„I am your voice“ ruft Trump den Zukurzgekommenen zu. Ein Milliardär, der sich als ewiger Gewinner inszeniert, als Fürsprecher der Verlierer? Was weiß Trump wohl von den Nöten und Sorgen normaler Leute? Aber gut, in Deutschland halten ja auch viele kleine Leute neoliberale Spruchbeutel der AfD für Ihresgleichen und in Großbritannien jubeln sie dem Eton-Schüler Boris Johnson zu. Apropos Johnson. Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass sein Urgroßvater Ali Kemal der letzte Innenminister des osmanischen Reiches war und sein Großvater Osman Ali nach England floh – und jetzt hat der Enkel Probleme mit der Zuwanderung.
In der Süddeutschen Zeitung macht Dennis Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, heute auch noch einmal auf den Zusammenhang der aktuellen politischen Aufwallungen mit der sozialen Spaltung unserer Gesellschaften aufmerksam: „Der Brexit ist Ausdruck einer sozialen Desintegration gigantischen Ausmaßes. (…) In dieses gefährliche soziale Gebräu hinein kamen in den vergangenen Jahren auch noch mehrere Einwanderungswellen aus der EU, womit insbesondere die Machtlosen ihre Sündenböcke hatten: die Ausländer (…).“ Mit der sozialen Spaltung meint er dabei in erster Linie nicht die Einkommensungleichheit, sondern die Abwendung sowohl der Gewinner wie der Verlierer von der Gesellschaft als einem gemeinsamen Projekt. „Was scheren mich die anderen?“ ist sein Essay überschrieben.
Man kann den Nationalismus als Appell der Ausgegrenzten an die Ausgrenzer sehen: „Wir sind doch ein Volk.“ Mir kommt das vor wie eine Art Stockholm-Syndrom. Und von oben ruft es „I am your voice“.
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