Jan Ullrich hat es jetzt zugegeben: Me too. Gut, nichts wirklich Neues. Seit 2006 waren außer Ullrich selbst alle davon überzeugt, dass er dabei war. Wer weiß, wie viel Profi-Radfahrer in den letzten Jahren überhaupt ohne Treibstoff gefahren sind.

Prominente Radler-Beichten gab es in den letzten Jahren ja zuhauf. Bernard Kohl war schon dran, Rolf Aldag, Erik Zabel, Udo Bölts – und nun eben auch Jan Ullrich.

Er habe „nur Chancengleichheit herstellen wollen“, sagt er. Genau. Schließlich hat Lance Armstrong gezeigt, was bei so einer Spritztour alles möglich ist, with a little help of his friends. Und worüber regen wir uns eigentlich auf? Schon das Wort „Radler“ sagt doch alles: Das Radler ist der Inbegriff der Kombination von Radfahren und verdünnter Droge. In Süddeutschland ist Radfahren im Sommer ohne diese Mischung aus Bier und Limo, der Mutter aller Alcopops, geradezu unsittlich. Volksdoping sozusagen. Wir sind alle Radler. Fairness stellt man in dieser Frage nicht durch Kriminalisierung unserer Vorbilder her, sondern durch eine ganz andere, wahrhaft sportliche Lösung, die zugleich unserer Wirtschaft hilft.

Jahrelang haben die Radprofis als Versuchskaninchen gedient. Soll all das umsonst gewesen sein? Der Pharmahersteller STADA war von 2003 bis 2007 Sponsor des Bundes Deutscher Radfahrer. Daran lässt sich anknüpfen. Das Ermittlungsverfahren gegen die hilfsbereiten Freiburger Ärzte ist auch eingestellt: Die Ärzte hätten zwar nachweisbar gedopt, aber keine Straftat begangen, schrieb die FAZ. Gut so. Das macht Wege frei.

Also, mein Vorschlag: Jedes Radler-Team wählt sich statt Telekom oder Gerolsteiner eine Pharmafirma als Sponsor, diese stellt kostenfrei ihre Doping-Mittel zur Verfügung und die Ärzte aus Freiburg oder woher auch immer bringen ihr Fachwissen ein, damit die Radler medizinisch optimiert auf die Piste kommen. Es treten die weltbesten Pharmafirmen gegeneinander an. Roche gegen Bayer, STADA gegen Merck. Gerolsteiner wäre wohl nicht mehr dabei, Wiesenhof könnte wieder mitmachen, müsste aber die Wurstbeimischung seiner Antibiotika verringern. Wer gewinnt, darf werben: „Jeder fährt wie … (hier nach Belieben Namen einsetzen) Spitze, mit unserem Mittel in der Spritze.“ Und als nächstes schauen wir mal, wie wir bei Steuerhinterziehung und all den anderen Sachen Chancengleichheit herstellen.

Kommentare (37)

  1. #1 michael
    23. Juni 2013

    Stand zwar nur im Spiegel, aber: Ist das Doping nur dem Akademiker vorbehalten ?

    https://www.spiegel.de/spiegel/a-657868-2.html

    Thorsten Galert, Philosoph und Mitglied jener deutschen Forschergruppe, die die Folgen des Neuro-Enhancement analysiert, fragt deshalb, wann uns “in Analogie zum Radfahrer Erik Zabel der erste Leibnitz-Preisträger unter Tränen im Fernsehen gestehen wird, dass er seine besten Arbeiten unter Ritalin verfasst hat”.

  2. #2 Thilo
    23. Juni 2013

    Ach ja, zu Galert & Co. hatte ich damals auch was geschrieben: https://scienceblogs.de/mathlog/2009/10/12/gehirn-geistloses-iii/

  3. #3 Thilo
    23. Juni 2013
  4. #4 Joseph Kuhn
    23. Juni 2013

    @ Michael: Hirndoping nur für Akademiker wäre natürlich ungerecht und nicht im Sinne der Ullrichschen Chancengleichheit. Auch hier ist Doping für alle möglich, z.T. finanziert über die Krankenkassen, wie vor einiger Zeit schon eine Untersuchung der DAK gezeigt hat.

