Warum Edzard Ernst beim Thema Alternativmedizin so humorlos ist, ahnt man, wenn man das Kapitel seiner Auseinandersetzung mit Prinz Charles liest, der bekanntlich zu denen gehört, die keine Evidenznachweise brauchen, weil sie wissen, dass sie recht haben. Die Geschichte wirkt wie das alternativmedizinische Gegenstück zum Fall Sawicki. Ernst bezeichnet diese Auseinandersetzung als „die unangenehmste Zeit meines ganzen Berufslebens“ – und sie hat letztlich zu einem bitteren Ende seiner Laufbahn in Exeter geführt, auch wenn er seine Biografie nicht so bitter ausklingen lässt: „Heute blicke ich von der friedvollen Warte meines Ruhestandes mit einer Mischung aus Zufriedenheit und Ungläubigkeit auf eine oft stürmische Vergangenheit zurück. Der Arzt und Wissenschaftler in mir mag noch immer voller Fragen sein, aber der Musiker [Edzard Ernst wollte ursprünglich Jazz-Musiker werden, JK] atmet erleichtert auf: Die Darbietung mit ihren höllischen Schwierigkeitsgraden und den vielen teuflisch-schweren Passagen ist endlich gut überstanden.“ Möge es so sein.
Zwei Bücher, die Glaubensbekenntnisse infrage stellen. Was man glaubt, kommt durch kulturelle Traditionen, Erziehung, Erlebnisse oder Zufall zustande. Rechtfertigungen sind das nicht. Rechtfertigungen erfordern gute Gründe. Die Frage danach, wie etwas tragfähig begründet werden kann, macht auch Wissenschaft aus. Wer sich darauf beruft, dass es daneben andere Wirklichkeiten gibt und diese in seinem Leben wichtiger seien, der mag dies tun, aber er kann nicht verlangen, dass man ihm folgt. Warum sollte man?
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