Der Film „Matrix“ spielt mit der Differenz von Sein und Schein, von Realität und Wahrnehmung. In der „Matrix“ glauben die Menschen, ein normales Leben zu führen, dieses ist aber nur eine Simulation. Die Affäre um die Abhöraktivitäten des amerikanischen Geheimdienstes NSA nimmt inzwischen Dimensionen an, die an diesen Film erinnern. Wie der SPIEGEL meldet, späht die NSA in einem bisher ungeahnten Umfang Kommunikationsverbindungen in „befreundeten Ländern“ aus, Deutschland sei, da nur „Partner dritter Klasse“, sogar regelrecht ein „Angriffsziel“. Einrichtungen der EU wurden auch bespitzelt, EU-Justizkommissarin Reding stellt deswegen nun die Verhandlungen über eine transatlantische Freihandelszone infrage. US-Präsident Obama rechtfertigt das Ganze als Terrorbekämpfung, ein großer Teil der Amerikaner sieht kein Problem in der ganzen Sache und heute wurde in den Nachrichten ein früherer Bush-Berater mit der juristisch wohl korrekten, aber politisch etwas befremdlichen Äußerung zitiert, das Recht auf Schutz der Privatsphäre gelte ohnehin nur für Amerikaner. Der Bundesnachrichtendienst wusste angeblich von alldem nichts, die Kanzlerin schweigt und der Chef der deutschen Polizeigewerkschaft regt an, sich an den amerikanischen Überwachungsmethoden ein Vorbild zu nehmen. Ich muss gestehen, ich bin etwas verwirrt. Um die Freiheit zu verteidigen, muss sie aufgehoben werden. Die Bedrohung der Freiheit erfordert ihre Einschränkung. Und die Verteidiger der Freiheit – wer ist das dann jetzt noch mal?
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