    @ Thilo: Von manchen werden solche Entwicklungen ganz spaßfrei als unvermeidbar angesehen, in Deinem Blogbeitrag hast Du ja einige Links dazu, prominent und sehr grundsätzlich siehe z.B. auch Sloterdijks berüchtigte “Elmauer Rede”.

  5. #5 kamy
    23. Juni 2013

    Erinnert mich an die Formel 1.

    Man könnte Teamwertungen einführen, um auch das beste “Tuning” zu bejubeln. 😉

  6. #6 peer
    23. Juni 2013

    Ich habe mal einen Roman von David Niven gelesen, bei dem Doping erlaubt war. Als Resultat musste man bei den Olympischen Spielen Gold gewinnen – nur dann konnte man sich die Behandlungen leisten, die den Körper wieder reparierten. Alle anderen starben jung. War ganz nett (wenn auch ein bisschen reißerisch). Ich habe aber den Titel nicht im Kopf…

  7. #7 Bloody Mary
    23. Juni 2013

    Lügen und Betrügen lohnt sich, solange der Gewinn die Verluste übersteigt, das hat sich der kleinkalibrige Psychopath Jan Ullrich von anderem umjubelten, mafiösen Mob abgeschaut. Psychopathie als überlegenes Erfolgsmodell.

    Mit dem möglicherweise drohenden Rufverlust (bei Leuten, die einen noch nie interessiert haben denn als Mittel zum Zweck) lässt sich gut leben, am Ende der Karriere Cocktails schlurfend auf der eigenen kleinen Privatinsel. Eigenartig auch, wie angestrengt sich das Publikum resp. die Beute ahnungslos gibt, währenddessen das Schauspiel läuft. Das Raubtier wird beweihräuchert, weil es einem nicht so sturzlangweilig wie man selber vorkommt. Eigenverantwortung? Noch nie gehört. Jan Ullrich (resp. Armstrong, Bullshido, kannibalistische Bankster etc. pp.) ist an allem schuld. Er ist böse und ich bin gut, so läuft dieser ermüdende, ganz und gar fruchtlose Mechanismus ab.

    Der vorgebliche Versuch, dem Doping einen Riegel vorschieben zu wollen, ist eine weitere, publikumsverachtende Schmierenkomödie, nur nicht ganz so unterhaltsam und berauschend wie die ( z. B. Radsport-)spiele.

    Unterhaltung der Massen ist das alles übersteigende Ziel, anders kann ich mir nicht erklären, weshalb ein faschistoider Sloterdijk mit seinem unklar-dunklem Geschwurbel zur „Optimierung“ des Menschen überhaupt ernst genommen wird.

    „Optimierungs-„Themen wie Gentechnik müssen aus meiner Sicht unbedingt öffentlich und kontrovers diskutiert werden. Was sind ihre Möglichkeiten, was die Gefahren und Folgen? Wir müssen sie unter biologischen, unter ethischen, unter juristischen (und wahrscheinlich noch unter einigen anderen) Gesichtspunkten untersuchen. Ungekämmte, selbstverliebte Eigeninszenierungen wie die eines Sloterdijk tragen nichts dazu bei – sie stellen einen Mißbrauch dar (dem sich zu ergeben kein einziger von uns verpflichtet ist).

  8. #8 Dr. Webbaer
    23. Juni 2013

    ‘Doping für alle’ gibt es als liberale Forderung, >:->, wenn auch nicht als allgemein anerkannte.

    ‘Doping für alle’ gibt es zudem in D als “Gesundheitskonzept”, Drogenkonsumenten wird eine Art Grundversorgung zugesagt, meist Methadon, aber es darf auch Heroin sein.

