Gerade geht die Meldung durch die Medien, dass wieder ein Marlboro-Man an einer Lungenerkrankung gestorben ist: Eric Lawson, er litt an einem chronisch-obstruktiven Lungenemphysem. 1987 starb David Millar, ebenfalls an einem Lungenemphysem, 1992 Wayne McLaren an Lungenkrebs, 1995 David McLean, auch Lungenkrebs. In der Los Angelos Times steht, McLaren habe auf dem Totenbett den makabren Satz gesagt, “Take care of the children. Tobacco will kill you, and I am living proof of it.”

Die Marlboro-Men sind die grausamen Ikonen einer Werbung für den Tod. Still sterben dagegen die meisten anderen, die dorthin gehen, “where the flavor is”. Wie viele es genau sind, kann man nicht sagen, als Todesursache steht im Totenschein ja nicht “Rauchen”, sondern z.B. Herzinfarkt oder Lungenkrebs. Studien schätzen die Zahl der tabakbedingten Sterbefälle in Deutschland auf mehr als 100.000 jährlich.

In Deutschland hat sich das Bild vom Cowboy als Inbegriff glimmstengelharter Männlichkeit wohl verbraucht, hierzulande rauchen immer weniger Männer und auch die Frauen haben sich mittlerweilen eines Besseren besonnen. Weltweit nimmt der Tabakkonsum dagegen zu, mit den Folgen, für die die Marlboro-Men heute ungewollt symbolisch stehen: Rauchen tötet.

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Mehr Daten: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
Mehr Hintergrund: Robert Proctor: The Golden Holocaust. University of California Press. 2012.

Kommentare (17)

  1. #1 rolak
    28. Januar 2014

    ..and I am living proof of it

    Will mich ja nicht beschweren, da auch dieser Satz in dem Kontext eine reife Leistung ist, doch ‘I am dieing proof’ hätte mir besser gefallen.

    100.000

    Mein Standardsatz bei fingerfuchtelndem Hinweis auf die Sterbezahlen der Statistik über die ach so bösen Drogen ‘..und nicht zu vergessen 30.000 wg Alkohol und 80.000 wg Tabak’. Hat bisher wirksam Moralpredigten abgewürgt 😉

  2. #2 Ludger
    28. Januar 2014

    Es wurde mal die Zahl von 1500 täglich vorzeitig an der Folgen des Zigarettenmissbrauchs verblichenen Menschen in Europa gehandelt. Das juckt (fast) keine Sau. Verglichen mit den Opferzahlen von 9/11 sind das in Europa pro Jahr über 180 mal so viele, die an den Folgen des Zigarettenrauchens vorzeitig sterben müssen. Warum werden die 1500 toten Europäer/Tag einfach so hingenommen, man empört sich aber noch nach 25 Jahren über die knapp 300 Opfer des Lockerbie-Anschlags. Was macht unsere kollektive Aufmerksmkeit so selektiv?

  3. #3 Joseph Kuhn
    28. Januar 2014

    @ Ludger:

    “Was macht unsere kollektive Aufmerksmkeit so selektiv?”

    Unsere Risikowahrnehmung ist ohnehin ein seltsames Ding, abhängig von vielen Faktoren. Wenn dann noch die besondere Form der “Risikokommunikation” der Tabaklobby dazu kommt (“alles nicht so schlimm”, “alles Verschwörungen der WHO- und pharmagekauften Wissenschaft”, “jeder kann sich frei entscheiden”, “Nichtraucherschutz vernichtet tausende Arbeitsplätze”, “Rauchen ist cool”, “Don’t be a Maybe”, “Come to where the flavor is” usw.), braucht man sich nicht mehr zu wundern.

  4. #4 Alexander
    28. Januar 2014

    Ab 3:25 dieses Films ist Wayne McLaren auf dem Sterbebett zu sehen:

    https://www.youtube.com/watch?v=SQ7L_fET9c0

    @Ludger: Sehr gute Frage! Ich vermute stark, dass hier auch fehlende Bilder eine Rolle spielen. Nach dem Lockerbie-Anschlag gab es Aufnahmen von verstreuten Flugzeugteilen und weinenden Angehörigen. Die 300 bis 400 Tabaktoten pro Tag allein in Deutschland bieten im Vergleich dazu wenig an. Ich wette, wenn dabei auch täglich ein sauteures Flugzeug kaputt gehen würde, sähe die Sache ganz anders aus!

  5. #5 Joseph Kuhn
    28. Januar 2014

    @ Alexander: Ja, die Sichtbarkeit von Risiken ist ein wichtiger Punkt in der Risikowahrnehmung. Daher reiten die Tabakfreunde z.B. auch immer so darauf herum, dass es keinen Totenschein gäbe, auf dem stünde, der Tote sei am Rauchen gestorben, die Tabaksterbefälle seien nur “statistische Konstrukte”.

