Jan Ullrich hat es jetzt zugegeben: Me too. Gut, nichts wirklich Neues. Seit 2006 waren außer Ullrich selbst alle davon überzeugt, dass er dabei war. Wer weiß, wie viel Profi-Radfahrer in den letzten Jahren überhaupt ohne Treibstoff gefahren sind.
Prominente Radler-Beichten gab es in den letzten Jahren ja zuhauf. Bernard Kohl war schon dran, Rolf Aldag, Erik Zabel, Udo Bölts – und nun eben auch Jan Ullrich.
Er habe „nur Chancengleichheit herstellen wollen“, sagt er. Genau. Schließlich hat Lance Armstrong gezeigt, was bei so einer Spritztour alles möglich ist, with a little help of his friends. Und worüber regen wir uns eigentlich auf? Schon das Wort „Radler“ sagt doch alles: Das Radler ist der Inbegriff der Kombination von Radfahren und verdünnter Droge. In Süddeutschland ist Radfahren im Sommer ohne diese Mischung aus Bier und Limo, der Mutter aller Alcopops, geradezu unsittlich. Volksdoping sozusagen. Wir sind alle Radler. Fairness stellt man in dieser Frage nicht durch Kriminalisierung unserer Vorbilder her, sondern durch eine ganz andere, wahrhaft sportliche Lösung, die zugleich unserer Wirtschaft hilft.
Jahrelang haben die Radprofis als Versuchskaninchen gedient. Soll all das umsonst gewesen sein? Der Pharmahersteller STADA war von 2003 bis 2007 Sponsor des Bundes Deutscher Radfahrer. Daran lässt sich anknüpfen. Das Ermittlungsverfahren gegen die hilfsbereiten Freiburger Ärzte ist auch eingestellt: Die Ärzte hätten zwar nachweisbar gedopt, aber keine Straftat begangen, schrieb die FAZ. Gut so. Das macht Wege frei.
Also, mein Vorschlag: Jedes Radler-Team wählt sich statt Telekom oder Gerolsteiner eine Pharmafirma als Sponsor, diese stellt kostenfrei ihre Doping-Mittel zur Verfügung und die Ärzte aus Freiburg oder woher auch immer bringen ihr Fachwissen ein, damit die Radler medizinisch optimiert auf die Piste kommen. Es treten die weltbesten Pharmafirmen gegeneinander an. Roche gegen Bayer, STADA gegen Merck. Gerolsteiner wäre wohl nicht mehr dabei, Wiesenhof könnte wieder mitmachen, müsste aber die Wurstbeimischung seiner Antibiotika verringern. Wer gewinnt, darf werben: „Jeder fährt wie … (hier nach Belieben Namen einsetzen) Spitze, mit unserem Mittel in der Spritze.“ Und als nächstes schauen wir mal, wie wir bei Steuerhinterziehung und all den anderen Sachen Chancengleichheit herstellen.
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