    Der Unterschied? – Bei den einen soll es auf eigene Kostenrechnung Dope für alle geben, bei den anderen nur für diejenigen, die sich staatlicherseits verwalten lassen.

    MFG
    Dr. W

  9. #9 Dr. Webbaer
    23. Juni 2013

    faschistoider Sloterdijk

    Sloterdijk ist so übel nicht, auch wenn gegen ihn gerade eine Art Kampagne läuft. – Er hat neben gelegentlichem Dummschwätz auch schon viele brauchbare Statements und Analysen parat gehabt.
    Mit Precht bspw. soll er nicht verglichen werden, er ist ein nonkonformer kreativer Denker, auch nicht ‘faschistoid’, lol.

    MFG
    Dr. W

  10. #10 Joseph Kuhn
    23. Juni 2013

    @ Bloody Mary:

    Sloterdijk verkleidet oft einfache Gedanken in dechiffrierungsbedürftige Formulierungen. Man freut sich dann eben, wenn man nach einer Weile verstanden hat, was er sagen wollte. Eine Art philosophisches Sudoku. So klingen auch ganz schlichte Wünsche viel gepflegter, siehe die letzte der Buchbesprechungen hier: https://www.mabuse-verlag.de/chameleon//outbox//public/9/188_Buchbesprechungen.pdf

    Ansonsten: Man muss lernen, die positiven Seiten des transhumanistischen Programms zu sehen: Gutmenschen mögen wir nicht, also machen wir uns ein Bild eines besseren Menschen. Dem eifern wir nach, denn wir müssen unser Leben ändern (Sloterdijk!), durch Selbstoptimierung und gute Beratung. Aber wie mühsam ist das. Wäre es nicht viel besser, wir könnten eugenisch oder durch Doping alle so geistreich werden wie Dieter Bohlen, so schön wie Dolly Buster … oder auch nur so schnell wie Jan Ullrich? Wie reich wäre dann doch unser Leben!

  11. #11 Stefan W.
    demystifikation.wordpress.com
    23. Juni 2013

    Doping ist immer nur das, was die anderen machen. Wer morgens seinen Kaffee braucht um auf Touren zu kommen, und abends sein Bierchen um wieder runterzukommen, der doch nicht!

  12. #12 Bloody Mary
    23. Juni 2013

    @Joseph Kuhn
    Genau, reich muss unser Leben sein, so kostenintensiv, wie kaizen (systematische, kontinuierliche (Selbst-)verbesserung) ist . 🙂

    Schöne Rezension, besonders lachen musste ich über „intellektuelle Verfallsform“ des Neoliberalismus.

    Wenig dechiffrierungsbedürftig um nicht zu sagen äußerst schlicht sind altbekannte, von Sloterdijk positiv besetzte Begriffe wie „Menschenzucht“, „Menschenpark“ und „Anthropotechnik“. Das nebulöse Gelaber drumherum dient nur der Stellungsverteidigung, notfalls gibt sich der Meister eben als großer Mißverstandener.

    Seine Kritiker sollten sich was schämen, lässt doch bereits die unkonventionelle Frisur auf die kreativen Gedankengänge darunter schließen. Noch billiger hats auch die vielgescholtene Bildzeitung nicht auf Lager.

  13. #13 Nordlicht
    23. Juni 2013

    Um diesen Satireartikel weiterzuspinnen und einen Bezug zum vorigen Artikel herzustellen….
    Ich wäre echt gespannt auf die Werksfahrer der Firma Heel. 🙂

  14. #14 Joseph Kuhn
    23. Juni 2013

    @ Nordlicht

    “Ich wäre echt gespannt auf die Werksfahrer der Firma Heel.”

    … ja, Heel gegen Team Gerolsteiner, das wär’s gewesen, der ultimative Test.

