Füße eines Adélie-Pinguins (die Beine sind befiedert!)
Oberflächlich betrachtet haben Pinguine scheinen Pinguine zum Laufen irgendwie zu kurze Beine zu haben. Das kompensieren sie mit Watscheln und Flügelpaddel-Wedeln. Der Schein trügt natürlich, auch Pinguine haben natürlich voll entwickelte Hinterbeine, mit Knien und allem anderen.
Der Oberschenkel (Femur) ist sehr kurz, wie übrigens bei allen schwimmenden Tieren. Der Unterschenkel (Tibia und Fibula) ist auch nicht wesentlich länger. Der größte Teil der Beine sind im Gefieder des Vogels verborgen, als Anpassung an den sehr kalten Lebensraum. Bei langen, dünnen Extremitäten geht zu viel Wärme verloren – die Oberfläche ist proportional größer als bei einem Tier mit gleich langen, aber dickeren Extremitäten.
Darum ist die Schrittlänge des Pinguins etwas begrenzt. Das macht aber nichts: Längere Strecken an Land über Eis legen die Vögel gern als lebender Schlitten zurück: Sie legen sich auf den Bauch du stoßen sich mit den Füßen ab. Dann rodeln sie erstaunlich schnell des Weges.
Ansonsten watscheln sie eben.
Die Füße der Pinguine sind recht groß und vor allem fleischig und kräftig gebaut, mit langen Krallen. Sie sind eine eingebaute Eis- und Bergsteiger-Ausrüstung. Pinguine springen aus dem Wasser auf Eisschollen oder –berge und fassen auf der oft schrägen, immer rutschigen Oberfläche sofort Fuß. Mit diesem Equipment können sie übrigens auch auf Schiffe springen bzw. sie über die Heckslip entern – sie laufen die stählerne Schräge einfach hinauf.
Außerdem nutzen sie die Füße beim Schwimmen zum Steuern.
Gerade für den Einsatz als Eispickel müssen die Füße festen Halt bieten – gefiederte Füße könnten auf Eis eher abrutschen. So sind die Füße und der Schnabel die einzigen Körperteile des Pinguins, die nicht durch Fett- und Federschicht isoliert sind. Pinguine der Antarktis und Sub-Antarktis haben zumindest noch gefiederte Beine, ihre Kollegen in weiter nördlich gelegenen Lebensräumen brauchen das nicht.
Bekommen Pinguine, die auf dem antarktischen Festland leben, bei Temperaturen zwischen -20 und -70°C denn gar keine kalten Füße oder gar Erfrierungen?
Nein.
Sie haben raffinierte Gegenstromaustausch-Systeme im Blutkreislauf der Füße (wie viele andere Vögel auch): Die Arterien transportieren warmes, sauerstoffreiches Blut vom Herzen zu den Füßen. Sie liegen direkt neben den Venen, die abgekühltes, sauerstoffarmes Blut von den Füßen zum Herzen zurückbringen. Die Arterien geben einen Teil ihrer Wärme an die Venen ab, so dass das in den Füßen abgekühlte Blut sich auf seinem Weg zum Herzen schon wieder etwas erwärmt. Für den Pinguin ist es wichtig, die Temperatur im Körperinnern hoch zu halten. In den Füßen reicht es weniger Wärme – Hauptsache, sie frieren nicht ein. So spart der Pinguin Energie, die er sonst für das Wärmen der Füße aufwenden müsste.
Wird dem Pinguin zu warm, etwa an warmen Sommertagen oder bei Spezies, die in Südamerika, Südafrika oder Neuseeland leben, kann er über die Füße auch Wärme loswerden.
Die Füße sind also ein wichtiges Element der Thermoregulation.
Zum Weiterlesen:
https://blogs.britannica.com/2011/01/penguin-feet-avoiding-frostbite-in-the-antarctic/
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1113/jphysiol.1961.sp006719/pdf
In dieser Publikation von 1961 haben sich Wissenschaftler sogar die Mühe gemacht, einige Kaiserpinguin-Küken und Adélie-Küken und –Erwachsene auf ihr Schiff zu entführen. Dort haben sie die Tiere abwechselnd unter Tiefkühltruh- oder Warmraum-Bedingungen zwischen – 44 °C und + 26 °C gehalten und dann allerlei Experimente angestellt. Aus heutiger Sicht verabscheuungswürdig und absolut nicht mehr erlaubt.
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