  6. #6 Alexander
    28. Januar 2014

    Gibt es denn Totenscheine, auf denen als Todesursache “zu schnelles Fahren” genannt wird? 😉

    Übrigens lese ich auf diesem Totenschein etwas von ICD-10:
    https://goo.gl/efdXT3

  7. #7 Joseph Kuhn
    28. Januar 2014

    @ Alexander: Danke für das Faksimile des Totenscheins. Eine echte Rarität. Die Todesursachenstatistik verzeichnete 2012 für Deutschland gerade mal 90 (!) Sterbefälle, bei denen als Grundleiden eine Diagnose aus der ICD-F17-Gruppe (Tabak) dokumentiert wurde, dazu 2 Sterbefälle durch tabakbedingte Vergiftung (ICD T65.2).

    Das “zu schnelle Fahren” als Todesursache ist übrigens statistisch sogar etwas besser dokumentiert – über die Verkehrsunfallstatistik. Aber ob das auch ab und zu auf Totenscheinen steht?

  8. #8 Dagda
    29. Januar 2014

    @ Joseph Kuhn

    Ja Verkehrsunfälle sollten eigentlich immer im Totenschein auftauchen, insbesondere weil sie, wenn sie Grundleiden sindm die Todesart immer nicht natürlich ist und damit die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werden muss.

  9. #9 Joseph Kuhn
    29. Januar 2014

    @ Dagda: “Transportmittelunfälle” werden in der Todesursachenstatistik erfasst (ICD V01-V99), aber ob jemand “zu schnelles Fahren” auf dem Totenschein vermerkt? Da ist die Verkehrsunfallstatistik besser.

  10. #10 miro
    30. Januar 2014

    Die Zigarettenfirmen gehen über Leichen, ihr Geschäft ist der Tod.

  11. #11 miesepeter3
    30. Januar 2014

    Tja, da ist nun einer an seinem eigenen Werbegegenstand gestorben. Und das erzählt uns einer, der immer mit einem Glas Alkohol in der Hand zu sehen ist.
    Irgendwie scheinen einem die Sünden der anderen immer schlimmer zu sein, als die eigenen.
    Ich gebe zu, sich mit einem Butterbrot in der Hand ablichten zu lassen sieht irgendwie doof aus.
    Aber so scheint einem die Empörung etwas aufgesetzt.

  12. #12 Joseph Kuhn
    30. Januar 2014

    @ Miesepeter3: “Schlimmer” ist Tabak zwar schon (mind. 100.000 Sterbefälle), aber Alkohol ist alles andere als harmlos (ca. 40.000): https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2013/05/11/in-vino-veritas/

    Das mit dem Butterbrot überlege ich mir noch mal.

  13. #13 miesepeter3
    31. Januar 2014

    Ich weiß aus eigener schlimmen Erfahrung, dass Rauchen sehr viel gefährlicher ist. Wollte nur darauf hinweisen, dass die meisten so ein kleines Laster haben, das andere gerne mal zu ihrem Vorteil ausnutzen.

  14. #14 Randifan
    31. Januar 2014

    Es ist eine bittere Ironie, zu lesen, die Darsteller der Marlborocomboys an Krebs verstarben, auch wenn Nikotin süchtig macht, so wäre einzig und allein eine totalle Bevormundung des Staates in dieser Sache die einzige Lösung, um Millionen Menschen vom Rauchen abzubringen, was nicht durchzusetzen wäre

    • #15 Joseph Kuhn
      31. Januar 2014

      @ Randifan: Nein, die totale Bevormundung durch den Staat will hoffentlich niemand, zumindest ich nicht. Aber die Sache einfach achselzuckend hinzunehmen und z.B. die Tabakindustrie einfach so weitermachen zu lassen, kann auch nicht die Lösung sein.

  15. #16 Ludger
    1. Februar 2014

    Randifan #14

    “…wäre einzig und allein eine totalle Bevormundung des Staates in dieser Sache die einzige Lösung…”

    Der Staat hat Jahrzehnte zugelassen, dass Kinder süchtig gemacht wurden. Die Zigarettenautomaten waren für Kinder frei zugänglich und durften auch neben Schulen hängen. Wieviele Automatenbetreiber haben deswegen im Gefängnis gesessen? Die maßgeblichen Politiker waren selber süchtig. Von einer solchen Durchdringung der Politik mit Sympathisanten kann die Mafia nur träumen. Stellen wir uns mal vor, neben den Schulen hätten Schnapsautomaten gehangen, damit sich die Kinder dort bequem mit Schnaps versorgen können. Wären die auch Jahrzehnte toleriert worden? – Die Bundesregierungen unter Kohl und Schröder mussten von der EU zum Nichtraucherschutz gezwungen werden. Schutz von Kindern, Schwangeren, Asthmakranken und Nichtrauchern wird nur von Süchtigen als Bevormundung empfunden.

  16. […] In dem Film wird das Sterben rauchender Cowboys thematisiert, sozusagen die wahre Geschichte zum „Marlboro Man“. In dem Film verglich Wakeham, so Proctor, Rauchen mit Apfelmus-Konsum: auch der sei schädlich, […]