  15. #15 rolak
    23. Juni 2013

    Heel gegen Team Gerolsteiner

    laaaangweilig – Aqua Miserabile gegen BMW-Power, was soll da schon rauskommen…

  16. #16 Joseph Kuhn
    24. Juni 2013

    @ rolak: Heel und BMW-Power: Müssen wir die Kritik an der Homöopathie am Ende doch noch einmal überdenken?

    Und ebenso die Kritik an Jan Ullrich? Gier und Chancengleichheit sind dasselbe; erst der Regelverstoß stellt Gerechtigkeit her; Betrug ist kein Betrug, wenn es andere auch machen … Weisheiten, wie wir sie sonst nur aus dem berühmten Buch “Zen oder die Kunst, auf die Wahrheit zu warten” kennen.

  17. #17 Trottelreiner
    24. Juni 2013

    @michael:

    ach bitte, psychostimulantien in mathematik und wissenschaft sind alter kaffee (no pun intended), googel mal nach paul erdös.

    wobei alles amphetamin oder methamphetamin (oder von mir aus auch methylphendat/ritalin) der welt dich nicht unbedingt zu einem zweiten erdös macht, sondern z.b. eher zum subjekt einer reality-soap.

    aber ich persönlich habe manchmal das gefühl, das ein bißchen mph oder atomoxetin, verbunden mit einer kognitiven verhaltenstherapie genau das ist, was unser überbau bräuchte…

  18. #18 Thilo
    24. Juni 2013

    Alter Kaffee, der immer wieder neu aufgebrüht wird: https://www.deutsche-schachjugend.de/1821.html

  19. #19 Adent
    24. Juni 2013

    @Trottelreiner
    Nanana, Immerhin ist Ozzy seit 5 Jahren clean 😉
    Hmm, ich überlege gerade ob homöopathisches Doping überhaupt strafbar ist (von wegen Nachweis und so). Insofern wäre Heel eigentlich nicht geeignet für die neuen Radsportspiele nach Kuhn.
    Ansonsten eine sehr schöne Idee, die mir schon kam als ich so um 1980 Carl Lewis und bei den “Frauen” Jadmilla Kratochvilowa (oder so ähnlich) laufen sah. Freigabe jeglichen Dopings und wir haben im Prinzip die besten Spiele aller Zeiten, was macht es da, wenn die Athleten zwischen den Spielen an Herzinfarkt, Hirnschlag oder sonstigem wie die Fliegen sterben, es gibt ja immer neue.

  20. #20 rolak
    24. Juni 2013

    Betrug ist kein Betrug, wenn es andere auch machen

    Das ist ja nicht mal ein Argument, Joseph, sondern die vom Benutzenden mit einem Argument verwechselte Selbstrechtfertigung zur Vermeidung seiner kognitiven Dissonanz (außen Saubermensch, innen Pharmaversuchslabor bzw allgemein außen ehrlich, innen betrügend).

    Zen oder die Kunst, auf die Wahrheit zu warten

    Das schlägt dem Faß die Krone aufs Auge – Da verballhornt der doch glatt eines meiner Lieblingsbücher^^ Ab sofort schmeiße ich gezielt mit den beim Kommentieren unter den Tisch gefallenen Buchstaben bis Satzteilen, wirst Dich noch wundern…<br>
    Doch da Du schon angefangen hast, hätte ich einen kleinen Änderungsvorschlag, der evtl sogar besser zum Thema paßt:

    Zen oder die Kunst, die Wahrheit umzugestalten

  21. #21 noch'n Flo
    Schoggiland
    24. Juni 2013

    Ich finde ja schon länger, dass man bei Olympischen Spielen die Nationenwertung durch eine Pharmafirmen-Wertung ersetzen sollte. Dann weiss am Ende wenigstens jeder, bei welcher Firma es den besten Stoff gibt.

