit ist. : )

  24. #25 BreitSide
    Beim Deich
    7. September 2015

    Ok, das mit den Robben war wohl Unsinn, den ich irgendwo mal aufgeschnappt habe. Waren wohl doch eher Rentiermägen. Fängt ja Beides mit R an… 😉

  25. #26 Positron
    7. September 2015

    @Bettina Wurche:

    Ich glaube, meine Frage war missverständlich. Was ich eigentlich meinte, war folgendes, gibt es Bestandteile in tierischer Nahrung, die ein Mensch, egal in welchem Lebensabschnitt, braucht, um sich gesund zu ernähren/ ohne Mangelerscheinungen oder ähnliches zu erleiden?

    Damit meine ich jetzt nicht nur tierische Fette sondern auch tierische Eiweiße u.ä.

    Gruß

  26. #27 Theres
    8. September 2015

    @Positron
    Vitamin B12 (und zwar das gut verwertbare) und Vitamin D (oder auch D3) fallen mir spontan dazu ein. Einige Proteine sind auch aus tierischen Produkten besser zu verarbeiten, und mit ner Sojaallergie oder Problemen mit zu hohem Gehalt an hormonähnlichen Stoffen – oder mit Schilddrüsenproblemen – tust du gut daran, nicht vegan und nur vorsichtig vegetarisch zu leben.
    Ist allerdings kein Problem, Vitamintabletten zu nehmen, nur ob es so gut wirkt, wie das aus den natürlichen Produkten …

  27. #28 Theres
    8. September 2015
  28. #29 Bettina Wurche
    9. September 2015

    @Theres: Danke! Das kannte ich noch nicht. Aber der Hype um die angebliche Steinzeit-Diät erschien mir ohnehin eher modeinduziert als wissenschaftlich korrekt.

  29. #30 Theres
    9. September 2015

    @Bettina Wurche
    Gern geschehen.
    Geldmacherei und so weiter, wie üblich. Allerdings kocht man/frau dabei selbst und nur frische Ware (oder besucht die entsprechenden Restaurants). Entsprechend hilft diese Art zu kochen enorm gegen Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

  30. #31 Karl Mistelberger
    13. September 2015

    Auch wenn der Mensch bezüglich der Zusammensetzung seiner Ernährung sehr flexibel ist sind Eiweiß und Fette genau so wie Kohlenhydrate essentielle Bestandteile der Nahrung. Extreme Erfahrungen habe das immer wieder bestätigt.

    Lewis und Clark ernährten sich auf ihrer Erkundungstour hauptsächlich von Büffeln, waren aber der Verzweiflung nahe, als sie ein Gebiet durchquerten, wo es nur vollkommen magere Büffel gab. Sie konnten mehrere Kilo davon am Tag essen ohne satt zu werden.

    Nansen hatte sich bei den Eskimos schlau gemacht und schaffte mit der damals neuen Schitechnik die Durchquerung Grönlands ohne größere Probleme. Wo er sich aber verkalkuliert hatte war der Fettbedarf. Seine Begleiter waren ziemlich verzweifelt und gingen heimlich an die Schuhkreme. Um die Vorräte nicht zu gefährden musste er sie auf den eigenen Schlitten packen.

    Große Kälte erhöht den Fettbedarf erheblich. Die russische Antarktisstation Wostok erlaubt zwar gerade noch Außenarbeiten auch bei größerer Kälte. Doch zum Aufwärmen danach wird gerne eine größere Portion schieres Fett bevorzugt.

    Wenn da einer einmal glaubt ohne Fett auszukommen täuscht er sich, denn er vernachlässigt den hohen Anteil an Depotfett, beim Zivilisationsmenschen so um die 20% oder mehr.

  31. #32 Pilot Pirx
    11. Oktober 2015

    Man kann Margarine aber auch aus Steinkohle machen… 🙂

  32. #34 rolak
    11. Oktober 2015

    mmmmhh, mit Stückchen^^

    Zum link weiter unten, Pilot Pirx: please deguggel