  22. #22 Regina
    Bregenz
    24. Juni 2013

    “… was bei so einer Spritztour alles möglich ist …”, buchstäblich, danke für das nette Wortspiel. Ich schmunzle in mich rein 😉

  23. #23 s.s.t.
    24. Juni 2013

    J.U. gibt augenscheinlich nur die Dinge zu, die ihm nachgewiesen werden können:

    Der ehemalige Pfleger des Teams Telekom erzählte, dass der Bonner Radrennstall 1993 damit begonnen habe, Epo zu nehmen. Die Mannschaftsärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich hätten die Spritzen zu den Wettkämpfen mitgebracht. Über Ullrich sagte D’hont: „Er hat sich nie etwas selber gespritzt. Bei ihm mussten es immer die Ärzte machen. Das habe ich selbst gesehen. Ich musste auch die Einheiten aufschreiben.“…„Jan hat auf jeden Fall auch Wachstumshormon benutzt, das weiß ich ganz genau.“

    https://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/doping/aussagen-von-jef-d-hont-ullrich-und-die-naechste-doping-wahrheit-12242773.html
    Das ist eine Taktik, die bei Berufsverbrechern vor Gericht nicht ganz unbekannt ist.

    Zu der (ironischen) Forderung nach “Doping für alle”: Es würde unvermeidlich zu einem Wettrüsten kommen, bei dem zahlreiche Sportler für Medallienruhm ihr Leben/ihre Lebensdauer riskieren würden, wie Umfragen zeigen. Die rel. aktuelle Badesalz/Spice/etc. Problematik zeigt, dass zahlreiche hochwirksame und mit entsprechenden Nebenwirkungen versehenen Verbindungen in den Laborjournalen schlummern.

  24. #24 michael
    24. Juni 2013

    > …Freigabe jeglichen Dopings und wir …

    Vor allem im Berufsleben. Da kriegt dann der Arbeitnehmer mehr geschafft und belastet hinterher die Rentenkasse nicht so sehr.

  25. #25 Joseph Kuhn
    25. Juni 2013

    @ Regina: … ist nur aufgewärmt. Solche Wortspiele kursieren in den Medienberichten rund um die Tour de France zuhauf. Das sagt auch was.

  26. #26 Trottelreiner
    25. Juni 2013

    @adent:
    ich dachte da eher an die diversen chantalles, mandies und kevins, die mein gemütliches computern mit hintergrunds-tv stören. 😉

    ansonsten wage ich zu bezweifeln, das eine freigabe des dopings die lebensdauer der athleten signifikant verringern würde, eher im gegenteil; realistisch betrachtet ist leistungssport oft einfach nur raubbau an der gesundheit, und das gerede vom amateursportler und der gesunden lebenseinstellung immer eine farce. entsprechend wäre ich nicht überrascht, wenn ein medizinisch überwachtes doping sogar mit einer verbesserung des gesundheitszustandes einiger athleten einherginge. das würde dann zwar eine weitere kognitive dissonanz im faschistoiden lebensprojekt des breitensports sein, aber das kümmert ja eh keinen.

    “you will jog for the master race, and always wear a happy face.”, um mal jello biafra zu zitieren. 😉

  27. #27 Trottelreiner
    25. Juni 2013

    @sst:
    die momentane problematik der legal highs zeigt eigentlich eher erst recht, das die prohibition nicht funktioniert und u.a. dazu führt, das statt durchaus gefährlichen, aber halbwegs erforschten verbotenen substanzen wie z.b. mdma mindestens genauso gefährliche, aber unerforschte substanzen wie z.b. mephedron konsumiert werden.

    im endergebnis wäre eine halbwegs kontrollierte freigabe aller drogen wohl der bessere weg, zur möglichkeit des mißbrauchs in der arbeitswelt, falsche baustelle, entsprechendes engagement z.b. bei der verteidigung des kündigungsschutzes etc. einbringen.

  28. #28 Adent
    25. Juni 2013

    @Trottelreiner
    Ne, das glaube ich nun ganz und gar nicht.

    ansonsten wage ich zu bezweifeln, das eine freigabe des dopings die lebensdauer der athleten signifikant verringern würde, eher im gegenteil; realistisch betrachtet ist leistungssport oft einfach nur raubbau an der gesundheit, und das gerede vom amateursportler und der gesunden lebenseinstellung immer eine farce.

    Bzw. ich finde das extrem unverständlich ausgedrückt weil soviele Sachen in einem Satz vermischt werden.
    Leistungsport = Raubbau an der Gesundheit, gehe ich mit!
    Amateursport = Farce, nö wieso, gibt es da Belege für, das Bewegung gar schadet?
    bezweifeln. daß eine Freigabe… = warum sollte es gesünder sein zu dopen und Leistungssport zu treiben als nur Leistungssport, das Argument erschliesst sich mir nicht?
    Was du dann anführst ist kontrolliertes und medizinisch überwachtes Doping. Oha, das könnte eventuell gesünder sein, aber bestimmt nicht gesünder als kontrollierter überwachter Leistungssport ohne Doping, oder wie kommst du auf so eine Aussage?
    Und realistisch betrachtet wird es immer mehr Leute geben, die mit wenig Geld und Aufwand viel erreichen wollen, die werden mit großer Wahrscheinlichkeit kein “kontrolliertes” Doping betreiben sondern schnell hohe Leistung erbringen wollen und darauf begründet sich meine Meinung, daß die gedopten Athleten schneller abtreten, sprich sterben oder zu Sportinvaliden werden.

  29. #29 Trottelreiner
    25. Juni 2013

    @adent:
    gemeint war natürlich, das es eine farce ist, bei dem heutigen leistungssport so zu tun, als würde dieser von amateuren durchgeführt, und als hätte dieser etwas mit einer gesunden lebensführung zu tun. entschuldige, wenn das etwas undeutlich war, ich dachte eigentlich, das der bezug zum leistungssport klar war.

    der amateurgedanke wird gerade bei den olympischen spielen immer wieder hervorgekramt, wobei die ursprünglich dahinterstehende einstellung, aristokratische freizeitsportler vs. proletarische berufssportler, eher selten thematisiert wird.

    zur frage, ob spitzensport mit oder ohne doping weniger gesundheitsschädigend wäre, ich schrieb ja nicht, ich wäre sicher, das sport mit doping gesünder wäre, ich schrieb nur, daß ich bei guter überwachung nicht SOO überrascht wäre. wobei das wohl auch von der jeweiligen substanz bzw. technik abhänge, bei den anabolika halte ich einen entsprechenden einsatz z.b. für unwahrscheinlich, andererseits könnten selektivere wirkstoffe (steroidrezeptoren sind aus anderen gründen mal wieder beliebte ziele der medizinischen chemie) aus dieser klasse den umfang des für den muskelaufbau nötigen trainings verringern, was die belastung z.b. der gelenke ebenfalls kleinhalten würde.

    ganz allgemein würde ich mir beim verlassen der üblichen betriebsbedingungen unserer fleischsäcke erst einmal alle optionen offenhalten, wenn ich einen 6000m hohen berg besteigen will, würde ich z.b. bei einer höhenkrankheit beim abstieg dexamethason verwenden, um ein hirnödem zu vermeiden. wobei die anwendung von corticosteroiden eben im normalen sport u.u. unter doping fallen würde. wobei die gesteigerte sicherheit natürlich eventuell durch das sturzhelm-paradox ausgehebelt (“ist sicherer, ich fahr schneller”) würde.

    grundsätzlich legt die betonung der gefahren des dopings übrigens leider im umkehrschluß nahe, das sport ohne doping ungefährlich ist. und da sehe ich ein problem, das goldmann-dilemma zeigt eher, das spitzensportler einen, ähh, etwas divergenten wertekodex haben, der sich wohl auch im normalen training zeigen dürfte.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Goldman-Dilemma

    und solange wir einerseits die gefahren des dopings erwähnen, aber andererseits nichts dabei finden, die geschichte vom ersten marathonläufer zu erzählen, der nach dem lauf tot umfiel, bzw. sogar etwas bewunderung dafür zeigen, solange ist das alles heuchelei.

  30. #30 Trottelreiner
    25. Juni 2013

    anderes beispiel, momentan hätte ich keine chance, durch einen dopingtest zu kommen. weil ich hct gegen einen stark erhöhten blutdruck nehme, alle diuretika sind als maskierungsmittel verboten.

    was die interessante frage aufwirft, vieviele berufssportler an hypertoniefolgen krepieren, weil sie eine therapie mit diuretika, die z.b. nach allhat anderen therapien überlegen ist, aus karrieregründen ablehnen. naja, sind ja eh nur die afroamerikaner, die nicht so gut auf ace-hemmer ansprechen…

  31. #31 s.s.t.
    25. Juni 2013

    @Trottelreiner

    Na ja, MDMA (=XTC) ist zwar halbwegs erforscht, aber alles andere als ungefährlich, wie sich bei der Erforschung herausstellte: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2005/2376/pdf/Dissertation.PDF MDMA (et al. die jedoch keine Rolle spielen) sind u.v.a.m. ziemlich hirntoxisch und die Schädigung hängt augenscheinlich kumulativ (Gesamtdosis/Leben) ab.

    Die Ergebnisse der Studie finden sich etwas einfacher und schneller lesbarer in diesem Zeitungsartikel: https://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/forschung/article350055/Ecstasy-schlaegt-aufs-Gedaechtnis.html

    Ich halte es für problematisch Stoffe freizugeben, die bei längerem, und nicht nur chronischem, Konsum stark schädigen, aber starke Ibus und Diclos der Rezeptpflicht unterzuordnen.

    Desweiteren scheint auch hier der Mensch regelmäßig ‘nach neuen Ufern zu streben’. Wie sonst erklärt sich der Erfolg von Crack (um bei Hamburg zu bleiben) oder der von Methamphetamin (um auch den süddeutschen Raum nicht zu vernachlässigen)? Klar, Crack knallt besser als Koks (-HCl) und “Crystal” ebensogut, aber viel länger. Die unvermeidlichen Nebenwirkungen werden verdrängt. Jemand der gut auf Koks ist, verbraucht pro Tag auch locker 5 g, in der Heroin-Substitution liegt die Tagesdosis schon mal bei 2 g (DAM-HCl, 99%, bei einer gefährlichen Dosis für Ungewohnte von 50 mg, was in der Preisklasse von Strychnin liegt.)

    Freigaben für Drogen und Dopingmittel würden letztendlich nur zu einem Wettrüsten führen: Was knallt am dollsten, wie bekomme ich die größten Muckies. Dass sowohl Junkies als auch Sportler kein sonderliches Interesse an dem Weiterleben nach dem Kick bzw. der Goldmedaille dürfte nicht neu sein.

  32. #32 Trottelreiner
    25. Juni 2013

    @sst:
    ja, aber zumindest können wir bei mdma sagen, daß es wohl selektiv serotonerge neuronen schädigt, was man dann zur grundlage einer persönlichen entscheidung machen kann. ich würde die finger davon lassen, diverse andere sehen das wohl etwas anders. dafür habe ich keine probleme damit, bei einer schweren depression ssri zu nehmen, die ein mdma-konsument als zu leberschädigend ablehnte. allemallachen…

    ein weiteres problem, mdma ist wohl wie fenfluramin und diverse ältere parkinsonmedis ein 5-ht2b-agonist, was das risiko einer veränderung der herzklappen nahelegt.

    bei mephedron, dem prototypen der “badesalze” hingegen wissen wir überhaupt nichts über die folgen, wir wissen nur, das es relativ unselektiv serotonin und dopamin freisetzt, ähnlich wie mdma oder das prototypische serotonerge neurotoxin pca:

    https://de.wikipedia.org/wiki/4-Chloramphetamin

    und es führt zu einer erhöhten körpertemperatur. alles dinge, die u.a. für die neurotoxizität des mdma verantwortlich gemacht werden. nach kurzem querlesen bei pubmed scheint es trotzdem eher harmlos zu sein, kann aber auch an der vergleichssubstanz methamphetamin liegen. eine wirkung am 5-ht2b-rezeptor ist unbekannt, erscheint aber möglich.

    eine besonderheit des mephedrons war, das der konsum mit einer starken vasokonstriktion einherging, die benutzer berichteten von blau anlaufenden gliedmaßen, anlaß, damit aufzuhören sahen sie nicht.

    mittlerweile ist mephedron in vielen ländern verboten, stattdessen gibt es jetzt ersatzstoffe, über die wir noch weniger wissen.

    entsprechend halte ich es irgendwie für sinnfrei, bekannte gefährliche substanzen zu verbieten, nur um dadurch den konsum auf unbekannte substanzen umzuleiten, die wahrscheinlich genauso gefährlich sind und eventuell risiken.haben, die wir noch gar nicht kennen. um ein beispiel aus der geschichte zu nennen, eine der folgen der prohibition von alkohol war, das die trinker auf diethylether umstiegen.

    btw, falls ich das noch nicht klargestellt habe, für mich findet das wettrüsten auf kosten der gesundheit im leistungssport längst statt, auch wenn wirklich niemand die verbotenen methoden anwenden würde. aber durch das dopingverbot können wir uns ja einreden, daß das alles nicht SOO schlimm ist…

  33. #33 Adent
    26. Juni 2013

    @Trottelreiner
    Alles klar, dann hatte ich dich falsch verstanden. Die Freigabe ist natürlich nicht nur problematisch sondern nahezu unmöglich, da dadurch das Deckmäntelchen des reinen Athleten endgültig wegfallen würde und sich wahrscheinlich nur noch ein paar Freaks so eine Freak-Show ansehen würden in der Dopingmonster gegeneinander antreten.
    Solange es offiziell verboten ist sind viele damit beschäftigt es a) nachzuweisen und b) vor den Nachweisenden zu verschleiern, dadurch sehen die Sportler noch nicht gar so schlimm aus (größtenteils), wie es wohl nach einer Freigabe wäre. Wie gesagt, ich erinnere mich da an die Kratochvilowa (oder sollte man den sagen?) und einige Kugelstoßerinnen aus dem ehemaligen Ostblock (Schauder).

  34. #34 Basilius
    Haganai
    27. Juni 2013

    @Adent
    Stellt sich halt die Frage, was Du wolltest und was DIE wollten:
    – Möglichst Leistungsfähige Sportlerinnen
    – Mädchen, die gemäß Deinen Vorlieben schön anzuschauen sind?

    Man kann halt nicht immer alles haben.
    ^_^

  35. #36 michael
    29. Juni 2013

    > …Dopingsperre…

    LOL. Im ersten Moment hab ich gedacht, der dürfte jetzt lebenslang nicht mehr dopen, damit die anderen auch mal gewinnen können.

  36. #37 rolak
    29. Juni 2013

    Bei solchen Neben-Interpretationsmöglichkeiten in den Texten des Posthornschwingers gehe ich mittlerweile automatisch eher davon aus, daß absichtlich so formuliert wurde, michael.

    btt: Bei der für einen WE-Start hier-üblichen Bespaßung fiel auf, daß Schmicklers Montagsfrage (dieser link dürfte längerlebig zielgenau sein) bzw deren Beantwortung durchaus von diesem, einen Tag zuvor erschienenen blogpost inspiriert gewesen sein könnte 😉